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Warum wir durch Sport allein nicht abnehmen

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Wien (pts011/04.12.2020/10:00) Der Effekt sportlicher Aktivität beim Abnehmen ist eines der umstrittensten Themen der Wissenschaft. In vielen Studien, in denen die Auswirkungen eines Sportprogramms auf das Körpergewicht untersucht wurden, hat man festgestellt, dass nur ein kleiner Teil der Übergewichtigen tatsächlich abgenommen hat.

Ein Teil der Versuchsteilnehmer behielt das Ausgangsgewicht und ein Teil nahm sogar an Gewicht zu. In den Medien wird trotzdem suggeriert, dass Sport das Mittel zur Wahl ist, wenn es darum geht, lästige Kilos bis hin zu starkem Übergewicht los zu werden. Dabei wird oft die Rolle der richtigen Ernährung außer Acht gelassen.

Fakt ist, dass Training Kalorien verbrennt, weshalb unzählige Menschen mit Figurproblemen erst einmal beginnen, etwas Sport zu machen bzw. sich zu einem Abnehm-Sportprogramm anmelden. Anfangs noch motiviert, klagen viele, stundenlang gelaufen zu sein, mit dem Hund täglich 4 Kilometer gegangen zu sein oder 2 Stunden wöchentlich Bauch-Beine-Po-Training gemacht zu haben ohne auch nur eine Kilo verloren zu haben. Zu bedenken ist dabei, dass jede körperliche Aktivität zwar unseren Energieverbrauch steigert und sehr viele positive gesundheitliche Auswirkungen hat, der Effekt auf das Körpergewicht jedoch weitgehend überschätzt wird.

Arten des Energieverbrauchs

Unser Körper verbraucht Energie auf drei wesentliche Arten: Wir benötigen erstens Energie zur Aufrechterhaltung aller Körperfunktionen im Ruhezustand. Dieser Energiebedarf wird Grundumsatz genannt. Bei den meisten Menschen macht dieser Energieverbrauch in etwa 60 bis 80 Prozent des täglichen Tagesenergieverbrauchs aus. Die Verdauung der zugeführten Nährstoffe macht ungefähr 10 Prozent der Gesamtenergie aus. Die restlichen 10 bis 30 Prozent werden für körperliche Aktivitäten und Sport verbraucht.

Rein mathematisch bräuchte man also einfach weniger Energie in Form von Nahrung zuführen als man verbraucht bzw. den Verbrauch durch Sport erhöhen und so zu einer negativen Energiebilanz kommen. Klingt einfach, ist es aber in der Praxis nicht.

Mehr Sport - mehr Appetit

Durch die körperliche Anstrengung beim Sport verspürt unser Körper vermehrt das Bedürfnis mehr zu essen, um so die verbrauchte Energie wieder aufzufüllen. Grund dafür ist, dass die Kohlenhydratspeicher, vor allem beim Untrainierten relativ schnell aufgebraucht sind und so dem Körper Hungergefühl induzieren. Man isst also automatisch mehr, wenn man Sport macht. Auch wenn es sich dabei um Obst, Joghurt oder einen Müsliriegel handelt, kompensiert diese Energiezufuhr gerade mal die zuvor beim Sport verbrauchten Kalorien.

Beispiel aus der Praxis

Bei einer halben Stunde Nordic Walking verbrennt man im Schnitt 100 Kalorien. Der danach konsumierte Smoothie kann aber leicht auf 300 Kalorien kommen.

Die Psyche spielt dabei ebenso eine große Rolle - man schwitzt eine Stunde beim Workout oder kommt müde vom Schwimmen zurück und möchte sich danach mit einem Stück Schokolade oder einem Stück Pizza belohnen. Der dritte Aspekt, den man in Studien beobachtet hat, ist, dass Menschen, die an einem Tag Sport machen, den Rest des Tages sehr wenig Bewegung machten, weil sie gefühlsmäßig ihr "Pensum" erledigt haben.

Warum dann also überhaupt Sport betreiben?

Wir sollten das Thema Bewegung und körperliche Aktivität auf eine andere Art und Weise betrachten. Bewegung schützt uns vor vielen Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, senkt das Krebsrisiko, verbessert unsere Ausdauer und führt zur Ausschüttung von Glückshormonen. Bewegung und Sport sind somit wichtig für eine gesunde Lebensweise, allerdings kein einzig gültiges Mittel zum Abnehmen. Die Ernährung spielt dabei die wesentlich wichtigere Rolle. Habe ich mein Wunschgewicht erreicht, kann sportliche Betätigung allein schon durch die positive Wirkung auf die Psyche und Ausdauer beim "Schlank bleiben" wirkungsvoll unterstützen.

Quellen:

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3696411/

http://www.researchgate.net/publication/267741499_Predictors_of_Fat_Mass_Changes_in_Response_to_Aerobic_Exercise_Training_in_Women

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23666018

(Ende)
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