Scientology unterwandert deutsche Unternehmen
Vorwurf der Missionierung in internen Kursen bei kleinen Firmen
![]() |
Scientology gerät erneut in die Kritik (Foto: scientology.com) |
Düsseldorf/Essen (pte041/04.06.2009/13:55) Die in Deutschland nicht als Religionsgemeinschaft anerkannte Organisation Scientology http://www.scientology.com schleicht sich mehr und mehr in die Management-Etagen von deutschen Unternehmen ein. Allein in Nordrhein-Westfalen sind dem Innenministerium und der Beratungsstelle Sekten-Info bereits 15 Fälle bekannt, in denen Vorgesetzte ihre Angestellten zur Teilnahme an Scientology-Kursen oder zu Studien von einschlägigen Büchern genötigt haben sollen. Dabei geraten immer öfter vor allem kleinere Unternehmen in das Visier von Scientology.
Sekten-Fachmann Ingo Heinemann http://www.ingo-heinemann.de kritisiert die Organisation bereits seit Jahren. Im Gespräch mit pressetext wirft der Experte Scientology vor, betrügerisch zu sein und kostspielige Produkte zu vertreiben, die es gar nicht gibt. "Die Not von Menschen wird schamlos ausgenutzt. Die von Scientology angebotenen Seminare und Bücher zerstören mit ihren vermeintlich idealen Lebensentwürfen und Weltanschauungen oftmals nicht nur die ökonomische Grundlage der Konsumenten, sondern auch deren sozialen Beziehungen", sagt Heinemann. Die Organisation würde dabei verbotenerweise "verkappte Psychotherapien" durchführen, die gesetzlich jedoch ausschließlich von zugelassenen Fachärzten praktiziert werden dürfen, erklärt der Insider.
Die ökonomischen Ziele Scientologys dürften auch in Nordrhein-Westfalen im Vordergrund stehen. Wie die Westdeutsche Allgemeine Zeitung heute, Donnerstag, berichtet, soll das Ziel realisiert werden, weitere Mitglieder durch Druck auf einzelne Mitarbeiter zu gewinnen und auf diese Weise neue Geldquellen zu erschließen. Von Zufall dürfte auch nicht sein, dass vor allem kleinere Firmen, die über keine Mitarbeitervertretungen verfügen, von Scientology-Aktivitäten betroffen sind. "Scientology kann mit seinen ,Dienstleistungen' abhängig machen. Die Gefahr für den Verbraucher ist groß", sagt Heinemann gegenüber pressetext. Aus diesem Grund steht Scientology, die in Nordrhein-Westfalen derzeit rund 400 Mitglieder zählt, seit 1997 im Blickfeld des Verfassungsschutzes (pressetext berichtete: http://pressetext.at/news/080229001/).
Obwohl Heinemann von keiner besonderen Problematik in Nordrhein-Westfalen ausgeht und vielmehr von "einem generellen Thema" spricht, raten Experten des Innenministeriums NRW dazu, dass leitende Angestellte eine Abstandserklärung unterzeichnen sollten, in der sie sich von den Zielen der Scientologen distanzieren. Betriebsinterne Kurse werden bevorzugt von Scientologen genutzt, um darin für die Ziele der Organisation zu werben, heißt es in dem Bericht. Wird ein Betrieb für Schulungen engagiert, sollten Mitarbeiter vorsichtig sein und auf Wortmarken oder Symbole achten, raten Experten. Die Wirtschaftskrise scheint auch den Druck auf die Angestellten zu erhöhen. Die Angst vor einem Jobverlust ist häufig zu groß.
"Dass kleine Betriebe in Nordrhein-Westfalen betroffen sind, ist kein neues Phänomen, hat in dem Ausmaß aber zugenommen. Uns liegen mehrere Fälle vor, bei denen Betroffene angaben, am Arbeitsplatz missioniert worden zu sein. Selbst Auszubildende mussten daraufhin die Lehre abbrechen", sagt Sabine Riede, Geschäftsführerin des Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. http://www.sekten-info-nrw.de , im pressetext-Gespräch. Obwohl Riede bestätigt, dass es Gespräche mit Scientology geben werde und diese auch den Kontakt zu Beratungsstellen und Behörden suchen, spricht die Organisation von einer "Desinformationskampagne". "Uns sind keine Fälle bekannt, bei denen Mitarbeiter von Firmen unter Druck gesetzt werden, um Kurse bei Scientology zu belegen", erklärte die Organisation.
(Ende)Aussender: | pressetext.deutschland |
Ansprechpartner: | Florian Fügemann |
Tel.: | +43-1-81140-305 |
E-Mail: | fuegemann@pressetext.com |