Agentur ddp wegen Schweiz-Rückzug im Kreuzfeuer
Entlassene Redaktion will Entscheidung anfechten
Harsche Kritik gegen ddp wegen Schweiz-Rückzug (Foto: aboutpixel.de, N N) |
Bern/Berlin (pte029/02.02.2010/13:40) Die Nachrichtenagentur Deutscher Depeschendienst (ddp) wird seit ihrer überraschenden Entscheidung zum Rückzug aus der Schweiz mit Kritik überhäuft. Im Zuge der Schließung der Redaktion steht die gesamte Belegschaft vor der Entlassung - für die ohnehin nicht von Vielfalt geprägte Medienlandschaft in der Eidgenossenschaft eine Hiobsbotschaft. "Wir werden die Entscheidung anfechten", kündigt ddp-Redaktor Ernst Abegg im Gespräch mit pressetext an. Vor der Entlassung seien die Mitarbeiter weder einzeln noch als Belegschaft über den Schritt informiert worden, womit gegen Schweizer Recht verstoßen worden sei.
Funkstille
Aus der ddp-Geschäftsleitung in Berlin herrsche seit der plötzlichen Ankündigung Funkstille. "Es besteht kein Kontakt zur ddp. Wir wissen nicht einmal, wann wir vom Netz genommen werden", unterstreicht Abegg. Auch auf die Forderung seitens der Redaktion, den Stellenabbau zumindest an einen Sozialplan zu knüpfen, sei bisher nicht reagiert worden. Von Abfindungen sei bislang keine Rede gewesen. Der "medienpolitisch folgenschwere Entscheid" wird neben der betroffenen Redaktion von Medienvertretern, der Mediengewerkschaft comedia sowie dem Journalistenverband impressum scharf kritisiert.
"Monopolagentur"
Im Zuge des ddp-Rückzugs hat die Agentur eine Kooperation mit ihrer einstigen Konkurrentin Schweizerische Depeschenagentur (SDA) angekündigt. "Die SDA wischt ihre Konkurrenz vom Tisch und wird zur Monopolagentur", sagt Abegg gegenüber pressetext. Sie wird künftig deutsche ddp-Textdienste und deren Ausland-Depeschendienst DAPD in der Schweiz verbreiten. Gleichzeitig baut jedoch auch die SDA Stellen ab. Die Berichterstattung "Schweizer Nachrichten für Schweizer Medien" leide darunter zusätzlich.
Erst im Dezember hatte die ddp im Rahmen der Übernahme von Associated Press (AP) Deutschland auch deren Schweiz-Tochter geschluckt. "Es stellt sich nun heraus, dass die ddp die Schweizer Tochter nur aufgekauft hat, um sie zu schließen", so der Vorwurf von comedia. impressum bemängelt, dass durch die unangekündigte Entlassung "Gesetze, Anstand und soziale Verantwortung mit Füßen getreten werden". Eine Stellungnahme seitens der ddp war auf Nachfrage von pressetext bis Redaktionsschluss dieser Meldung nicht erhältlich.
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