pte20100913018 Umwelt/Energie, Forschung/Entwicklung

Hundekot beleuchtet einen Park

US-Projekt nutzt Methan im Verwesungsprozess


Laterne im Hundepark: Gacki-Sackerl spenden das Licht (Foto: The Park Spark Project)
Laterne im Hundepark: Gacki-Sackerl spenden das Licht (Foto: The Park Spark Project)

Cambridge/Berlin (pte018/13.09.2010/11:55) Jede Stadt hat ihr Hundekot-Problem. Derzeit landen die Säckchen, in denen Hundehalter die Hinterlassenschaften ihrer Tiere entsorgen, meist beim Straßenkehricht und setzen bei der Verwesung das Treibhausgas Methan frei. Dieses könnte jedoch genutzt werden, zeigt ein vom Massachusetts Institute of Technology http://mit.edu gefördertes Projekt des Künstlers Matthew Mazzotta in einem Hundepark in den USA. Hundekot liefert in seiner Installation das Licht einer Straßenlaterne.

Laterne im Hundepark

Das "Park Spark Project" http://parksparkproject.com tauscht den Abfalleimer durch eine Anlage, in die Hundebesitzer den Mist ihres Vierbeiners werfen. Anaerobe Bakterien machen sich an die Arbeit und zerlegen das Material sowie dessen zersetzbare Tüte. Dabei kommt das Treibhausgas Methan frei. Um dessen Produktion zu erhöhen, drehen die Benutzer der Anlage an einer Kurbel und rühren das Gemisch damit um. Das Biogas wird zu einer Straßenlaterne weitergeleitet und verbrennt dort.

Die Verwendung der Gülle von Schweinen, Rindern sowie von Hühnermist zur Energieerzeugung ist in Europa schon lange Stand der Dinge. "Diese Abfälle gehören zu den Kosubstraten im Biogasprozess", berichtet Ulrike Schimpf, Wissenschaftlerin am Institut für Agrar- und Stadtökologische Projekte der Humboldt-Universität Berlin (IASP) http://www.iasp.asp-berlin.de , im pressetext-Interview. Das IASP hat 2006 im Auftrag der Berliner Stadtreinigungsbetriebe (BSR) http://www.bsr.de das diesbezügliche Potenzial von Hundekot untersucht. Ob Hunde Energielieferanten der Zukunft sind, konnte noch nicht abschließend geklärt werden.

Hürden der Umsetzung

20.000 Tonnen Hundekot fallen jährlich allein in Berlin an. Deren Weiterverarbeitung könnte laut der Expertin zwar funktionieren, doch vorerst nur in der Theorie. Die Entsorgung der Säckchen in speziellen Behältern müsste sichergestellt sein, was viel Überzeugungsarbeit bei den Hundebesitzern erfordert. Zudem kommt die Hürde der Logistik. "Ein Problem ist auch die Reinheit. Entsorgte Säckchen enthalten nicht nur Hundekot, sondern oft auch Verunreinigungen wie Sand oder Laub. Durch Staubsaug-Geräte entfernte Häufchen werden mit einer Löseflüssigkeit behandelt, welche den Methanertrag vermindert kann."

Schließlich gilt es auch die rechtlichen Erfordernisse der Hygiene zu berücksichtigen. "Hunde sind Allesfresser, im Gegensatz zu den Tieren, deren Abfälle man bereits verarbeitet. Infolge dessen kann eine höhere potenzielle Belastung mit Krankheitserregern vorhanden sein. Für die Hundekotverwertung ist demnach eine Hygienisierungsstufe erforderlich, welche einen zusätzlichen Energieaufwand erfordert", so Schimpf.

Lebensmittel mit Kot kühlen

Mit einer Umsetzung der US-Idee in größerem Maßstab ist somit zumindest in naher Zukunft nicht zu rechnen. Das ist auch nicht beabsichtigt. "Ich möchte kein neues Geschäftsmodell etablieren, sondern die Menschen zum Nachdenken bewegen und die Diskussion über Technologie in neue Richtungen lenken", so der Erfinder Matthew Mazzotta. Dennoch will er einen Schritt weiter gehen. Künftig sollen auch Wägen mit Hundekot betrieben werden, mit denen Straßenhändler in den Parks Nahrungsmittel verkaufen.

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