pte20170920021 Forschung/Entwicklung, Umwelt/Energie

Fledermäuse nutzen Luftdruck als Reisekriterium

Auch Zusammenspiel von Windstärke und -geschwindigkeit relevant


Großer Abendsegler: Tiere nutzen den Luftdruck (Foto: orn.mpg.de, K. Safi)
Großer Abendsegler: Tiere nutzen den Luftdruck (Foto: orn.mpg.de, K. Safi)

Radolfzell (pte021/20.09.2017/12:17) Forscher des Max-Planck-Instituts für Ornithologie http://orn.mpg.de haben untersucht, unter welchen Bedingungen der in Süddeutschland heimische Große Abendsegler, eine Fledermausart, im Frühjahr in seine Sommergebiete aufbricht. Sie haben herausgefunden, dass die Entscheidung zum Start vom Zusammenspiel zwischen Windstärke, Windgeschwindigkeit und Luftdruck abhängt. Die Forscher haben ein Modell entwickelt, mit dem sie den Migrationsstart der Fledermäuse vorhersagen können.

"Eingebaute" Wettersensoren

Von den über 1.300 Fledermausarten gehört der Große Abendsegler zu den wenigen, die über lange Strecken reisen. Dabei sind es in erster Linie die Weibchen, die hunderte von Kilometern zurücklegen müssen. Jedes Frühjahr fliegen sie nach ihrem Winterschlaf in insektenreichere Regionen Richtung Nordosten. Sie suchen dort stets dieselbe Kolonie auf, um ihre Jungen zur Welt zu bringen und aufzuziehen. Im Herbst kehren die Weibchen dann wieder in den Südwesten zu ihren Überwinterungsplätzen zurück, wo sie sich paaren und auf den Winterschlaf vorbereiten.

Um die Fledermäuse im Freiland zu beobachten, wurden sie nahe ihrer Überwinterungsplätze eingefangen, vermessen und gewogen, mit Sendern versehen und anschließend wieder freigelassen. An den darauffolgenden Tagen suchten die Forscher jeden Morgen das Gebiet von einem Flugzeug aus ab, um zu überprüfen, welche Tiere sich in der Nacht in welche Richtung aufgemacht hatten. Auch Wetterdaten wie Windgeschwindigkeit und -richtung, Luftfeuchtigkeit und -druck, Temperatur sowie Wolkenbedeckung wurden festgehalten.

Rückenwind als wichtiger Faktor

Im Gegensatz zu Vögeln können Fledermäuse das nötige Gewicht in wenigen Nächten zulegen und das Startdatum dann unabhängig davon wählen. Stattdessen wählt der Große Abendsegler die optimale Nacht für den Start anhand der Wetterbedingungen aus. Laut den Experten brechen die Fledermäuse vermehrt in Nächten mit klarem Wetter und günstigen Winden auf - messbar an hohem Luftdruck und Rückenwind. Aber auch Nächte mit niedrigem Luftdruck wurden von vielen Tieren zum Abflug genutzt, wenn gleichzeitig schwacher Gegenwind in Migrationsrichtung wehte. Luftdruckanstieg bedeutet besseres Wetter.

"Zu Beginn der Zugperiode ist Rückenwind ein wichtiger Faktor. Später brechen sie vor allem in klaren Nächten mit hohem Luftdruck auf, selbst wenn sie Gegenwind haben. Bei niedrigem Luftdruck fliegen sie nur, wenn Rückenwind oder schwacher Gegenwind herrscht", erklärt Teague O'Mara vom Radolfzeller Max-Planck-Institut. Aus den gewonnenen Daten haben die Forscher ein Modell entwickelt, mit dessen Hilfe sie vorhersagen können, in welchen Nächten der Große Abendsegler mit hoher Wahrscheinlichkeit aufbricht.

(Ende)
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