Bedingungsloses Grundeinkommen polarisiert
Marketagent-Umfrage: Nur 13 Prozent der Österreicher halten Einführung für wahrscheinlich
Wien (pte037/08.04.2021/13:00)
Der Verlust zahlreicher Arbeitsplätze aufgrund der Corona-Krise beunruhigt die Menschen einerseits, doch anderseits denken sie auch über Alternativen nach. So haben drei Viertel der Österreicher bereits vom BGE, dem bedingungslosen Grundeinkommen gehört. Dies hat Marketagent www.marketagent.com in seiner neuesten Umfrage an 500 Österreichern erhoben. Allerdings kann sich nur die Hälfte aller Befragten etwas Konkretes unter dem BGE vorstellen.
Das Thema polarisiert nach wie vor: 38,2 Prozent sind für das BGE, 31,8 Prozent dagegen. Als Pluspunkte gelten vor allem die Verringerung der Armut (51,6%), Absicherung für alle in Krisenzeiten (38,0%) und positive Auswirkungen auf die allgemeine Zufriedenheit der Bevölkerung (29,8%). Negativ gesehen wird der mögliche Ansporn, gar nicht mehr arbeiten zu gehen (63,8%), sowie die Angst, dass unbeliebte Jobs dann niemand mehr machen will (53,6%)
Paul Ettl, Mitinitiator des Volksbegehren Grundeinkommen, sagt dazu im Interview mit pressetext: „Nach unseren Umfragen würden tatsächlich viele Menschen weniger arbeiten. Dadurch würde sich die Wochenarbeitszeit verkürzen, aber kaum jemand würde seinen Job komplett an den Nagel hängen. Dies schafft einen Boost zur Verkürzung der Arbeitszeit und damit neue Arbeitsplätze."
Wie der Name schon sagt, würde das BGE gänzlich frei von Bedingungen vergeben werden. Dies ist aus Sicht der heimischen Bevölkerung jedoch zu hinterfragen. Die Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass das BGE nicht für alle Menschen gleichermaßen geeignet ist. Verdienen würden es in erster Linie Alleinerziehende (72%) sowie Menschen, deren finanzielle Situation weit unter dem Durchschnitt liegt (67%). Knapp sechs von zehn stimmen zudem einer Vergabe an Pensionisten zu, gut die Hälfte an Familien. Auch Arbeitssuchenden würden es 41 Prozent gönnen. Das BGE soll in erster Linie existenzsichernd sein, davon wird im heimischen Diskurs ausgegangen.
Paul Ettl, der in Linz die Friedensakademie leitet, hat auf Basis der bestehende Steuergesetze ein Modell entwickelt, das erstens zeigt, dass ein BGE grundsätzlich finanzierbar ist, und zweitens, dass es ab einer gewissen Einkommensklasse auch zu Steuerrückflüssen führt: „Nach dem Linzer Modell für ein Grundeinkommen wird zwar jeder das Grundeinkommen bekommen, aber durch Erhöhung der Einkommenssteuer würden Einkommen über 40.000 Euro jährlich zur Finanzierung beitragen. Nur Bezieher von Einkommen bis 40.000 Euro pro Jahr haben mit dem BGE einen Nettogewinn.
Das Volksbegehren Grundeinkommen hat bislang 61.000 Unterstützungserklärungen gesammelt und läuft noch bis Ende des Jahres. www.volksbegehren-grundeinkommen.at Die Studie von Marketagent zeichnet allerdings eine düstere Prognose für die Wahrscheinlichkeit einer Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens: nur 13,4 Prozent halten die Einführung für wahrscheinlich, dagegen stehen 86,6 Prozent der Österreicher, die eine Einführung für eher oder sehr unwahrscheinlich halten.
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