pte20241022002 Medien/Kommunikation, Kultur/Lifestyle

Afghanische Studenten abhängig vom Handy

Neue Studie attestiert neun von zehn Befragten eine schwere bis mittelschwere Nomophobie


Smartphone: für angehende Mediziner in Kabul unverzichtbar (Foto: pixabay.com, Pexels)
Smartphone: für angehende Mediziner in Kabul unverzichtbar (Foto: pixabay.com, Pexels)

Guildford/Kabul (pte002/22.10.2024/06:05)

Rund 90 Prozent der Afghanen sind abhängig von ihrem Mobiltelefon. Männer leiden laut einer kürzlich in der Zeitschrift "Heliyon" veröffentlichten Studie eines internationalen Forscher-Teams unter der Leitung der University of Surrey mit 93 Prozent etwas häufiger unter mittelschwerer bis schwerer Nomophobie als Frauen (88 Prozent). Im Rahmen der Studie sind 754 Medizinstudenden der Kabul University of Medical Sciences zwischen 18 bis 29 Jahren befragt worden.

Frühere Studien widerlegt

Nomophobie meint die Angst, vom Smartphone getrennt und nicht mehr erreichbar zu sein. Zwar haben Betroffene im Gegensatz zur Handy-Sucht nicht unbedingt den Drang, zum Gadget zu greifen, aber es besteht ein Abhängigkeitsverhältnis. Die Ergebnisse widerlegen vorherige Studien, die von einer unterschiedlichen Gefährdung je nach Geschlecht ausgingen - in einem Land, das mit politischen Unruhen und strengen Beschränkungen für die Ausbildung von Frauen zu kämpfen hat.

"Die überwältigende Verbreitung von Nomophobie unter afghanischen Studenten ist nicht nur ein persönliches Problem der Betroffenen, sondern spiegelt auch die soziopolitische Krise in Afghanistan wider", so Hauptautor Suleman Lazarus von der University of Surrey. "In einem Land, in dem Kommunikation und Verbindungen zunehmend eingeschränkt sind, wird das Smartphone zur Lebensader, was zu erhöhter Abhängigkeit und Angst führt, wenn man davon getrennt ist."

Eheschließung erhöht Risiko

Die Studie zeigt auch den Einfluss des Familienstandes auf das Ausmaß der Nomophobie: Verheiratete Personen weisen im Vergleich zu Ledigen höhere Durchschnittswerte auf. Dies deutet laut den Studienautoren darauf hin, dass die Dynamik der persönlichen Beziehungen und die gesellschaftlichen Erwartungen in Afghanistan eine wichtige Rolle bei der Ausprägung der mit der Smartphone-Nutzung verbundenen Ängste spielen.

Für die Untersuchung hat das Team den Nomophobie-Fragebogen NMP-Q verwendet, ein bewährtes Instrument zur Messung des Schweregrads von Nomophobie-Symptomen. Die Datenerhebung fand zwischen Oktober und Dezember 2022 statt. Dabei füllten die Teilnehmer einen Fragebogen aus, der ihre Gefühle und ihr Verhalten in Bezug auf die Smartphone-Nutzung bewertete. In Afghanistan haben nur 18,4 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Internet, zumeist Männer.

(Ende)
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