Agenturbesitzer beeinflussen Nachrichten
Gleichmacherei färbt laut neuer Untersuchung der Binghamton University auf die Märkte ab
Flora Sun: Forscherin beklagt geringe Meinungsvielfalt (Foto: binghamton.edu) |
Vestal (pte004/09.01.2025/06:15)
Wirtschaftsnachrichtenagenturen, die demselben Medienkonzern gehören, neigen dazu, ähnliche News zu produzieren. Das könnte negative Folgen auf die Finanzmärkte haben, befürchtet Flora Sun von der Binghamton University. Ihrer Untersuchung zufolge gibt es damit weniger einzigartige Nachrichteninhalte, sodass Investoren wichtige Infos in Gewinnberichten möglicherweise weniger effizient interpretieren können.
Mangel an Meinungen
"Wir konnten sehen, dass der Markt durch eine derart ähnliche Berichterstattung beeinflusst wird, da die Geschwindigkeit, mit der der Aktienkurs neue Infos einbezieht, langsamer wird. Das liegt daran, dass wir nicht genügend unterschiedliche Meinungen haben, die sich gegenseitig ausgleichen. Die wichtigste Erkenntnis ist, dass die Infos, die man erhält, ziemlich ähnlich sein können, auch wenn man vielleicht zehn Zeitungen oder Online-Nachrichten-Websites abonniert hat, diese aber alle dem gleichen Medienunternehmen gehören", meint Sun.
Sie und ihr Team haben Nachrichtenartikel über Gewinnmitteilungen in 34 großen Medienkanälen analysiert, die zwischen 2007 und 2019 exakt 4.462 börsennotierte Unternehmen betrafen. Insgesamt waren es 288.385 Artikel über 95.820 Gewinnmitteilungen. Mithilfe verschiedener statistischer Tools zur Datenanalyse haben die Forscher festgestellt, dass einzelne Mitglieder von Medienunternehmen, die zu einer Gruppe gehören, bei der Berichterstattung über dasselbe Ereignis oft ähnliche Ansätze verfolgen. Dazu gehören ähnliche Tonfälle und Formulierungen in den Überschriften und den Artikeln selbst.
Mehr Inhalte werden geteilt
"Viele Marktteilnehmer sind sich dessen wahrscheinlich nicht bewusst, da diese Medienunternehmen oft nicht miteinander in Verbindung gebracht werden. Die Konsolidierung von Medienunternehmen im ganzen Land könnte die Rolle der Medien als Informationsvermittler noch weiter schwächen", urteilt Sun.
Die Forscher argumentieren, dass Medienunternehmen aufgrund des wirtschaftlichen Drucks wahrscheinlich einen höheren Anreiz haben, Inhalte zu teilen, was unter anderem dazu führen könnte, dass ähnliche Inhalte auf Kosten der individuellen Qualität produziert werden. Geteilte Inhalte seien tendenziell häufiger bei Medien mit einer hohen Reichweite zu finden. "Investoren sollten sich dessen bewusst sein, damit sie den jeweiligen Nachrichtenwert besser einschätzen können", meint Sun.
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