Bringt uns der Eurovision Songcontest einander näher?
Was sagt das jährliche Event über die europäische Identität aus?
Eisenstadt (pts013/02.05.2023/10:00)
Welche Rolle die Vergabe der "12 points" spielen und ob es Unterschiede im Votingverhalten zwischen EU- und Nicht-EU-Ländern gibt, untersuchte Muamer Budimlić für seine Masterarbeit im Studiengang European Studies der FH Burgenland.
Der Eurovision Songcontest (ESC) ist die meistgesehene Fernsehsendung in Europa und erreichte letztes Jahr 200 Millionen Zuseherinnen und Zuseher. Mit seiner Gründung 1956 wollte man den durch die Weltkriege erschütterten Kontinent Europa einen. Ob das Musikspektakel tatsächlich dazu beiträgt, die europäische Identität zu stärken, und was diese überhaupt ausmacht, untersuchte der Musikologe Muamer Budimlić in seiner Abschlussarbeit im Masterstudium European Studies – Management of EU projects an der FH Burgenland.
"Die Bedeutung und Macht der Musik auf unser alltägliches Leben wird massiv unterschätzt", begründet er seine Themenwahl. Die wissenschaftliche Arbeit gab Budimlić die Gelegenheit, sein Interesse für Europa mit seiner Leidenschaft für Musik zu verbinden. "Der ESC ist eine Bühne, die global Wirkung zeigt. Neue Musikstile, Modetrends, soziale Trends, politische Ideologien und Lifestyles stellen sich dort vor."
Formt der ESC die europäische Identität?
Für seine empirische Arbeit zog Muamer Budimlić die offizielle ESC Database der Jahre 2016 bis 2022 heran und untersuchte jeweils die top fünf Songs darauf hin, in wie weit sie die europäische Identität offenbaren. Der Studienautor konnte aufgrund der ausgewählten Songs drei Indikatoren für die Bewertung der europäischen Identität definieren. "Diese sind Solidarität, Diversität und Empathie, die intensiv in den meist-bepunkteten Songs bearbeitet werden."
"Die Ideologie des ESC ist zutiefst kosmopolitisch angelegt", führt er aus. "Das Wertekonzept umfasst außerdem Demokratie und die Wahrung der Menschenrechte." So hätte etwa der Sieg Aserbaidschans im Jahr 2011 dazu beigetragen, dass ein sozio-politischer Wandel im Land angestoßen wurde. Budimlić ist überzeugt: "Der ESC beeinflusst die Interpretation einer europäischen Identität."
Der ESC als diplomatisches Tool
Welche Rolle die sogenannten "12 points" spielen, stehe außer Frage, so der Musikologe: "Der ESC hat das Potenzial, das nationale Image positiv zu prägen und Interessensgemeinschaften mit anderen Ländern zu stärken." Besonders deutlich zeigt sich auch eine politische Dimension. So wurde Russland im Jahr 2022 als Reaktion auf den Angriffskrieg auf die Ukraine von der Teilnahme zum ESC ausgeschlossen. Die Ukraine gewann das Musikevent mit einem nationalistischen Beitrag, was Sprache, Kostüme, traditionelle Musikinstrumente und Melodie betrifft. Das Voting-Ergebnis beim ESC 2022 zeigte nicht zum ersten Mal die Solidarität der Europäischen Gemeinschaft. Schon 2014 spiegelten die Ergebnisse die Reaktionen auf den Russland-Ukraine-Konflikt wider.
Welche Unterschiede bestehen im Voting-Verhalten von EU- und Nicht-EU-Ländern?
Anhand der ESC Database untersuchte der Absolvent auch das Wahlverhalten nach Herkunft. "Ich wollte wissen, ob die Bevölkerung eines Nicht-EU-Landes genauso für ein Diversity-thematisierendes Lied abstimmt, wie die Bewohner*innen eines EU-Mitgliedsstaates", erläutert er. Festhalten konnte er, dass es keine signifikante Unterscheidung in der Interpretation der Europäischen Identität zwischen EU- und Nicht-EU gibt. "Beide Gruppen zeigen ein ähnliches Verhalten, was die Werte Solidarität, Diversität und Empathie betrifft. Fußend auf den Televoting-Zahlen stehen sich die beiden Länder-Gruppen ideologisch also näher, als man vermuten könnte."
Facts zum Masterstudiengang European Studies – Management of EU-Projects
Der Masterstudiengang European Studies – Management of EU Projects der FH Burgenland hat Europa-Interessierten seit Herbst 2022 ein angepasstes und verbessertes Curriculum zu bieten. Verstärkt geht man dabei auf den vorhandenen Bedarf nach EU-Projektmanagement-Kenntnissen in Unternehmen und Institutionen ein. Angesprochen von diesem europaweit einzigartigen Studiengang werden all jene, die EU-Projekte umsetzen wollen. Die Bandbreite reicht dabei von der Arbeit in der Verwaltung, also Bund, Länder, Gemeinden über Firmen, Hochschulen oder andere Institutionen.
Abschluss – Master of Arts in Business – MA; Organisationsform: berufsbegleitend, Freitag 8.30 bis 21 Uhr und Samstag 8.30 bis 19 Uhr etwa 14-tägig; Anzahl der Studienplätze: 26; Studienort: Eisenstadt; Unterrichtssprache: Englisch; keine Studiengebühren.
Mehr Informationen zu den Studiengängen der FH Burgenland finden Sie unter www.fh-burgenland.at. Eine Anmeldung ist noch bis 31. Mai möglich.
(Ende)Aussender: | FH Burgenland |
Ansprechpartner: | Mag. Christiane Staab |
Tel.: | +43 57707 3537 |
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