pte20250114003 Kultur/Lifestyle, Medien/Kommunikation

Crime-Dokus: Zuseher wollen Alltag entfliehen

Emotionen für viele Rezipienten im Vordergrund, ohne selbst Gewaltambitionen zu entwickeln


Serienkiller: Beiträge über Verbrechen sind beliebt (Bild: Rudy and Peter Skitterians, pixabay.com)
Serienkiller: Beiträge über Verbrechen sind beliebt (Bild: Rudy and Peter Skitterians, pixabay.com)

Moskau (pte003/14.01.2025/06:10)

Berichte und Filme über Verbrechen gehören zu den beliebtesten Inhalten für Medienkonsumenten. Denn die Konsumenten wollen auf diesem Weg intensive Emotionen erleben, die im Alltag oft fehlen, und die Gründe verstehen, die Menschen dazu treiben, Verbrechen zu begehen. Solche Inhalte führen laut Forschern der HSE University jedoch nicht zu einer erhöhten Aggressivität bei den Rezipienten.

Eine Form der Unterhaltung

Untersuchungen des modernen Medienmarktes zeigen, dass Inhalte über Serienmörder weltweit beliebt sind, darunter Filme, Serien über wahre Verbrechen, Kurzvideos und schriftliche Materialien, die die Verbrechen selbst, die damit zusammenhängenden polizeilichen Ermittlungen und die Biografien der Beteiligten detailliert beschreiben. Sie berufen sich auf die englische Soziologin Abby Bentham und den kanadische Soziologen Kevin Haggerty.

Ihnen zufolge nehmen Menschen Geschichten über Serienmörder als eine Form der Unterhaltung wahr. Der kanadische Soziologe und Philosoph Ryan Broll vermutet hingegen, dass dies auch eine Möglichkeit für den Medienkonsumenten ist, ihren eigenen Problemen im wirklichen Leben zumindest zeitweise zu entkommen.

Einige hätten jedoch Bedenken geäußert, dass eine Besessenheit von Geschichten über Serienmörder zu mehr Gewalt führen könnte. Um dieser Frage nachzugehen, haben die HSE-Soziologen Oksana Mikhailova, Darya Osokina, Lev Lyubich und Ekaterina Gulina Tiefeninterviews zu den Motiven durchgeführt, die russische Jugendliche zum Konsum von kriminellen Inhalten antreiben. Befragt worden sind 26 junge Männer und Frauen im Alter von 18 bis 36 Jahren aus 14 russischen Städten.

Kognitives und Emotionales

Zu den Befragten der Forscher haben Fans von fiktionalen TV-Shows, Serien, Dokus, Podcasts über wahre Verbrechen, Büchern, populärwissenschaftlichen Artikeln, Videos und Social-Media-Beiträgen gehört. Die Antworten deuten darauf hin, dass das Interesse an gewalttätigen Inhalten nicht von dem Wunsch getrieben wird, im wirklichen Leben Gewalt zu begehen, geschweige denn Gewalt selbst zu erleben oder auszuführen.

Die Studie identifiziert zwei Arten von Motiven, die den Konsum von Inhalten über Serienmörder antreiben: kognitive und emotionale. Kognitive Motive beinhalten den Wunsch, die Motive von Kriminellen zu verstehen, indem ihre Handlungen mit Kindheitstraumata, psychischen Problemen und anderen Faktoren in Verbindung gebracht werden. Das helfe den Konsumenten, die Ursachen menschlichen Verhaltens besser zu verstehen. Andererseits böten Beiträge über Serienmörder die Möglichkeit, intensive Emotionen zu erleben, was oft einen Ausgleich für den Mangel an Aufregung im Alltag schaffe.

"Die Befragten rechtfertigten die Handlungen von Serienmördern nicht. Im Gegenteil, sie meinten, dass solche Verbrechen verhindert werden sollten", sagt Mikhailova. Die Forscher betonen, dass das Interesse an solchen Erzählungen in der Regel von Neugier und der Suche nach neuen Erfahrungen angetrieben wird. Diese Erkenntnisse könnten Psychologen bei der Entwicklung von Unterstützungsprogrammen für junge Menschen helfen, die unter emotionalem Hunger oder Stress leiden.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Wolfgang Kempkens
Tel.: +43-1-81140-300
E-Mail: kempkens@pressetext.com
Website: www.pressetext.com
|