pte20221013014 Medizin/Wellness, Forschung/Entwicklung

Demenz neun Jahre vor Diagnose nachweisbar

Forscher der University of Cambridge nutzen UK Biobank zu Einblicken in die Krankengeschichten


Demenz: Diagnose bislang erst lange nach Beginn möglich (Foto: pixabay.com, Astrid Schaffner)
Demenz: Diagnose bislang erst lange nach Beginn möglich (Foto: pixabay.com, Astrid Schaffner)

Cambridge (pte014/13.10.2022/10:30)

Laut Forschern der University of Cambridge lassen sich erste Anzeichen einer Beeinträchtigung des Gehirns neun Jahre vor einer Diagnose mit einer Reihe von mit Demenz in Verbindung stehenden Krankheiten feststellen. Das Team hat Daten der UK Biobank ausgewertet und dabei Beeinträchtigungen in mehreren Bereichen wie der Problemlösung und dem Erinnern von Zahlen festgestellt. Die in "Alzheimer's & Dementia" veröffentlichten Ergebnisse könnten künftige Screenings ermöglichen, um jene Menschen zu identifizieren, die von Interventionen profitieren würden.

Derzeit nur wenige Therapien

Derzeit gibt es nur sehr wenige wirksame Therapien für Demenz und andere neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson. Teils ist dafür verantwortlich, dass diese Erkrankungen erst beim Auftreten von Symptomen diagnostiziert werden. Die zugrundeliegende Neurodegeneration kann jedoch schon Jahre oder sogar Jahrzehnte früher eingesetzt haben. Das bedeutet, dass zum Zeitpunkt, an dem Patienten an klinischen Studien teilnehmen, es für eine Veränderung des Krankheitsverlaufs bereits zu spät sein dürfte. Bisher war es laut den Forschern nicht klar, ob sich Veränderungen in der Hirnfunktion vor dem Einsetzen von Symptomen feststellen lassen.

Die UK Biobank enthält die anonymisierten Daten von einer halben Mio. Briten zwischen 40 und 69 Jahren zu Genetik, Lebensstil und Gesundheit. Zusätzlich zu den Daten zur Gesundheit und den Diagnosen zu Erkrankungen, sammelt die UK Biobank Daten zu viele Tests zu Problemlösung, Reaktionszeit beim Gedächtnis und Griffstärke sowie Daten zu Gewichtsverlust und -zunahme sowie der Zahl der Stürze. Damit wird ein Rückblick ermöglicht, ob es zu dem Zeitpunkt, als die Daten erstmals ermittelt wurden, bereits Anzeichen gegeben hat. Dabei handelt es sich um einen Zeitpunkt, der zwischen fünf und neun Jahren vor der Diagnose liegt.

Kognition umfassend beeinträchtigt

Personen, die später an Alzheimer erkranken, schneiden bei Problemlösungen, Reaktionszeiten, Erinnern einer Liste mit Zahlen, prospektivem Gedächtnis und Erkennen von Paarungen schlechter ab als gesunde Studienteilnehmer. Das ist auch bei Menschen der Fall, die später an einer selteneren Art der Demenz, der frontotemporalen Demenz erkranken. Spätere Alzheimer-Patienten sind in den vergangenen zwölf Monaten auch wahrscheinlicher gestürzt. Jene, die mit einer progressiven supranukleären Blickparese, einer seltenen neurologischen Erkrankung, die das Gleichgewicht beeinträchtigt, stürzen, doppelt so wahrscheinlich wie Gesunde. Bei allen untersuchten Erkrankungen wie Parkinson und Lewy-Body-Demenz geben die Patienten zur Baseline eine schlechtere allgemeine Gesundheit an.

Laut Erstautor Nol Swaddiwudhipong zeigt der Blick in die Vorgeschichten der Patienten, dass sie bereits mehrere Jahre bevor ihre Symptome so offensichtlich wurden, eine Diagnose bekamen, laut der sie unter einer kognitiven Beeinträchtigung litten. "Diese Beeinträchtigungen waren häufig subtil. Sie traten jedoch in mehreren Bereichen der Kognition auf. Diese Studienergebnisse sind ein Schritt in Richtung eines Screenings für Personen mit einem hohen Risiko und entsprechenden Interventionen zur Verringerung dieses Risikos. Dabei handelt es sich zum Beispiel um Personen über 50 Jahren mit Bluthochdruck oder die zu wenig Sport betreiben."

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