pte20250401002 in Forschung

Japaner sind anfällig für Propaganda-Lügen

Politisches Wissen schützt laut wissenschaftlicher Erhebung nicht vor fataler Beeinflussung


Propaganda: überzeugt Japaner eher als demokratische Statements (Foto: Takafumi Tsuda, pixabay.com)
Propaganda: überzeugt Japaner eher als demokratische Statements (Foto: Takafumi Tsuda, pixabay.com)

Tokio/Kobe/Osaka/Istanbul (pte002/01.04.2025/06:05)

Japaner sind anfällig für geschickt verpackte Geschichten, die eine besondere Wirkung entfalten sollen. Diese Narrative nutzen Staaten wie Russland und China, die Bevölkerung des Inselstaates in ihrem Sinne zu beeinflussen. Mit Erfolg, wie Tetsuro Kobayashi von der Waseda-Universität, Yuan Zhou von der Universität Kobe, Lungta Seki von der Koç-Universität und Asako Miura von der Universität Osaka festgestellt haben. Die propagandistischen Lügengeschichten seien für viele Japaner überzeugender als die gängigen demokratischen Botschaften.

Demokratie im Nachteil

Kobayashi und sein Team haben untersucht, wie japanische Bürger auf Erzählungen reagieren, die von autoritären Regimen verbreitet werden - im Vergleich zu denen, die in demokratischen Gesellschaften vorherrschen. Mithilfe eines Online-Umfrageexperiments setzten sie die Teilnehmer beiden Arten von Erzählungen aus und ermittelten, wie sich deren politische Meinungen aufgrund des Gehörten veränderten.

Die Ergebnisse verblüfften die Forscher. Illiberale Erzählungen übten einen stärkeren Einfluss aus als demokratische Mainstream-Erzählungen, selbst wenn ihre Quellen ausdrücklich identifiziert wurden. "Die Ergebnisse zeigten, dass sowohl illiberale als auch Mainstream-Narrative überzeugende Effekte in die beabsichtigte Richtung erzeugten; allerdings hatten die illiberalen Narrative tendenziell eine größere Wirkung als die Mainstream-Narrative", so Kobayashi.

Japaner allgemein anfällig

Generell spielt das politische Wissen der Teilnehmer, das eigentlich dafür sorgen müsste, dass sie nicht auf die Propaganda hereinfallen, keine Rolle. Im Gegensatz zu einer ähnlichen Studie in Deutschland mit Personen mit geringem politischem Wissen und starken autoritären Neigungen, die ein ähnliches Ergebnis zeigte, waren die japanischen Befragten unabhängig von ihrem politischen Profil weitgehend anfällig für illiberale Narrative.

"Die Überzeugungskraft illiberaler Narrative wurde nicht durch das politische Wissen der Teilnehmer gemildert", so der Politologe. "Das deutet darauf hin, dass nicht nur bestimmte Teile der japanischen Bevölkerung von illiberalen Narrativen beeinflusst werden, sondern dass japanische Personen allgemein anfällig sind."

Die Auswirkungen gehen weit über Japan hinaus. Da das Land eine entscheidende Rolle in der von den USA geführten liberalen Weltordnung spielt, könnte die Infiltration illiberaler Narrative Auswirkungen auf die außenpolitische Ausrichtung Japans haben, fürchten die Wissenschaftler. Wenn sich die öffentliche Meinung in Japan zugunsten autoritärer Staaten verschiebe, könne dies die Unterstützung Japans für demokratische Bündnisse und internationale Normen schwächen, heißt es.

(Ende)
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