Diversität in börsennotierten Unternehmen nimmt zu
Durchschnittsalter der neu ernannten Vorstände auf 50 Jahre gesunken
Stuttgart (pts021/27.04.2023/09:30)
Im Jahr 2022 erhielten 77 neue Vorstandsmitglieder ihre Erstbestellung in die DAX-Gruppe (DAX, MDAX, SDAX). Dies sind deutlich weniger als im Vorjahr 2021, als 100 neue Vorstände in den DAX eintraten. Die obersten Führungsetagen börsennotierter deutscher Unternehmen werden dennoch zunehmend diverser. Dies ist das Ergebnis des aktuellen jährlichen "Faktencheck Vorstandsstrukturen", für den die Managementberatung Horváth fast 700 Vorstandsmitglieder von 160 börsennotierten Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX analysiert hat.
Neue Vorstände werden immer jünger
Das Alter der insgesamt 77 im Jahr 2022 eingetretenen neuen Vorstände beträgt im Durchschnitt 50 Jahre. In der Vorjahreserhebung für das Jahr 2021 lag dieser Wert noch bei 51 Jahren, für 2020 bei 52 Jahren. Das durchschnittliche Alter aller amtierenden Vorstände liegt für 2022 bei 53 Jahren.
Anteil der Mitglieder mit internationalem Background steigt
Außerdem wird der DAX inklusive MDAX und SDAX immer internationaler. Von den neuen Vorständen haben nur noch 60 Prozent eine deutsche Staatsbürgerschaft. Im Jahr davor lag der Wert noch bei 71 Prozent. Insgesamt haben aktuell 72 Prozent der Vorstände eine deutsche Staatsbürgerschaft. Die meisten ausländischen Vorstände kommen dabei aus den USA, Großbritannien und Frankreich. In etwa 12 Prozent aller DAX-Unternehmen haben weniger als 50 Prozent der Vorstände eine deutsche Nationalität. Dies ist beispielsweise bei Siemens Energy oder Adidas der Fall. Die Unternehmen Delivery Hero und Synlab sind sogar komplett international aufgestellt.
Frauenanteil um zwei Prozent gestiegen – auch wenn 2022 mehr Frauen als Männer ausgeschieden sind
In Bezug auf das Geschlecht sind 26 Prozent der neuen Vorstände Frauen. Dieser Wert liegt unter dem Vorjahreswert von 28 Prozent, führt aber aber zu einem Anteil von fast 15 Prozent über die Gesamtheit der Vorstände, was eine Steigerung um zwei Prozentpunkte im Vergleich zu 2021 bedeutet.
Viele Vorstands-Austritte vor dem Rentenalter
Von den 72 Vorständen, die im Jahr 2022 die DAX-Unternehmen verlassen haben, erfolgten 62 Austritte vor dem Ruhestand (86 Prozent). 18 Prozent der ausgeschiedenen Mitglieder waren Frauen, die Trennungen erfolgten hier in keinem Fall in den Ruhestand.
Studienleiter Oliver Greiner: "Viele Frauen sind noch gar nicht so lange in ihren Funktionen, als dass ein planmäßiger Austritt in die Rente anstehen würde. Die wahren Gründe es Austrittes können somit im Übergang in eine neue Aufgabe, der fehlenden Passung in die aktuelle Vorstandsrolle oder in persönlichen Motiven begründet sein." Die genauen Hintergründe lassen sich aufgrund der offiziellen Kommunikation häufig nicht ableiten. Auffällig ist, dass gut die Hälfte der 2022 ausgetreten Vorständinnen bereits wieder in verantwortungsvoller Position arbeiten.
Höhere Vorstandsstabilität nach Corona
Die insgesamt geringere Fluktuation auf Vorstandsebene erklärt Greiner mit dem Bedürfnis nach Managementstabilität nach dem Höhepunkt der Corona-Pandemie. "Die auch ökonomischen Verwerfungen durch die Pandemie haben in Unternehmen Schwächen offengelegt, die durch bessere Marktbedingungen im Vorfeld nicht so ersichtlich waren. Dies hat Entscheidungen zu Führungswechseln begünstigt." Dies zeigt sich auch bei Wechseln der CEO-Positionen: 2022 wurde der Posten des CEOs nur 13 Mal neu vergeben wurde, im Vorjahr waren es 24 Neubesetzungen.
Über die Studie
Im Zuge ihrer jährlichen Studie über Vorstandsstrukturen deutscher börsennotierter Unternehmen analysierte die Managementberatung Horváth die Zusammensetzung in den obersten Führungsgremien von 160 börsennotierten Unternehmen aus DAX, MDAX und SDAX. Insgesamt fast 700 einzelne Mitglieder, die 2022 im Vorstand waren, wurden dazu auf statistische Merkmale überprüft.
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