FPSB-Presse-Workshop: Künstliche Intelligenz – Gefahr oder Chance für die Finanzbildung?
Dritter Digitaler Presse-Workshop des FPSB Deutschland (Foto: iStock) |
Frankfurt am Main (pts034/30.11.2023/14:50)
Zunehmend hält Künstliche Intelligenz Einzug in unseren Alltag – Das gilt auch für den Bereich der Geldanlage sowie für die Finanzplanung, -beratung oder -bildung – Beim diesjährigen Presseworkshop der FPSB-Deutschland-Initiative Frauen*Finanzplanung diskutierten ExpertInnen darüber, was die KI hier wirklich leisten kann und wo mögliche Risiken lauern
Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde. Und auch im Bereich Finanzen und Geldanlage spielt sie eine zunehmend wichtigere Rolle. Laut dem Statistikportal Statista hat sich beispielsweise die Zahl der Nutzer von digitalen Vermögensverwaltungen, den sogenannten Robo Advisors, seit 2017 mehr als verzehnfacht. Dazu kommen erste Investmentfonds, bei denen die KI hilft, die Einzeltitel auszuwählen. Und es gibt inzwischen eine ganze Fülle an Anlageprodukten, die die KI als Investmentthema spielen.
Welche Rolle die KI in der Finanzbildung, in der Beratung und für die Anleger insgesamt spielt, damit hat sich der diesjährige Presseworkshop der FPSB-Deutschland-Initiative Frauen*Finanzplanung, der bereits zum dritten Mal stattfand, beschäftigt. In der von Anne Connelly, Gründerin des Karrierenetzwerkes "Fondsfrauen" sowie dem Finanzportal "herMoney", moderierten Diskussionsrunde stand unter anderem die Frage im Fokus, was die KI für mehr Finanzbildung tun kann.
Mangelnde Finanzbildung kostet Rendite
Denn klar ist, dass es um die Finanzbildung der Bundesbürger nicht gut bestellt ist. "Laut Berechnungen des digitalen Vermögensverwalters Growney auf Basis von Bundesbankdaten verzichten die Bundesbürger jedes Jahr auf rund 70 Milliarden Euro an Performance, weil das Ersparte zum Großteil in Bankeinlagen angelegt ist", informiert Claudia Rankers, CFP®, Geschäftsführerin des Rankers Family Office aus Flörsheim. Dabei liegt für die Roundtable-Teilnehmer ein zentrales Problem darin, dass Finanzwissen hierzulande an den Schulen gar nicht oder nur unzureichend vermittelt wird. "Und auch im Elternhaus sind Finanzen oftmals ein Tabuthema", ergänzte Claudia Müller vom Female Finance Forum aus Frankfurt.
Um herauszufinden, inwieweit die KI hier Abhilfe schaffen kann, hat Stefanie van Dawen, CFEP®, Inhaberin der gleichnamigen Familien-Strategieberatung in Euskirchen, dem auf künstlicher Intelligenz basierenden Chatbot ChatGTP verschiedene Fragen gestellt. "Dabei haben wir festgestellt, dass die Antworten sehr allgemein und wenig konkret ausfallen und bei den meisten Menschen zu noch mehr Fragen führen dürften", erklärte die Finanz- und Nachfolgeplanerin. "Und um wirklich gute und brauchbare Antworten zu bekommen, müssen die Fragen bzw. Prompts für ChatGPT richtig formuliert werden, was ohne Hintergrundwissen jedoch gar nicht möglich ist."
"Außerdem", sagte Rankers, "wird es immer dann schwierig, wenn Finanzbildung mit dem Produktverkauf vermischt wird". Aber noch aus anderen Gründen ist bei der KI-Nutzung Vorsicht geboten. "Zwar kann sie unfassbare Datenmengen auswerten, aber die Daten sind nicht immer neutral", sagte Müller. "Alle zur Verfügung stehenden Daten sind ein Spiegelbild unserer Gesellschaft und da haben wir, aus Sicht von Anlegerinnen, auch einen Data Gender Gap, der beispielsweise zu schlechteren Kreditkonditionen führen kann." Dazu kommt: "Zwar sind im Internet und folglich auch für eine KI-Anwendung wie ChatGTP alle Informationen zu einem Thema verfügbar", sagte Gerald Fleck, CFP®, Dozent an der MLP School of Financial Education, "das Problem ist aber die Interpretation dieser Fakten und Daten und Falsches von Richtigem zu unterscheiden".
Vom Finanzplaner zum Finanzcoach
Ähnlich sieht das van Dawen. "Ich stelle fest, dass meine Kundinnen sich von der Informations- und Wissensflut überfordert fühlen", sagte sie. "Deshalb brauchen Anleger und Anlegerinnen in Finanzfragen nach wie vor jemanden, der sie an die Hand nimmt, und dem sie vertrauen." Tatsächlich, meinte Fleck, habe sich seine Arbeit durch das Internet und durch KI verändert. "Früher war es meine Aufgabe, Daten und Informationen für meine Kunden zusammen zu suchen. Heute ist alles da und es geht verstärkt darum, die Daten zu interpretieren und mit dem Kunden über seine Wünsche und Ziele zu sprechen", sagte er. "Wir werden damit vom Finanzplaner zum Finanzcoach."
Während die Nutzung von KI durch einen in Finanzfragen unbedarften Anleger zwar Risiken birgt, bietet sie zugleich aber auch Potenzial. Ein Potenzial, dass bislang allerdings davon abhängig zu sein scheint, welcher Gruppe jemand angehört, wie sich bei einer Umfrage der TeamBank zeigt. "Demnach sind Jüngere eher bereit, der Technik zu vertrauen als Ältere", informiert Rankers. "Zugleich sind es bei Frauen 61 Prozent, die lieber mit einem Berater aus Fleisch und Blut sprechen als mit der KI, bei Männern sind es nur 51 Prozent, und ähnlich ist der Unterschied zwischen Menschen auf dem Land und in der Stadt, wobei erstere zu 65 Prozent einen Menschen bevorzugen, Stadtbewohner dagegen nur zu 47 Prozent." Positiv ist bei der KI deshalb, dass bestimmte Gruppen sehr zielgenau angesprochen werden können.
Und die Experten sehen durchaus spannende Möglichkeiten, um die Finanzbildung durch die KI zu verbessern. "Das kann zum Beispiel der spielerische Zugang zu Finanzthemen über entsprechende Apps sein", sagte van Dawen. "Oder sie kann, ähnlich wie eine Fitnessuhr, die zu mehr Bewegung animiert, einen Anstoß dazu liefern, sich regelmäßig mit den eignen Finanzen zu beschäftigen", meinte Fleck. "Letztlich bietet KI damit eine Chance im Bereich der Finanzbildung, um eine große Zielgruppe zu erreichen, diese zielgenau anzusprechen und um zum Beispiel auch in den Schulen zu wirken", so das Fazit von Anne Connelly.
Die Aufzeichnung des gesamten digitalen Presse-Workshops "Frauen und das liebe Geld – Wie Frauen die finanzielle Selbstbestimmung gelingt" vom 16. November 2023 können Sie unter: presse@fpsb.de anfordern.
Über den FPSB Deutschland e.V.
Das Financial Planning Standards Board Ltd. - FPSB ist ein globales Netzwerk mit derzeit 27 Mitgliedsländern und über 213.000 Zertifikatsträgern. Dessen Ziel ist es, den weltweiten Berufsstandard für Financial Planning zu verbreiten und das öffentliche Vertrauen in Financial Planner zu fördern. Das Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland) mit Sitz in Frankfurt am Main gehört seit 1997 als Vollmitglied dieser Organisation an.
Zentrale Aufgabe des FPSB Deutschland ist die Zertifizierung von Finanz- und Nachfolgeplanern nach international einheitlich definierten Regeln. Wichtige Gütesiegel sind der CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professional, der CERTIFIED FOUNDATION AND ESTATE PLANNER, der EFPA European Financial Advisor® EFA und der CGA® CERTIFIED GENERATIONS ADVISOR. Der FPSB Deutschland hat ferner den Anspruch, Standards zur Methodik der ganzheitlichen Finanzberatung zu setzen. Dafür arbeitet der FPSB Deutschland eng mit Regulierungs- und Aufsichtsbehörden, Wissenschaft und Forschung, Verbraucherschützern sowie Presse und interessierter Öffentlichkeit zusammen.
Ein weiteres Anliegen des FPSB Deutschland ist die Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung. Zu diesem Zweck hat der Verband den Verbraucher-Blog www.frueher-planen.de lanciert. Er informiert neutral, anbieterunabhängig und werbefrei über alle relevanten finanziellen Themen und beinhaltet drei Online-Rechner zur Berechnung der Altersrente und der Basisrente sowie zur Optimierung der Fondsanlage.
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