pte20240823001 Forschung/Entwicklung, Medizin/Wellness

Gallenblasenentfernung: OP oft nicht nötig

Restriktiver Ansatz des Radboud University Medical Centers verhindert sinnlose operative Eingriffe


Schmerzen: OP garantiert keine Linderung (Foto: pixabay.com, Darko Djurin)
Schmerzen: OP garantiert keine Linderung (Foto: pixabay.com, Darko Djurin)

Nijmegen (pte001/23.08.2024/06:00)

Der Erfolg eines Behandlungsansatzes für Gallenblasenentfernungen hängt entscheidend von der Auswahl der richtigen Patienten ab. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Studie von Forschern des Radboud University Medical Center mit mehr als 1000 Betroffenen. Die neuen Erkenntnisse können künftig dazu beitragen, unnötige operative Eingriffe künftig zu vermeiden. Ihre Forschungsergebnisse haben die Wissenschaftler vor Kurzem im Fachjournal "JAMA Surgery" veröffentlicht.

OP wirkt oft nicht gegen Schmerzen

In den Niederlanden suchen jährlich 100.000 Menschen ihren Arzt wegen Bauchschmerzen auf, bei etwa 30.000 werden daraufhin Gallensteine diagnostiziert. Ihre Standardbehandlung ist eine laparoskopische Cholezystektomie. Seit den 1990er Jahren hat die Zahl der Operationen exponentiell zugenommen, obwohl es keine klaren internationalen Kriterien gibt. Infolgedessen ist die Entfernung der Gallenblase eine der häufigsten Operationen in den Niederlanden, doch ist sie nicht immer wirksam gegen Schmerzen: Etwa ein Drittel der Patienten leidet nach der Cholezystektomie weiter unter Bauchschmerzen.

In der neuen Studie haben die Radboud-Forscher die Ergebnisse ihrer früheren Studie von 2019 überprüft. Damals wurden betroffene Patienten entweder herkömmlich operiert oder einem strikten Auswahlverfahren unterzogen, bei dem ein chirurgischer Eingriff erst nach Überprüfung verschiedener Schmerzsymptome in Erwägung gezogen wurde. Die Anzahl der Operationen in der zweiten Gruppe ging zwar zurück, jedoch litt ein Jahr später immer noch ein Drittel der Teilnehmer beider Gruppen an Schmerzen.

Konzentration auf Patienten

Für die aktuelle Studie sprachen die Forscher mit den Teilnehmern, überprüften deren Krankenakten und ließen sie Fragebögen ausfüllen. Es zeigte sich, dass die Anzahl der Patienten mit Schmerzen im Laufe der Jahre nicht geringer geworden war. Immer noch waren nur zwei Drittel schmerzfrei. Der restriktive Ansatz führte jedoch zu weniger nicht notwendigen Gallenblasenentfernungen.

Laut dem leitenden Wissenschaftler Daan Comes konnten bei der restriktiv operierten Gruppe weder mehr Komplikationen aufgrund der Gallensteine noch durch die durchgeführten Eingriffe beobachtet werden. Daher geht der Experte davon aus, dass der restriktive Ansatz durchaus umsetzbar ist, allerdings nur bei dafür geeigneten Patienten. Um diese Patientengruppen besser identifizieren zu können, entwickelte das Radboud University Medical Center 2021 eine Entscheidungsregel, die auf der wissenschaftlichen Forschung und Daten von Patienten basiert.

Regel für bessere Entscheidungen

Laut Principal Investigator Philip de Reuver zeigte sich dabei, dass intensive, episodische Schmerzen eine starke Indikation für eine OP darstellen. Eine frühere Operation im Bauchbereich, das Vorhandensein anderer Symptome, wie Blähungen, Sodbrennen und anhaltende Schmerzen, sind jedoch laut dem Chirurgen Gründe dafür, bei operativen Eingriffen Vorsicht walten zu lassen. Basierend auf diesem Wissen können Ärzte und Patienten nun bessere Entscheidungen treffen.

"Patienten mit wiederkehrenden Gallenkoliken profitieren sicher von dieser Operation. Mehr als ein Drittel der Patienten mit Gallensteinen haben aber auch Symptome einer Dyspepsie, also verschiedene Beschwerden im Oberbauch, und Symptome eines Reizdarmsyndroms", so de Reuver. In diesen Fällen sei ein operativer Eingriff nicht hilfreich. Der Forscher arbeitet bereits an einer Folgestudie zu der Wirksamkeit von Lebensstilinterventionen bei Patienten mit Schmerzen im Bauchbereich und Gallensteinen, bei denen die Entscheidungsregel darauf hinweist, dass eine Operation nur eingeschränkte Vorteile bringen würde.

(Ende)
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