pte20241018008 Medien/Kommunikation, Politik/Recht

Hurrikane: Wichtige Infos gehen auf X unter

User unterhalten sich lieber über Haustiere oder streiten leidenschaftlich über Politik


Soziale Medien: Aufmerksamkeit folgt eigenen Gesetzen (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)
Soziale Medien: Aufmerksamkeit folgt eigenen Gesetzen (Foto: pixabay.com, Gerd Altmann)

Hoboken (pte008/18.10.2024/10:30)

Bei Naturkatastrophen können soziale Medien wie Facebook und X zwar leistungsstarke Tools für die öffentliche Kommunikation sein. Häufig kämpfen Rettungskräfte und Regierungsvertreter jedoch damit, sich im allgemeinen Trubel überhaupt Gehör zu verschaffen. Das zeigt eine Studie des Stevens Institute of Technology. Laut den Experten sind während der vergangenen vier großen Hurrikane wichtige Infos zur öffentlichen Sicherheit in einer Unmenge an trivialeren sozialen Inhalten untergegangen. Dazu gehörten Tweets über Haustiere, das Teilen von Geschichten über das Leben oder das Streiten über Politik.

Gefährliches Rauschen

Das ist laut Forscher Jose Ramirez-Marquez für jene Personen ein großes Problem, die versuchen herauszufinden, wo Hilfe gebraucht wird und die mit den Betroffenen wirksam kommunizieren wollen. "Das ist wie auf einer überfüllten Party, bei der sich alle laut über Politik unterhalten. Hier ist es nur schwer möglich, sich in diesem ganzen Lärm Gehör zu verschaffen."

Ramirez-Marquez hat mit dem Doktoranden Yefang Liang Tweets während der jüngsten vier Hurrikane "Harvey", "Imelda", "Laura" und "Florence" analysiert. Die Forscher haben jene Cluster von Tweets identifiziert, die die meiste Aufmerksamkeit und das größte Engagement erzielten - und zwar vor, während und nach dem Auftreten der Stürme. In vielen Fällen standen die Themen, die online die größte Aufmerksamkeit erzielten, in keinem Zusammenhang mit Nachrichten zur Sicherheit oder den Rettungsarbeiten.

Während des Hurrikans Harvey zum Beispiel beschäftigten sich 24 der 50 aktivsten Themen mit den Auswirkungen der Überschwemmung auf Hunde. Im Gegensatz dazu beinhalteten nur sieben der 50 aktivsten Themen Maßnahmen zur öffentlichen Sicherheit. Dieses Verhalten ist laut Ramirez-Marquez offensichtlich ein Problem, wenn sichergestellt werden soll, dass die Menschen wissen, wie sich während eines derartigen Sturms schützen können.

Wichtiges geht einfach unter

Ähnliche Muster zeigten sich auch während anderer Stürme. Während des Hurrikans Florence entfiel mehr als die Hälfte der Themen mit hohem Engagement auf das Geplauder über Tiere oder politische Auseinandersetzungen. Nur 19 der Top 50 Themen behandelten Botschaften zur Rettung und der öffentlichen Sicherheit. Während des Hurrikans Imelda entfiel fast ein Viertel der Themen mit einem hohen Engagement auf Diskussionen zum Klimawandel. Auch hier gingen Sicherheitsmeldungen zu bestehenden Risiken im Trubel unter.

Die im "International Journal of Disaster Risk Reduction" veröffentlichten Ergebnisse verweisen auf einige Möglichkeiten, mittels derer offizielle Stellen die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Botschaften ein großes Publikum erreichen, steigern können. Zum Beispiel schneiden beschreibende Nachrichten eher besser ab als Sicherheitshinweise. Daher könnte eine Kombination dieser beiden Arten der Kommunikation oder das Einbetten von Mitteilungen oder Warnungen zur öffentlichen Sicherheit in anschauliche Postings in den sozialen Medien dabei helfen, die Reichweite derartiger Messages zu vergrößern.

Zudem ist es laut dem Experten wichtig, dass offizielle Stellen während Katastrophen fokussiert bleiben und nicht aus Versehen in politische Debatten hineingezogen werden, die von ihrer Kernbotschaft ablenken. Ein aktives Verstärken der offiziellen Nachrichtenübermittlung für User in betroffenen Regionen könnte dabei helfen, dass die notwendigen Infos ankommen und die User in anderen Bereichen weiterhin frei sind, sich auch darüber zu unterhalten. Auch könnten Übeltäter absichtlich Online-Konversationen kapern oder verfälschen und so verführerische, aber falsche Infos verbreiten.

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