Ibuprofen jetzt aus Harz statt Erdöl
Englische Wissenschaftler ermöglichen damit umweltverträgliche Produktion von Medikamenten
Kiefern liefern Rohstoff für Schmerzmittel-Produktion (Foto: pixabay.com, elstef) |
Bath (pte002/11.07.2023/06:05)
Gängige Medikamente wie Paracetamol und Ibuprofen können künftig aus Abfallprodukten der Papierindustrie gewonnen werden statt aus Erdöl. Ein Team von Wissenschaftlern der Fakultät für Chemie und des Instituts für Nachhaltigkeit der University of Bath haben dazu ein Verfahren entwickelt, um schmerzstillende Medikamente und Ausgangsmaterialien für andere Wirkstoffe aus β-Pinen herzustellen, einem Bestandteil von Terpentin. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Forscher kürzlich im Fachjournal "ChemSusChem".
Abfall für Schmerztabletten
Für die Umwelt ist diese Entwicklung ein Fortschritt, denn β-Pinen ist in dem als Harz bezeichneten Ausfluss von Kiefern enthalten, aus denen, wie aus anderen Nadelhölzern, feste Papiere und Kartonagen hergestellt werden. Der Terpentin-Bestandteil muss aus den Kiefern entfernt werden, ehe Papier entstehen kann. Er wird heute als Abfall entsorgt. Die Forscher in Bath geben die pro Jahr anfallende Menge mit 350.000 Tonnen an. Das dürfte für die Herstellung von Paracetamol und Ibuprofen mit einer jährlichen Produktionsmenge von 100.000 Tonnen reichen.
"Die Verwendung von Erdöl zur Herstellung von Arzneimitteln ist nicht nachhaltig", erklärt Studeinautor Josh Tibbetts vom Fachbereich Chemie. "Es trägt wegen der Verarbeitung des Rohöls in der Raffinerie nicht nur zu steigenden CO₂-Emissionen bei. Es macht uns auch stärker abhängig von der geopolitischen Stabilität von Ländern mit großen Ölreserven. Zudem schwankt der Preis für Erdöl stark und wird weiter steigen. Anstatt auf Erdöl setzen wir auch die Bioraffinerie."
Konstante Produktion
Das hat noch einen zusätzlichen Vorteil: Während die erdölbasierte Produktion von Medikamenten chargenweise erfolgt, lassen sie sich aus β-Pinen kontinuierlich erzeugen. Das senkt die Kosten, die aber vorerst noch über denen des klassischen Verfahrens liegen.
Aus kieferbasiertem Terpentin synthetisierten die Forscher in Bath auch eine Reihe anderer Vorläuferchemikalien, darunter 4-HAP (4-Hydroxyacetophenon), eine Vorstufe von Medikamenten wie Betablockern und dem Asthma-Inhalationsmedikament Salbutamol sowie andere Wirkstoffe, die häufig für Parfüms und in Reinigungsprodukten verwendet werden.
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