pte20240910019 Politik/Recht, Unternehmen/Wirtschaft

IfW: "Bundeswehr rüstet viel zu langsam auf"

Erhöhung der jährlichen Militärausgaben auf zwei Prozent des BIP sowie mehr Wirtschaftsanreize


Deutscher Leopard-Panzer: Aufrüstung der Bundeswehr laut Report zu langsam (Foto: bundeswehr.de)
Deutscher Leopard-Panzer: Aufrüstung der Bundeswehr laut Report zu langsam (Foto: bundeswehr.de)

Kiel (pte019/10.09.2024/13:59)

Experten des Kiel Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) kritisieren die ihrer Ansicht nach "völlig unzureichenden" und "ambitionslosen" Militärausgaben der deutschen Bundesregierung scharf, fordern Anreize für die Rüstungsindustrie und pochen auf zwei Prozent des BIP für die Bundeswehr. Nur so sei eine Abschreckung gegenüber Russland glaubhaft.

"Weiter-so-Politik fahrlässig"

"Was Europa jetzt braucht, ist neben dem Sondervermögen eine dauerhafte, deutliche und sofortige Erhöhung der regulären deutschen Verteidigungsausgaben auf mindestens zwei Prozent des BIP. Man muss es so deutlich sagen: Ein Weiter-so-wie-bisher wäre mit Blick auf Russlands Aggression fahrlässig und verantwortungslos", so ifW-Kiel-Studienautor Guntram Wolff.

Um Militärbestände von vor 20 Jahren zu erreichen, hat Wolff errechnet, bräuchte Deutschland beim aktuellen Beschaffungstempo bis zu knapp 100 Jahre. Die russische Kriegswirtschaft sei bereits in der Lage, die gesamte Menge der deutschen Waffenbestände in nur gut einem halben Jahr zu produzieren. Deutschland schaffe es derzeit nur knapp, die an die Ukraine abfließenden Waffen zu ersetzen.

"Zeitenwende ist eine Worthülse"

Dank Unterstützung aus Nordkorea kann Russland laut dem Report aus Kiel derzeit dauerhaft rund 10.000 Schuss Munition (Granaten und Raketen) pro Tag verfeuern. Deutschlands gesamte Jahresproduktion wäre bei dieser Rate nach 70 Tagen aufgebraucht. Und auch bei modernen Kampfsystemen würden die Russen Fortschritte machen.

Wolff und seine Kollegen kritisieren Berlin auch wegen seiner Haltung gegenüber der deutschen Rüstungsindustrie. Man stehe auf der Bremse - weil unklar sei, wie viel Geld Deutschland nach Auslaufen des Sondervermögens für Verteidigung ausgeben will und kann. Die Folge seien lange Lieferzeiten und hohe Kosten.

"Die Zeitenwende ist bislang nur eine Worthülse. Frieden gibt es dann, wenn das Regime in Moskau versteht, dass es einen Angriffskrieg in Europa militärisch nicht gewinnen kann. Dafür brauchen Deutschland und Europa glaubhafte militärische Fähigkeiten. Deutschland muss dafür ein angemessenes Verteidigungsbudget von mindestens 100 Mrd. Euro pro Jahr zur Verfügung haben", betont IfW-Kiel-Präsident Moritz Schularick das Ergebnis des Reports.

(Ende)
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