pte20240829020 Umwelt/Energie, Produkte/Innovationen

In Finnland wird bald mit Kernkraft geheizt

Kleine Reaktoren von Steady Energy ersetzen Stück für Stück die fossilen Fernwärmezentralen


So sollen die finnischen Heizreaktoren einmal aussehen (Illustration: steadyenergy.com)
So sollen die finnischen Heizreaktoren einmal aussehen (Illustration: steadyenergy.com)

Espoo (pte020/29.08.2024/11:50)

Steady Energy, eine Ausgründung aus dem staatlichen finnischen technischen Forschungszentrum VTT, entwickelt einen Reaktor, der ausschließlich der Wärmeerzeugung dient - und das bei einer Temperatur von höchstes 150 Grad Celsius, die in vielen Industriebereichen wie der Lebensmittelindustrie und zum Beheizen von Wohnungen, Büros und gewerblichen Betrieben benötigt wird. Damit soll der Einsatz von fossilen Brennstoffen, vor allem Erdgas, überflüssig werden, um damit CO2-Emissionen zu stoppen.

Planung für 15 Reaktoren

Der Bau der ersten Anlage dieser Art namens "LDR-50", die eine Leistung von nur 50 Megawatt haben wird, soll bereits 2025 beginnen. Sie wird allerdings noch nicht mit nuklearem Brennstoff betrieben, sondern testweise elektrisch beheizt. 2028 soll der Bau der ersten "richtigen" Anlage starten, die Wärme durch Kernspaltung erzeugt.

Steady Energy hat bereits Absichtserklärungen für die Lieferung von bis zu 15 Reaktoren mit dem lokalen Energieversorger Helen in Helsinki und Kuopio Energy in Ostfinnland unterzeichnet. Tommi Nyman, der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, sieht diese Technik als entscheidend für das Erreichen der finnischen Klimaziele: Null-Emissionen von CO2.

Die Investitionskosten sollen bei 15 bis 20 Mio. Euro liegen. Die Wärmeerzeugungskosten sind mit 40 Euro pro Megawattstunde angesetzt. Das läge unter denen für Erdgas. Die gesamte Anlage würde in einen senkrecht stehenden Normcontainer passen. Sie kann auch unterirdisch platziert werden. Bei Bedarf lassen sich laut den Planern mehrere Reaktoren an einem Standort errichten.

Druck nicht der Rede wert

Der Druck im Reaktorbehälter ist mit weniger als zehn bar rund 20 Mal niedriger als in Reaktoren, die für die Stromerzeugung ausgelegt sind und entspricht den Werten einer Espressomaschine oder einer Champagnerflasche. Daher reicht eine Wandstärke von zwei Zentimetern, während sie in Reaktoren von Kernkraftwerken bei 20 Zentimetern und mehr liegt.

"Das senkt die Kosten massiv", sagt Nyman. Darüber hinaus würden auch die Risiken erheblich reduziert. Zudem befindet sich die gesamte Anlage in einem Wasserbecken, das bei einem Störfall, bei dem die Kühlung des Reaktorkerns ausfällt, die produzierte Wärme aufnimmt, sodass eine Katastrophe verhindert wird.

Die Reaktoren für die Wärmeerzeugung sollen verbrauchernah errichtet werden, sogar in Städten, und unter anderem die heute mit Gas, Öl, Kohle oder Torf betriebenen Fernwärmezentralen ersetzen. "Wir haben errechnet, dass durch die Dekarbonisierung der Netze, die wir in den vielversprechendsten Märkten wie Finnland, Schweden und Polen identifiziert haben, über 60 Mio. Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr eingespart werden können", so Nyman.

(Ende)
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