pte20241025002 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Menschen nutzen soziale Infos vor Aktionen

Inhalte sollten laut neuesten Forschungsergebnissen aber nicht blindlings übernommen werden


Menschliche Gesellschaft: Divers und heterogen (Foto: pixabay.com, Brian Merrill)
Menschliche Gesellschaft: Divers und heterogen (Foto: pixabay.com, Brian Merrill)

Tübingen/Konstanz (pte002/25.10.2024/06:05)

Menschen nutzen soziale Infos, um ihre Entscheidungen zu steuern. Laut Forschern der Universität Tübingen, der Universität Konstanz und weiterer Institutionen sollten sie diese Hinweise jedoch auch mit einer gewissen Vorsicht annehmen. Die Experten haben ein Online-Experiment nach dem Vorbild eines Videospiels durchgeführt. Dieses ahmte alltägliche Entscheidungssituationen nach. Die Teilnehmer absolvierten das Spiel in Gruppen mit je vier Personen. Jeder hatte ein Ziel, das zwar individuell einzigartig war, aber über eine Ähnlichkeit mit den Zielen der anderen Personen verfügte.

Soziale Infos zum Erkunden

Während des Experiments sahen die Teilnehmer soziale Infos als weniger zuverlässig an als jene Infos, die sie selbst gesammelt hatten. Um dieses Phänomen zu erklären, haben die Wissenschaftler ein neues soziales Generalisierungsmodell eingesetzt, das besser abschnitt als eine Reihe von anderen Modellen, die in der Vergangenheit für die Vorhersage von Verhalten verwendet worden waren. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Alexandra Witt geht dieses Modell davon aus, dass soziale Infos ähnlich wie individuelle Infos eingebunden und nicht nur blindlings kopiert werden sollten.

Mithilfe des neuen Modells haben die Forscher nachgewiesen, dass Menschen soziale Infos als ein Erkundungs-Tool nutzen. Eine individuelle Erkundung kann teuer kommen, sowohl kognitiv als auch in Bezug auf mögliche Risiken. Standen soziale Infos zur Verfügung, so wurden sie von den Teilnehmern für ihre Entscheidungsfindung genutzt. Sie ersparten sich damit den Aufwand einer individuellen Erkundung.

KI hinkt nach wie vor hinterher

"Was wir herausgefunden haben, unterstützt nicht nur diese Idee, es half uns auch dabei, diese Theorie auszuweiten und zu generalisieren. Sie ist jetzt auf diverse, heterogene menschliche Gesellschaften anwendbar", so Co-Autor Wataru Toyokawa vom Riken-Forschungsinstitut. Laut Seniorautor Charley Wu fällt es der Künstlichen Intelligenz (KI) noch immer schwer, in einem ähnlichen Ausmaß sozial zu lernen wie der Mensch.

Er betont, dass es die Fähigkeit des Menschen zu sozialem und kulturellem Lernen ist, das eine Schlüsselrolle beim Erfolg der menschlichen Spezies gespielt hat. Wird diese Fähigkeit besser verstanden, können ähnliche Prinzipien auch in die KI integriert werden. Ein derartiger Einsatz wäre zum Beispiel bei virtuellen Assistenten oder Empfehlungsalgorithmen denkbar. Die Forschungsergebnisse sind im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" veröffentlicht.

(Ende)
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