pte20000127021 in Business

Tattoos zur Bewältigung von Traumata

Tätowierungen und Bemalungen als Therapiemöglichkeit


Appleton/Wisconsin (pte) (pte021/27.01.2000/13:00) Judith Sarnecki, Professorin für Französisch an der Lawrence University http://www.lawrence.edu/ ist der Frage nachgegangen, was die Motive dafür sind, sich ein Tattoo machen zu lassen, und ist zu einem überraschenden Ergebnis gekommen: Das Tattoo dient oft als wichtiges Mittel zur emotionalen Heilung und des Überlebens.

"Einige Menschen, die sich ein körperliches Trauma zugezogen haben, markieren ihren Körper genau an jener Stelle, die von dem Trauma betroffen ist, als ob sie es in einer neuen, kreativen Weise wiederholen wollen, die eine andere, lebensbejahende Kennzeichnung des Ereignisses erlaubt, während gleichzeitig von dem Trauma noch Zeugnis gegeben wird," erläutert die Wissenschaftlerin.

Zu den häufigsten Verbindungen zwischen Tattoo und Trauma gehört nach Sarneckis Erfahrung, dass sich Frauen nach einer Brustamputation ein Tattoo an die verletzte Stelle setzen lassen. "Ein Tattoo ist eine Möglichkeit für diese Frauen, ihre Genesung nach dem Verlust einer Brust durch Krebs zu erleichtern", so Sarniecki. "Einen Teil des Körpers tätowiert zu haben, dient als Weg zum Verstehen und Verarbeiten eines physischen oder psychischen Verlustes, während man gleichzeitig eine gewisse Kontrolle und einen neuen Sinn für individuelle Kraft gewinnt."

Besonders deutlich wird dies bei Gefängnisinsassen. Der Körper ist für viele Häftlinge der einzige Besitz und das Tattoo ist das Einzige, was man ihnen nicht nehmen kann. Aber auch für diejenigen, die nicht zu den Randgruppen der Gesellschaft zählen, können Tätowierungen eine wichtige Funktion erfüllen. In der technologiegeprägten Gesellschaft fühlen sich viele Menschen anonym, gleichgemacht und entmenschlicht. Tattoos liefern die Wahrnehmung von etwas Stabilem und Dauerndem. (wsa)

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