2. NÖ-Pflegepreis 2002 an Hedwig Fuchs
Rüstige 83 Jährige pflegt gelähmten Sohn seit 13 Jahren
Ringelsdorf (pts023/09.12.2002/14:00) Um Hedwig Fuchs die lange Anfahrt von Niederabsdorf nach St. Pölten zu ersparen, erhielt sie ihren Pflegepreis 2002 für Niederösterreich am Montag, dem 9. Dezember, um 14 Uhr im Gemeindeamt Ringelsdorf aus den Händen von Abgeordneten Bürgermeister Herbert Nowohradsky, Mag. Friederike Bucher (Arbeiterkammer NÖ) und Direktor Ing. Johann Kaiser (AUVA Landesstelle Wien).
Der Pflegepreis wird 2002 zum ersten Mal in seiner fünfjährigen Geschichte an zwei Niederösterreicherinnen übergeben. Hedwig Fuchs ist 83 Jahre und lebt nahe der Grenze zur Slowakei, Silvia Bigler (38) ist an der Grenze zu Oberösterreich zu Hause. Es trennen sie 45 Jahre und 200 Kilometer, vereint werden sie durch ihren Einsatz, ihre Hingabe und die liebevolle Pflege eines Familienmitglieds. Willibald Fuchs (46 Jahre) und Ing. Markus Bigler (41 Jahre) erlitten schwerste Verletzungen bei einem Wegunfall und leben in einem Wachkoma. Die bewundernswerte Art, wie sie das Schicksal ihrer Familie in die Hand genommen haben und für ihr Wohl kämpfen, hat die Jury bewogen, 2002 erstmals beide Kandidatinnen auszuzeichnen. Die Preisverleihung an Silvia Bigler hat durch LHStv. Liese Prokop am Donnerstag, dem 5. Dezember 2002, um 15 Uhr im St. Leopoldsaal des Niederösterreichischen Landhauses stattgefunden.
Zu den Gratulanten am 9. Dezember zählten Mitglieder der Familie Fuchs, Landesrätin Christa Kranzl, Dr. Dietmar Strimitzer (Wirtschaftskammer Österreich und Mitglied des Rehabilitationsausschuss der AUVA), Mag. Therese Malat (NÖN und Jurymitglied), Wolfgang Weigert (Bürgermeister Niederabsdorf), Wilhelm Zieba (Vizebürgermeister), Rudolf Silvan (Gewerkschaft Bau-Holz und Mitglied des Rehabilitationsausschusses), Dipl.-Ing. Peter Vavken (Direktor-Stellvertreter der AUVA-Landesstelle Wien), Chefarzt Dr. Djawad Lessan (AUVA-Landesstelle Wien), Hermine Ebner, (Pflegedienstleiterin des UKH-Meidling), Ing. Mag. Franz Preßlmayer (Leiter des Rehabilitationsreferats der AUVA-Hauptstelle), Peter Winkler (Leiter der AUVA-Aussenstelle St. Pölten), Heidi Sommer (AUVA-Rehabilitationsberaterin der Familie Fuchs).
Willi Fuchs leidet seit einem Wegunfall im Jahr 1987 an einem mittelgradigen apallischen Syndrom, das auf der funktionellen Unterbrechung der Verbindung zwischen Hirnstamm und Großhirnrinde basiert. Er kann sich kaum bewegen. Dies bedeutet eine Einstufung in die höchste Pflegestufe (7).
Neben einer Urkunde und dem Relief "Sonnenstiege" von Prof. Horst Aschermann besteht der Preis aus einem vierzehntägigen Erholungsurlaub im generalüberholten AK-Hotel Hirschwang für zwei Personen, der vom Präsidenten der Arbeiterkammer Niederösterreich, Josef Staudinger, zur Verfügung gestellt wird. Statt des Urlaubs wünscht sich Frau Fuchs einen Wäschetrockner.
Von den rund 7.300 auf Grund eines Arbeitsunfalls Schwerstversehrten Österreichs leben rund 3.000 in den drei östlichen Bundesländern Wien, Niederösterreich und Burgenland. In Niederösterreich fallen zwölf Versicherte in die höchste Pflegestufe (7, Wachkoma), drei in Pflegestufe 6 und 39 in Pflegestufe 5 (schwere Querschnittlähmung). Erfreulicherweise werden in Niederösterreich rund zehn Versicherte der höchsten Pflegestufe zu Hause gepflegt.
Die AUVA hat die behindertengerechte Ausstattung des Hauses und die Versorgung mit Hilfs- und Heilmittel bisher mit insgesamt rund 50.000 Euro unterstützt.
Willi Fuchs: Seit 13 Jahren in mütterlicher Pflege
Hedwig Fuchs aus Niederabsdorf zählt zu jener Generation, die die Folgen beider Weltkriege verspüren und Zeit ihres Lebens hart arbeiten musste. Sie hat acht Kinder aufgezogen und freut sich über neun Enkel und zwei Urenkerln. Nicht nur einen Sohn, auch ihren um 11 Jahre jüngeren Ehemann hat sie vor neun Jahren nach vierzig gemeinsamen Jahren verloren.
All ihre Liebe und Kraft konzentriert sich nun auf die Pflege ihres fünften Kindes, Willi. Vor dreizehn Jahren hat Hedwig Fuchs ihren Sohn mit 33 Kilogramm in die häusliche Pflege übernommen. Heute sieht er blühend aus und wiegt um rund 60 Kilogramm mehr. In den jüngsten Jahren hat Willi gelernt, die Arme zu heben, an guten Tagen formuliert er gut verständlich Worte. Anfangs konnte er nicht einmal schlucken. Jetzt wird seine Mahlzeit püriert, er bekommt sie mit viel Flüssigkeit löffelweise, damit er es leichter hat.
Mutter und Sohn verständigen sich in einer Gestensprache - er versteht jedes Wort und spricht mit dem Gesicht und den Armen.
Für Willi wurde das Haus um ein eigenes Zimmer verlängert, das Badezimmer mit einem Wannenlifter behindertengerecht adaptiert. Die Türe zu seinem Zimmer ist immer offen. Willi sitzt untertags im Rollstuhl, hört Radio und beobachtet Balu, seinen munteren Rehpinscher, der zu seltenen Ruhephasen auf seinen Schoß springt. Beide freuen sich, wenn Besuch kommt.
Zurückschauen, sich erinnern an Details aus ihrem turbulenten Leben, will Hedwig Fuchs nicht gerne. Ihr ganzer Ehrgeiz gilt dem Wohlergehen des Sohnes und seiner Zukunft. So lautet ihr innigster Wunsch: "Ich will 110 Jahre alt werden und den Willi überleben." Ihr Willi nickt dazu. Ganz nebenbei werden Gäste versorgt, bekommt Sohn Karl sein Mittagessen. Sie tut alles, damit ihr Wunsch auch in Erfüllung geht.
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