Öffentliche Rituale
Kunst/Videos aus Polen
Wien (pts020/20.02.2003/12:00) Von 22. März bis 25. Mai 2003 zeigt das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK) in der Factory die Ausstellung "Öffentliche Rituale - Kunst/Videos aus Polen". In Videos und Performances setzen sich junge polnische KünstlerInnen auf ironisch-spielerische und kritische Weise mit gesellschaftlichen, medialen sowie kunstbetrieblichen Ritualen auseinander.
Gerade in ihren ritualisierten und standardisierten Abläufen versuchen Gesellschaften und ihre Institutionen sich vor Veränderungen abzuschirmen und bestehende Strukturen zu festigen. Das damit verbundene Machtpotenzial und die Gefahr selbstzweckhafter Formalisierungen bilden die Angriffsflächen für künstlerische Recherchen und kritisch-reflexive Interpretationen. In der Ausstellung spielen performative Handlungen, die mit Video aufgezeichnet und präsentiert werden eine zentrale Rolle.
Artur Zmijewski und das Künstlerpaar Bergamot stellen in ihren Arbeiten Bezüge zwischen sozialen Machtstrukturen und Körperritualen her. So lässt Zmijewski in seinen Videos ehemalige Soldaten der polnischen Armee nackt exerzieren, um verinnerlichte Rituale bloßzulegen. Volga Maslouskaya und Raman Tratsiuk veranschaulichen als Künstlerpaar Bergamot in ihren Aktionen im öffentlichen Raum allgegenwärtige, unterschwellig wirksame Machtmechanismen. Ihre körperbetonten Performances reichen dabei bis zum Einsatz physischer Gewalt.
Neben der Thematisierung unterschiedlicher Körpersprachen bietet die Medienrealität in den Arbeiten von Anna Niesterowicz und Kuba Bakowski ein weiteres Bezugsthema für öffentliche Rituale und deren Darstellung. Niesterowicz verwendet das Filmmaterial einer polnischen Kriminalserie aus den 70er Jahren und verweist durch die Neumontage der Filmsequenzen auf die Konstruktion klischeehafter Rollenbilder und Dialoge, die auf die gesellschaftspolitische Bedeutung des scheinbar unpolitischen Unterhaltungsspektakels hinweisen. Dass und wie die Wirklichkeit der medialen Bilder und die daraus abgeleiteten Realitätsbilder einander bestimmen, veranschaulicht Kuba Bakowski durch Unterbrechung und anarchische Störung gewohnter medialer Bild- und Programmabläufe.
Die Performances und Videoarbeiten von Julita Wójcik und der Gruppe Azorro erörtern innerhalb der Ausstellung die Rituale des Kunstbetriebes und loten die Möglichkeiten und Barrieren für KünstlerInnen in institutionellen Feldern aus. Wójcik realisiert im Hof des MuseumsQuartiers mit einem Fiaker eine Performance, die auf die ortsspezifische Verknüpfung von Geschichtstradition und kunstpolitischen Gegenwartsfragen Bezug nimmt. Die Künstler von Azorro haben ihre Reise nach Wien in einem Video festgehalten, das zugleich ihr Ausstellungsbeitrag ist.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung finden Performances von Julita Wójcik und Bergamot statt.
Im Anschluss an die Ausstellung werden am 27. und 28. Mai um 19:00 Uhr im Kino der MUMOK Factory Videoarbeiten polnischer Künstlergruppen gezeigt (u.a. Magister, C.U.K.T., Lyzka Uzyli Cmilli).
Zu der anlässlich des polnischen Jahres in Österreich veranstalteten Ausstellung erscheint ein Katalog (deutsch/englisch/polnisch) mit Texten von Rainer Fuchs und Hanna Wroblewska.
Ausstellungsort: Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien (MUMOK)
Museumsplatz 1, A - 1070 Wien, MUMOK Factory
Ausstellungsdauer: 22. März - 25. Mai 2003
Pressekonferenz: Freitag, 21. März 2003, 10.00 Uhr
Eröffnung: Freitag, 21. März 2003, 20.00 Uhr
Kurator: Rainer Fuchs
Öffnungszeiten: Di bis So 10.00-18.00 Uhr, Do 10.00-21.00 Uhr
Aussender: | Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wi... |
Ansprechpartner: | Barbara Hammerschmied |
Tel.: | (+43-1)52500-1400 |
E-Mail: | press@mumok.at |