pts20040524032 Kultur/Lifestyle, Medizin/Wellness

Konrad Lutz - Ein Coming Out vor unserer Zeit...

Filmtour durch deutsche Metropolen zur Erinnerung an den Namensgeber des HIV/AIDS-Gestaltungswettbewerbs


München (pts032/24.05.2004/12:45) Seit 1998 wird von Netzwerk plus, dem bundesweiten Netzwerk der Menschen mit HIV und AIDS e.V. und dem Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline (GSK) ein Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben, der sich an direkt oder indirekt von HIV und AIDS betroffene Menschen richtet. Dass dieser Wettbewerb Konrad Lutz Preis getauft wurde, hat inhaltliche Substanz. Der Münchner Filmemacher Konrad Lutz hat sich durch sein langjähriges Engagement bei der Münchner AIDS-Hilfe ausgezeichnet. Er kannte die Probleme, denen HIV-Infizierte und AIDS-Kranke täglich begegnen, aus eigener Erfahrung: 1984 wurde bei ihm HIV diagnostiziert. 1990 starb er im Alter von 35 Jahren an AIDS.

Den Höhepunkt seines gesellschaftspolitischen Engagements erreichte er mit seinem Film "Coming Out", einer unterstützenden Protestaktion gegen den damals greifenden AIDS-Maßnahmenkatalog der bayerischen Staatsregierung. "Coming Out" ist die filmische Dokumentation des 2. Europäischen Treffens HIV-Positiver und AIDS-Kranker an Pfingsten 1988 in München und soll diesen Sommer in den fünf deutschen Städten gezeigt werden, die den höchsten Anteil an HIV-Neuinfektionen aufweisen.

Der Konrad Lutz Preis ist eine künstlerische Plattform ebenso für Amateure, wie für professionelle Künstler. Die Teilnehmer sollen mit ihren Bildern auf gestalterische Weise vermitteln, was es heißt, mit HIV und AIDS in unserer Gesellschaft zu leben. Nach der Preisverleihung gehen die Werke in eine Wanderausstellung quer durch Deutschland und werden so einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wie auch die ersten drei Wettbewerbe erinnert der IV. Konrad Lutz Preis an die Lebzeiten eines Menschen, der sich trotz massiver gesellschaftlicher Spannungen ungebrochen für die Rechte von HIV-Infizierten und AIDS-Kranken eingesetzt hat: Konrad Lutz.

1984 Diagnose HIV
Nach etwa einem Jahr an der Dialyse erhält Konrad Lutz 1984 eine Nachricht, die sein Leben auf die Probe stellen sollte. Eine Blutkonserve, die Konrad verabreicht wird, ist mit dem tödlichen Virus infiziert. Im Rahmen einer Routineuntersuchung erfährt er von seinem positiven HIV-Testergebnis. Von einem Tag auf den anderen wird Konrad mit der Krankheit AIDS konfrontiert, die zu diesem Zeitpunkt von der Gesellschaft zum einen als "Schwulenseuche", zum anderen als selbst induziertes Debakel von Huren und Fixern wahrgenommen wird.

1986 Engagement in der AIDS-Hilfe
Konrad Lutz kennt auf seine Krankheit nur eine Antwort: Öffentlichkeit. Die Art und Weise, wie mit dem Thema AIDS in der Gesellschaft und Politik umgegangen wird, strapaziert seinen Gerechtigkeitssinn aufs Äußerste. Als Reaktion darauf motiviert er andere Betroffene und organisiert erste inoffizielle Positiventreffen. Schließlich wird er aktiver Mitarbeiter bei den Vorläuferorganisationen der heutigen Münchner AIDS-Hilfe.
Hinzu kommt, gegen die politische Missbilligung aktiv zu werden, die 1987 mit Vorlage des bayerischen Maßnahmenkatalogs zur "AIDS-Prävention" ihren Höhepunkt erreicht. Die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die vorgestellten Maßnahmen sind heftig. Insbesondere der geforderte Zwangstest für die Risikogruppen und Beamtenanwärter stößt bei schwulen Organisationen, AIDS-Hilfen und Politikern aus allen Reihen auf große Kritik. Sie sehen darin einen klaren Verstoß gegen die Menschenrechte. Große Sorgen bereiten die Restriktionen ebenso den AIDS-Hilfen in Bayern, die ihre anonyme und vertrauliche Beratung in Gefahr sehen.

1988 Filmprojekt "Coming Out"
Mit der filmischen Dokumentation des 2. Europäischen Treffens HIV-Positiver und AIDS-Kranker an Pfingsten 1988 in München vollzieht Konrad Lutz sein ehrgeizigstes Projekt. Der Film "Coming Out", den Konrad Lutz zusammen mit Claus Striegl und Liane Grimm unter finanzieller Unterstützung der Deutschen AIDS-Hilfe realisiert, stößt bundesweit auf großes Interesse.

2004 Ein Coming Out vor unserer Zeit...
Netzwerk plus und GSK planen nun für die Sommermonate eine Filmtour durch die Metropolen Berlin, Bremen, Hamburg, Köln und München - die deutschen Städte, mit den zahlenmäßig höchsten HIV-Neuinfektionen. Thematisch eingeführt werden soll die Filmvorführung von einem persönlichen Vortrag über Konrad Lutz durch einen befreundeten "Zeitzeugen". Nach der knapp einstündigen Vorführung von "Coming Out" soll in einer Diskussion das offizielle Motto der Veranstaltung - ein Coming Out vor unserer Zeit - kritisch hinterfragt werden. Die Termine hierfür werden nach Absprache mit den hiesigen AIDS-Hilfen rechtzeitig bekannt gegeben.

Apropos: Wer bei der laufenden Ausschreibung zum IV. Konrad Lutz Preis teilnehmen möchte, hat Glück. Der Einsendeschluss wurde auf den 30. Juni 2004 verlängert. Bis zu diesem Termin können interessierte HIV- und AIDS-Betroffene ihr Bild zum Thema "endgültig vorläufig" noch einreichen. Infos und Ausschreibungsunterlagen gibt es bei:

Heilig Mediendesign
Jana Jung
Claude-Lorrain-Str. 25 (Rgb)
81543 München
E-Mail: info@konrad-lutz-preis.de
Tel.: 089/189 385 50
Infos, Galerien und Anmeldeformular-Download unter: http://www.hiv-info.de

Bei Veröffentlichung freuen wir uns über ein Belegexemplar.

Ansprechpartner für Journalisten:

Pressebüro Joachim Kromes
Claude-Lorrain-Str. 25 (Rgb)
81543 München
Tel.: 089/189 385 60
Fax: 089/189 385 48
E-Mail: presse@kromes.de

(Ende)
Aussender: pts - Presseinformation (D)
Ansprechpartner: Jana Jung
Tel.: +49-89-189 385 50
E-Mail: info@konrad-lutz-preis.de
|