UTA: Verkaufen, Allianzen bilden oder...
Eigentümer evaluieren Möglichkeiten am Markt
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Wien (pts026/09.07.2004/12:51) Brisant: Internes Papier der Raiffeisen-Gruppe stellt weitreichende strategische Überlegungen an.
Erwin Hameseder. Der Raiffeisen-Beteiligungschef lässt alle Varianten prüfen - wie ein internes Papier belegt.
Was tun mit der UTA? Diese Frage beschäftigt die Raiffeisengruppe intensiv. Sie hält über die ECOT Internet Holding AG 25 Prozent der Anteile am alternativen Telekomprovider, verfügt aber über eine Option auf 51 Prozent. Aus einem internen Strategiepapier, das mit 3. Juni 2004 datiert ist, geht nun hervor, dass alle Spielarten diskutiert werden - von liquidieren bis zukaufen. Dabei geht man in dem geheimen Dokument von keinem allzu rosigen Zukunftsszenario für den Telekommarkt aus. Kernthese: Der Wettbewerb wird noch härter werden, den alternativen Anbietern bleibt dabei eigentlich nur der Preis als Mittel im Kampf um Marktanteile und Umsätze. Den Exmonopolisten hingegen wird attestiert, dass sie "durch ein diversifiziertes Service-Portfolio Umsatzrückgänge im Festnetzbereich ausgleichen können".
Ergebnis: "Wir sehen daher die Konsolidierung des Marktes für alternative Festnetzbetreiber als unvermeidlichen nächsten Schritt. Im Zuge der Konsolidierung erwarten wir beträchtliche kostenseitige Synergieeffekte der beteiligten Unternehmen und ein Nachlassen des Margen-Drucks." Der Schmerz lässt erst nach, wenn das Feld der Teilnehmer gelichtet ist und größere überlebensfähige Einheiten etabliert sind. Denn - so das Papier - Konsolidierung macht einen effizienteren Gebrauch des Netzwerkes möglich, erweitert das Serviceangebot, stärkt den Kundenfokus, reduziert Gemeinkosten und macht den Einkauf billiger.
Auf welcher Seite die UTA stehen wird, dazu sagt das Dokument nichts. Wer aber in der kommenden Phase profitieren wolle, müsse aktiv sein, denn: "Die Unternehmen, die sich zu Beginn der Konsolidierungsphase passiv verhalten, werden vor vollendete Tatsachen gestellt werden."
Das legt das interne Raiffeisendokument nahe: Aktiv sein kann auch bedeuten, die Beteiligung abzustoßen. Ausführlich wird diese Variante analysiert, indem sämtliche in den vergangenen zwei Jahren erfolgten Transaktionen alternativer Telekomanbieter nachvollzogen werden. Sechs europäische Telkos, die Gewinne geschrieben haben, sind in der Zeit verkauft worden. Der Kaufpreis lag dabei zwischen dem 0,66fachen und dem 0,76fachen des Jahresumsatzes. Größte Transaktion war der im Sommer 2003 vollzogenen Verkauf von Edison Tel, einer Tochter des Energieversorgers Edison, an die Plug IT-Gruppe um den Preis von 137 Millionen Euro.
Weit bescheidener wird der Verkaufserlös bei defizitären Providern. Hutchison etwa hat Ende 2003 um ein britisches Pfund den schwer defizitären Provider 186k übernommen. Die irische Nevada Tele.com wurde an die Energis Holding veräußert - und zwar um das 0,41fache des Jahresumsatzes. Damit war dies die relativ erfolgreichste Transaktion für den Verkäufer. In der Bandbreite von null bis zum 0,41fachen des Umsatzes bewegten sich denn auch die Verkäufe der sechs defizitären Telkos, die in den vergangenen zwei Jahren verkauft wurden.
In dem Papier wird denn auch die Schlussfolgerung gezogen, dass Raiffeisen bei einem Verkauf der UTA wohl nur einen niedrigen Wert würde erzielen können. Auf der Positivseite wird verbucht: "Stopp des Cash-burning" und die sofortige Wertrealisierung. Bei einem Umsatz von 241 Millionen Euro, den die UTA im vergangenen Jahr gemacht hat, hieße dies, dass bestenfalls rund 100 Millionen Euro für den Provider zu erzielen wären. Neben Verkaufen bleibt dann noch die zweite Variante: Zukaufen. Da orten die Raiffeisen-Strategen gleich drei potenzielle Kandidaten: eTel, tele.ring und One. Als Maximalvariante sollen gleich alle drei im Boot der UTA landen. Bei eTel und tele.ring heißt das Zauberwort für die neuen Partnerschaften "Paper-Deal", die Übernahmen sollten also allein durch "Aktien/Anteilstausch" erfolgen. Die Raiffeisen-Analytiker sehen bei eTel gute Chancen, damit durchzukommen, während tele.ring eine derartige Vorgangsweise wohl nur schwer mit der bisherigen Geschäftsstrategie würde vereinbaren können. Jedenfalls müsse man tele.ring ziemlich rasch nach der Übernahme eine Ausstiegsmöglichkeit eröffnen.
Im Falle des Mobilfunkbetreibers One meinen die Strategen trocken: "E.Ons Aktienmehrheit steht seit über einem Jahr zum Verkauf." Aber: "Orange und Telenor spielen wahrscheinlich ein Wartespiel, lassen One aber nicht davonkommen." Die norwegische und die französischen Minderheitseigner von One - Orange und Telenor - würden wohl ihr Vorkaufsrecht nutzen und damit einen Deal für die UTA außer Reichweite bringen.
Folgt man der Logik der Raiffeisenstrategen, müssen jetzt die Ärmel hochgekrempelt werden und eine Entscheidung in die eine oder andere Richtung fallen, denn: "Wer sich passiv verhält, wird vor vollendete Tatsachen gestellt."
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