e-card: Breite Ablehnungsfront der Ärzte gegen den Peering Point
Immer mehr Ärzte sorgen sich um die Sicherheit ihrer Patientendaten
Wien (pts041/08.06.2005/13:30) "Durch den Peering Point werden wir Ärzte zu Datenlieferanten der Gesundheitsbürokraten degradiert - und keiner von uns kann garantieren, dass die sensiblen Patientendaten nicht unter der Hand an Unbefugte weitergegeben werden", bringt Wolfgang Werner, praktischer Arzt in Wien-Favoriten, die Bedenken vieler Ärzte bezüglich der e-card auf den Punkt. "An die Sicherheit des zentralistischen Systems namens Peering Point glauben wir nicht", ergänzt die Wiener Allgemeinmedizinerin Claudia Nitsch, "immerhin gab es schon im Burgenland Beispiele von Datenmissbrauch, die einem zu denken geben. Und Ärztekammer und Hauptverband haben bisher kein Wort darüber verloren, wie sie die Sicherheit unserer Patientendaten garantieren wollen. Statt konkreter Lösungsansätze gibt es bis jetzt nur Jubelmeldungen - aber das ist uns zu wenig."
Bei der Veranstaltung des Wiener Hausärzteverbands "e-card - Traum und Wirklichkeit" mit mehr als 200 aufgebrachten Ärzten gingen gestern Abend die Wogen hoch. Im Zentrum der Kritik stand der sogenannte Peering Point, ein zentraler Datenknoten, über den alle sensiblen Gesundheitsdaten transportiert werden: Die Befundübermittlung, das elektronische Rezept und die Unterlagen zur Gesundenuntersuchung ebenso wie alle privaten e-mails von und zu den Ärzten. Manfred Weindl, Präsident des Wiener Hausärzteverbands, sieht die Notwendigkeit des Peering Point nicht ein. Technisch einwandfrei und sicher sei das bisherige System schon gewesen, daher sei der Peering Point schlicht und einfach unnötig. "Der Peering Point wird nur deshalb installiert, um uns Ärzte zu entmündigen. Man will uns künftig vorschreiben, mit wem wir zusammenarbeiten müssen - als freier Berufsstand können und werden wir das nicht akzeptieren." Heftige Kritik hagelte es auch an der eigenen Standesvertretung, der Ärztekammer. Sie hätte die Ärzte nicht über die Gefahren des Peering Point informiert und hinter dem Rücken der eigenen Mitglieder Verträge unterschrieben, die keiner wolle.
Darüberhinaus empört viele Ärzte, dass sie durch die Schaffung eines Monopols, das keinen freien Wettbewerb zulässt, kräftig zur Kasse gebeten werden: Rund 40 Euro pro Arzt und Monat kostet allein die Übertragung der e-card-Daten, für den Anschluss an den Peering Point werden nochmals 5 Euro extra pro Monat kassiert . Das größte Ärgernis aus Sicht der Ärzte: Mehrwertdienste wie der E-Mail-Verkehr und die Fernwartung, die bisher gratis waren, will die Peering Point Betriebs- und ErrichtungsgesmbH künftig extra verrechnen. "Schließlich können nur so die Kosten des Peering Point von 1 Million Euro allein im ersten Jahr wieder hereingespielt werden", argumentiert Wolfgang Werner. Auch er will den Anschluss an "das totalitäre System namens Peering Point" nicht kampflos hinnehmen und hat schon 160 Unterschriften von Ärzten dagegen gesammelt. "Sollte es eine Alternative zum Peering Point geben, wie das manche Softwarefirmen ankündigen, sind wir sicher mit Freuden dabei - das ist für uns besser und billiger."
Rückfragehinweis:
Österreichischer Hausärzteverband - Landesgruppe Wien
Dr. Manfred Weindl
Tel.: +43 (0) 650/61 75 055
mailto: doc.weindl@aon.at
Aussender: | pts - Presseinformation (A) |
Ansprechpartner: | Dr. Manfred Weindl |
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