Gewerbeverein: EU wird bei der Forschung hinterwäldlerisch!
Wer Unternehmen mit Bürokratie zuschüttet, muss mit einer F&E-Lücke rechnen.
Wien (pts031/24.10.2005/21:54) Der Rückstand Europas bei Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (F&E) gegenüber dem Rest der Welt wächst. Das ist das Ergebnis einer Studie des britischen Handels- und Industrieministeriums, die gestern vorgestellt wurde. Kein Wunder - so der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) - ist doch der EU der Umwelt- und Verbraucherschutz noch allemal das Hauptanliegen. Damit hält man Unternehmen bewusst von Zukunftsinvestitionen ferne und zwingt sie produktive und kreative Kräfte zum Ausfüllen etwa von REACH-Formularen einzusetzen.
Die "Internationale F&E-Rangliste" zeigt, dass entsprechende Investitionen europäischer Unternehmen in den Jahren 2004/2005 um zwei Prozent wuchsen, während sie in den USA und Asien um sieben Prozent zunahmen.
Die Zahlen müssen auch als Diskussionsmaterial beim EU-Gipfel in London am Donnerstag dienen. Der britische Premier und Ratsvorsitzende Tony Blair will allerdings primär mit seinen Amtskollegen beraten, wie Europa angesichts der Globalisierung sein Sozialmodell bewahren kann. Die Studie stützt Blairs These, dass die EU dieses Ziel nur erreichen kann, wenn sie deutlich mehr Geld für Bildung und Forschung und weniger Subventionen für die Landwirtschaft aufbringt.
Der Untersuchung zufolge gab es in Südkoreas Unternehmen wie Samsung Electronics, Hyundai Motors und LG Electronics mit Zuwächsen von 40 Prozent die spektakulärsten Sprünge. Die Rangliste zeigt aber auch, dass europäische Firmen über einen Vierjahreszeitraum gesehen ihre Ausgaben in diesem Bereich überhaupt nicht erhöht haben.
Die EU setzt sich natürlich mit dem Thema verbal auseinander. Forschungskommissar Janez Potocnik etwa sagte: "Wenn der gegenwärtige Trend sich verfestigt, verpasst Europa die Gelegenheit, eine führende wissensbasierte Volkswirtschaft zu werden." Dieses Ziel hatte sich die Gemeinschaft in der so genannten Lissabon-Strategie für Jobs und Wachstum im Jahr 2000 gesetzt.
Wundern braucht sich in der EU wohl niemand, dass dieses Abkoppeln vom internationalen Trend nun in Europa so richtig spürbar wird. Zuerst wurden die Unternehmen mit Bürokratie zugeschüttet. Dann kamen vollmundige Ausführungen zur Wissensbasiertheit der Union. Und nun, da die erschreckenden Befunde vorliegen, mahnt uns der Forschungskommissar.
Die EU soll endlich Rahmenbedingungen schaffen, dass sich in Europa Forschung für Unternehmen wieder lohnt. Bevor es zu spät ist; dies an die Adresse der Brüsseler Sozialromantiker!
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