Heftige Kritik an Gentech-Entscheidung der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde
Umweltexperten: Neues Kapitel in der Risikoabschätzung aufgeschlagen
Wien/Brüssel (pte016/13.04.2006/11:59) Umweltgruppen sind empört über die negative Bewertung der nationalen Gentechnik-Importverbote seitens der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA, die gestern, Mittwoch, bekannt wurden. Im Zentrum der Kritik steht die Tatsache, dass sich die EFSA-Wissenschaftler bisher geweigert haben, die Notwendigkeit von Langzeituntersuchungen bei der Überprüfung der Sicherheit von gentechnisch veränderten Lebensmitteln anzuerkennen, obwohl es hierfür eine gesetzliche Verpflichtung gibt, so Jens Karg von Global2000 http://www.global2000.at im pressetext-Interview.
"Die EFSA hat alle bisherigen GVOs ohne Überprüfung von Langzeitrisiken durch gewunken, obwohl Langzeituntersuchungen seit 20 Jahren in der Risikoabschätzung in anderen Bereichen längst zum wissenschaftlichen Standard gehören", kritisiert Karg. Damit habe sich die EFSA selbst zum Erfüllungsgehilfen der Biotech-Industrie degradiert und somit 450 Mio. Europäern den Profitinteressen der Gentechnikindustrie preisgegeben. Hintergrund der Geschichte sei, dass die EFSA bisher alle gentechnisch veränderten Pflanzen - egal ob Saatgut, Lebens- oder Futtermittel - positiv bewertet hat. Die Umweltgruppen werfen der Behörde vor, in keiner einzigen Untersuchung Langzeitrisiken auf den Menschen oder die Umwelt durchgeführt zu haben. Diese sind allerdings in zahlreichen Gesetzen verankert - wie etwa im Artikel 14 der Verordnung EG Nr. 178/2002.
"Die EFSA hat mit dieser Politik aber den Bogen überspannt, und bekommt nun die Rechnung präsentiert", so Karg. Bereits im März 2006 haben die Umweltminister im Umweltministerrat die Arbeit der EFSA heftig kritisiert. Auf der EU-Konferenz zur Koexistenz, die vergangene Woche in Wien über die Bühne ging, hat EU-Kommissar Dimas öffentlich zugegeben, dass die Arbeit der EFSA verbesserungsfähig sei. "Gestern, Mittwoch, hat die Kommission eine Initiative ergriffen, die eine qualitative Verbesserung der Arbeit der EFSA zum Ziel hat", so Karg. Die Kommission fordert explizit Langzeituntersuchungen bei der Evaluierung von GVOs. "Das ist als ein heftiger Schlag gegen die Biotech-Interessen der EFSA zu werten. Dies ist jedoch ein seit langem fälliger Schritt", erklärt Karg im pressetext-Interview. "Und somit wird offensichtlich ein neues Kapitel in der Risikoabschätzung von GVO aufgeschlagen. Als logische Konsequenz dieser Initiative kann es keine Neuzulassungen geben, so lange die erforderlichen Langzeituntersuchungen nicht erfolgt sind."
Als Reaktion auf dieses wissenschaftlich untragbare Gutachten der EFSA - das Fehlen von Langzeitversuchen, nicht-Berücksichtigung von Effekten auf Rote-Liste-Arten - verhängten gestern, Mittwoch, Österreich ein Importverbot gegen den Raps GT73, die Slowakei gegen MON-810. Zudem hat Ungarn in einem heftigen Schlagabtausch der EFSA vorgeworfen, keine Risikobeurteilung über die eventuellen Gefahren für die pannonische Fauna bei der Einführung von GVO durchgeführt zu haben.
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