Geplantes Medikamenten-Sparpaket trifft vor allem die Patienten
Pharmig: Zum Teil gibt es jetzt medikamentöse Unterversorgung
Wien (pts023/03.04.2007/13:09) Jan Oliver Huber, Generalsekretär des Branchenverbandes Pharmig, meint zum geplanten neuen Medikamenten-Sparpaket der rot-schwarzen Bundesregierung (die Tageszeitung "Österreich" kolportiert Einsparungsziele in der Höhe von 37 Mio. Euro 2007 und 90 Mio. Euro 2008): "Die Politik macht es sich hier zu einfach: Statt die vorhandenen Ressourcen - vor allem im stationären Bereich - effektiver und effizienter einzusetzen, droht nun wieder ein Medikamenten-Sparpaket, das direkt auf eine Rationierung zu Lasten der Patienten hinausläuft. Wenn wir uns die Demografie anschauen, dann trifft diese Entwicklung vor allem die Über-Sechzigjährigen: Diese Bevölkerungsgruppe umfasst bereits heute 1,8 Millionen Menschen und wird bis 2030 auf 2,7 Millionen Menschen anwachsen! Übrigens geben die Krankenkassen nur 14,7 Prozent ihrer Gesamtausgaben (exkl. Rezeptgebühr und Mehrwertsteuer) für Medikamente aus."
Huber bringt ein aktuelles Beispiel zu medizinischer Unterversorgung bei einzelnen Krankheitsbildern: "Die neue gesundheitsökonomische Studie 'Cost of Disorders of the Brain in Europe' zeigt, dass in Österreich durch fünf psychische Erkrankungen jährliche Gesamtkosten von 7,2 Mrd. Euro entstehen. 31 Prozent davon entfallen auf Arbeitsausfälle, 21 Prozent auf Krankenhausbehandlungen und lediglich 3 Prozent auf Arzneimittel. Da bei weitem noch nicht alle Patienten adäquat behandelt werden, bedeutet eine Kürzung bei den Medikamenten-Ausgaben eine schlechtere Versorgung der Patienten. So werden noch mehr psychisch Kranke aus dem Arbeitsleben ausgeschlossen und ohne Not zu Psychiatrie-Insassen, Sozialfällen oder Frühpensionisten gemacht. Vernünftig eingesetzte Medikamente sind also nicht nur eine medizinisch, sondern auch eine volkswirtschaftlich gebotene Investition!"
Die strukturellen Finanzierungsprobleme der Krankenversicherungsträger bleiben jedenfalls trotz kurzfristiger Sparmaßnahmen bestehen. Derzeit müssen die Krankenkassen nämlich für sozialstaatliche Leistungen aufkommen, die eigentlich nicht in ihre Zuständigkeit fallen. Zwei Beispiele:
* Die Krankenkassen zahlen rund 103 Mio. Euro jährlich an Wochengeldleistungen aus, die ihnen vom eigentlich zuständigen Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) nicht erstattet werden. Letzterer ist bekanntlich akut unterfinanziert.
* Beim Krankengeld für Arbeitslose ist die Situation ähnlich: Rund 38 Mio. Euro jährlich werden den auszahlenden Krankenkassen vom eigentlich zuständigen Arbeitsmarktservice nicht ersetzt.
Die Pharmig fordert seit Jahren, den hohen Mehrwertsteuersatz auf Medikamente von 20 auf 10 Prozent zu senken. Huber sagt dazu abschließend: "Wenn die Politik das umsetzt, würden die Krankenkassen jährlich um bis zu 80 Mio. Euro an Mehrwertsteuer für Medikamente und Heilbehelfe entlastet. Das käme auch direkt den Patienten zugute, die immer öfter Medikamente in der Apotheke selbst bezahlen müssen."
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