F&E in Österreich: Der eine bleibt, der andere geht
Studie von Roland Berger untersucht Zukunft der Unternehmensforschung
Wien (pts020/04.10.2007/11:00) Die Globalisierung macht auch vor sicher geglaubten Bereichen wie Forschung und Entwicklung (F&E) nicht halt. Immer größere Teile der Wertschöpfungskette sind von Verlagerungen ins Ausland betroffen. Roland Berger Strategy Consultants hat dazu die F&E-Verantwortlichen von 135 Industrieunternehmen in Österreich und Deutschland befragt. Die Ergebnisse der neuen Studie "Globalizing the value chain: The future of R&D in Austria and Germany" lauten: Hauptgrund für Internationalisierungsmaßnahmen im F&E-Bereich sind der Zugang zu neuen Technologien und Märkten. Kosten spielen bei der Standortentscheidung eine untergeordnete Rolle. Österreichische Unternehmen agieren - aufgrund der Enge des heimischen Marktes - bei Forschung und Entwicklung internationaler als deutsche.
"Will man die Frage nach der Zukunft von F&E beantworten, muss man klar zwischen Forschung und Entwicklung unterscheiden", erklärt Gernot Ludescher, Studienautor und Projektmanager im Wiener Büro von Roland Berger. Während die Grundlagenforschung meist im Heimatmarkt bleibt, gibt es bei der Entwicklung klare Globalisierungstendenzen. So setzen 25 Prozent der österreichischen und 31 Prozent der deutschen Unternehmen auf globale Forschungs- und lokale Entwicklungszentren. "Die Anpassung von Produkten an regionale Kundenwünsche wird immer wichtiger. Folgerichtig siedelt man Entwicklungszentren vor Ort an", so Ludescher. Nach wie vor konzentrieren jedoch ein Viertel der österreichischen und ein Fünftel der deutschen Unternehmen ihre gesamten F&E-Aktivitäten in der Heimat. Auf globale Netzwerke von untereinander unabhängigen F&E-Standorten setzen dagegen 21 Prozent der österreichischen und 13 Prozent der befragten deutschen Betriebe.
"Die Ressourcen des kleinen österreichischen F&E-Marktes sind begrenzt und zwingen heimische Betriebe dadurch quasi zur Internationalisierung", konstatiert Ludescher. Beliebtestes Zielgebiet der beiden untersuchten Länder ist nach wie vor Westeuropa mit einem Drittel bzw. gut einem Viertel der Forschungsstandorte österreichischer bzw. deutscher Unternehmen. Am Heimatmarkt sind 19 Prozent der Forschungsstandorte österreichischer Unternehmen bzw. 25 Prozent der deutschen Unternehmen ansässig. Für Österreich spielt außerdem Osteuropa eine wichtige Rolle, wo sich 14 Prozent der österreichischen, aber nur 7 Prozent der deutschen Forschungszentren befinden. China (A: 5%, D: 6%) und Indien (beide: 2%) rangieren auf diesem Gebiet unter den Schlusslichtern.
Entwicklungsstandort Österreich unter Druck
Während die Zukunft des Forschungsstandortes Österreich stabil erscheint, erhöht sich der Druck auf die Entwicklung vor Ort durch die zunehmende Aufsplitterung des Bereichs. "Bei internationalen Unternehmen stehen die lokalen Entwicklungsstandorte unter permanenter Beobachtung. Gibt es an einem anderen Standort bessere Bedingungen, wird der Bereich verlegt", weiß Rupert Petry, Managing Partner des Wiener Büros von Roland Berger. Neben den makroökonomischen und politischen Rahmenbedingungen spielt für ausländische Unternehmen in Österreich der Kostenfaktor eine weitaus wichtigere Rolle als für heimische Betriebe. "Damit Österreich als Entwicklungsstandort attraktiv bleibt, sollten viele regionale Unternehmenszentralen - etwa für Mittel- und Osteuropa - ins Land geholt und hier gehalten werden", rät Petry.
Hat sich ein Unternehmen für die Verlagerung seines F&E-Standortes entschieden, gibt die Verfügbarkeit von hoch qualifizierten technischen und wissenschaftlichen Fachkräften den Ausschlag auf die Frage des Wohin: Auf einer Skala von 1 (niedrig) bis 5 (hoch) bewerteten die befragten österreichischen Manager diesen Faktor mit 4,3; ihre deutschen Kollegen mit 4,1. An zweiter Stelle stand die Nähe zum Kunden (A: 3,8; D: 3,7), dicht gefolgt von der Nähe zu bestehenden Produktionsstätten (A: 3,9; D: 3,5).
Generell Marktzugang und Technologien wichtiger als Kosten
Die strategische Entscheidung zur Globalisierung von Forschung und Entwicklung treibt der Zugang zu Technologien und Märkten, Kostenfaktoren fallen vielmehr bei einzelnen Projekten ins Gewicht. "Auffallend ist, dass Industrien wie Holz & Papier, Chemie, Pharma oder IT das Hauptaugenmerk auf die technologische Komponente legen, während in Branchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Automobilzulieferer und Konsumgüter der Marktzugang überwiegt", so der Strategieberater.
Insgesamt bewertet Roland Berger die Entwicklung von Forschung und Entwicklung in Österreich positiv: "Wir sind auf einem gutem Weg. Die F&E-Ausgaben sind von 1998 1,78 Prozent des BIP auf 2,43 Prozent im Jahr 2007 gewachsen", resümiert Petry. Er betont aber gleichzeitig, dass die österreichische F&E-Quote nach wie vor unter den 2,5 Prozent von Deutschland liegt. "Musterschüler" wie Israel (4,7%) oder Finnland (3,4%) scheinen weiterhin außer Reichweite. "Auffallend ist auch, dass Hightech in Österreich unterrepräsentiert ist. Nur 13 Prozent der F&E-Wertschöpfung stammen aus diesem Segment. Hier haben wir großen Aufholbedarf", fasst der Berater zusammen.
Roland Berger Strategy Consultants, 1967 gegründet, ist eine der weltweit führenden Strategieberatungen. Mit 33 Büros in 23 Ländern ist das Unternehmen erfolgreich auf dem Weltmarkt aktiv. 1.700 Mitarbeiter haben im Jahr 2006 einen Honorarumsatz von rund 555 Mio. Euro erwirtschaftet. Die Strategieberatung ist eine unabhängige Partnerschaft im ausschließlichen Eigentum von rund 150 Partnern.
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