"Drehende Derwische" tanzen sich in Trance
Votivkirche als Schauplatz für exklusive Mevlana-Zeremonie
Wien (pts030/29.11.2007/12:30) Anlässlich des 800. Geburtstages von Mevlâna Celâleddin-i Rûmi (genannt "Rumi"), Gründer des "Derwisch-Ordens", und des UNESCO Mevlana Gedenkjahres haben das Ministerium für Kultur und Tourismus der Republik Türkei sowie die Botschaft der Republik Türkei gestern, Mittwochabend, zu einer "Mevlevi Sema Zeremonie" in die Wiener Votivkirche eingeladen. Rund 300 Gäste verfolgten die Darbietung der eigens aus Konya für die Veranstaltung angereisten Ordensbrüder und konnten miterleben, wie die Derwische tanzten und sich so in Trance versetzten.
Für Pfarrer Martin Rupprecht (Dechant Dekanat 15 und Kommunikationsverantwortlicher zur islamischen Glaubensgemeinschaft in Wien) war es etwas ganz Besonderes, den muslimischen Orden in seiner Kirche begrüßen zu dürfen. "Es ist schön zu sehen, dass Muslime in einer katholischen Kirche Spiritualität erleben können. Dies ist für mich ein Ausdruck von Hoffnung und Einigkeit", so Rupprecht.
Selim Yenel, Botschafter der Republik Türkei in Wien, ging in seiner Begrüßungsrede ebenfalls auf die Besonderheit des Abends ein. "Es ist ein ganz spezieller Event, vor allem in diesem Umfeld. Und genau das hat Rumi immer gepredigt: Toleranz gegenüber Anderen. Er hat niemanden aufgrund seiner Herkunft oder Religion beurteilt oder eben verurteilt. Das Wort Intoleranz hat es in seinem Wortschatz nicht gegeben", so Yenel.
Rumi - Dichter, Philosoph und Ordensgründer
Mevlâna Celâleddin-i Rûmi gilt als Gründer des "Mevlevi-Derwischordens" im türkischen Konya. Geboren am 30. September 1207 in Balkh, dem damaligen Persien (heute Afghanistan), zog er als Sohn eines einflussreichen Theologen schon in jungen Jahren mit seinem Vater nach Anatolien. Bereits mit 20 Jahren übernahm er den Lehrstuhl für Islamwissenschaften und verfasste dort Schriften, die bis heute als Eckpfeiler orientalischer Literatur gelten. In Konya, wo er 1273 verstarb, begegnete er seinem Lehrmeister Sufi-Schemseddin von Täbriz, widmete sich ganz der Mystik und wurde zu einem der einflussreichsten Vertreter des Sufismus.
Der Sufismus bezeichnet die spirituelle, mystische Richtung des Islam. Die Bezeichnung "Sufi" oder "Derwisch" (vom persischen Wort "Darvish": Bettler) bezeichnete ursprünglich eine muslimisch asketisch-religiöse Ordensgemeinschaft, die sich durch ein Leben in extremer Armut und Strenge auszeichnet und deren Ziel es ist, Gott "so nahe wie möglich zu kommen."
Durch asketische Übungen, Meditationen und rituelle Tänze versucht der Sufi, eine reine Seele zu erlangen. Derwische gelten weiters als Quelle der Erleuchtung, der Weisheit, der Poesie und der Heilkunst. Die Derwische verdeutlichen eindrucksvoll die mystische Seite des Islam und sind in den vergangenen Jahren in aller Welt zu völkerverbindenden Botschaftern des islamischen Glaubens geworden. Viele Gläubige beziehen nach wie vor ihre Inspiration aus den Lehren des Rumi, der nicht nur Ordensgründer war sondern auch einer der bedeutendsten islamischen Mystiker und Dichter - was er bis heute geblieben ist.
Verschiedene Sufi-Bruderschaften bzw. Derwisch-Orden sind im Laufe der Zeit entstanden. Sie werden auch als "Tariqa" bezeichnet (arabisch für Weg): eine Gruppe von Menschen, "die gemeinsam auf demselben Weg zu Gott reisen". Die meisten Derwische leben heute nicht zölibatär, oft auch nicht in geschlossenen Klöstern und unterscheiden sich rein äußerlich kaum von ihren Mitmenschen. Jedem Orden steht ein "Pir" (persisch für Ältester) oder ein "Sheik" (persisch für Scheich) vor.
Der "Tanz" der Derwische
Der von Rumi in Konya gegründete Mevlevi-Derwischorden wurde berühmt durch seinen ganz speziellen "Tanz". Die Anhänger versuchen dabei durch kreisende Bewegungen in Trance zu gelangen. Gleicht dies für Außenstehende oft einer Tanzaufführung, so handelt es sich hier jedoch um ein Gebet bzw. den zentralen Ausdruck des Glaubens der Derwische, nämlich so Gott näher zu kommen. Jede Zeremonie wird von einem Scheich geleitet. Erst wenn er das Zeichen gibt, darf begonnen werden. Zu Beginn des bis zu 45 Minuten andauernden Gebets stehen die Sufi auf einem roten Fell, das "den Mittelpunkt der Erde" kennzeichnet und tragen einen roten Hut (symbolischer "Grabstein") bzw. schwarze Umhänge, die zusätzlich an ein Grab erinnern sollen und die im Laufe des "Tanzes" abgeworfen werden. Dabei drehen sich die Sufis ekstatisch im Kreis, wobei die rechte Hand nach oben gestreckt wird, um den Segen Gottes zu empfangen. Die linke zeigt nach unten, um den empfangenen Segen in der Welt zu verteilen. Die "drehenden Derwische", wie sie oft genannt werden, tanzen sich immer weiter in Trance, bis sie am Ende des Gebets zusammensinken - gleich einem Einswerden mit Gott.
Fotos zum Event finden Sie auf http://www.fotodienst.at/browse.mc?album_id=1525
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