pts20080109031 Kultur/Lifestyle, Tourismus/Reisen

Tee und Kaffee geben in der Türkei den Ton an

Heißgetränke-Kultur fest im sozialen Alltag verwurzelt


Wien (pts031/09.01.2008/13:55) Tee und Kaffee prägen im Land am Bosporus das soziale Leben. Keine Gelegenheit wird ausgelassen, um in Gesellschaft gemeinsam ein Gläschen "Cay" (Schwarztee in einem Glas serviert) zu genießen. Aber auch dem heißen und schaumigen türkischen Mokka wird ein ähnlich großer sozialer Stellenwert zugeschrieben. So heißt es in einem türkischen Sprichwort: "Mein Herz will weder Kaffee noch Kaffeehaus - mein Herz will Unterhaltung. Kaffee ist nur eine Ausrede!"

"Kaffee alla turca" beim Wiener Kaffeesiederball
Der 51. Wiener Ball der Wiener Kaffeesieder in der Wiener Hofburg (1. Februar 2008) hat sich dieses Jahr ganz der türkischen Kaffeehaustradition verschrieben. Gemäß dem diesjährigen Gastland Türkei und dem Motto "Kaffee all turca" wurde das Istanbuler Traditionskaffeehaus "Café Divan" eingeladen, um die Ballgäste in die türkische Kaffeekultur einzuführen. Ein Teil der Hofburg wird sich dazu in ein Istanbuler Kaffeehaus verwandeln und die Spezialitäten des Café Divan präsentieren. Zusätzlich wird das Salonorchester Café Divan die Besucher musikalisch verzaubern.

Wo man Tee und Kaffee genießt
Beide Heißgetränke werden in der Türkei nicht nur zu Hause, bei Geschäftstreffen oder mit Freunden genossen, sondern auch in so genannten "kahvehaneler", den traditionellen türkischen Kaffeehäusern. Sie dienen den Männern als Treffpunkt, um Neuigkeiten auszutauschen, "große Politik" zu machen, Backgammon (tavla) oder Karten zu spielen sowie Wasserpfeife zu rauchen.

Tee: lange und beschwerliche Reise
Einst soll der Tee durch Händler - über die Seidenstraße - in die Türkei gekommen sein. Dies würde auch erklären, warum der türkische Tee "Cay" (ausgesprochen "tschai") genannt wird, da diese Bezeichnung sehr dem chinesischen Wort "Cha" ähnelt. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auch immer wieder versucht, Tee in der Türkei anzubauen, allerdings vergeblich. Erst eine Expedition in das benachbarte Georgien, wo Tee erfolgreich kultiviert wurde, brachte den Durchbruch: Dort erkannte man die klimatischen Ähnlichkeiten zu den heimischen Regionen an der Schwarzmeerküste. Im Jahr 1924 wurde dann erstmals ein Gesetz zum Teeanbau erlassen und der Grundstein für die heutige Kultur gelegt. Derzeit liegt die Türkei weltweit auf Platz fünf der Tee produzierenden Länder.

Um immer frischen Tee servieren zu können, werden spezielle Kannen verwendet - entweder ein "Semaver" oder ein "Caydanlik". Erster wird elektrisch beheizt und ist meist in der Gastronomie zu finden, während das Caydanlik für den privaten Gebrauch vorgesehen ist und auf einer Herdplatte erwärmt wird; es besteht aus zwei Kannen, wobei sich in der oberen das Teekonzentrat und in der unteren das Wasser befindet. Wird der Tee bei uns aus Tassen getrunken, so genießt man ihn in der Türkei traditionell aus einem tulpenförmigen Glas. Durch die spezielle Form wird die Wärme optimal isoliert und das Aroma bleibt so besser erhalten.

Kaffee als Gastgeschenk für den Sultan
Auch der Kaffee musste eine lange Reise absolvieren, bevor er in die Türkei kam. Mitte des 16. Jahrhunderts brachte der Gouverneur von Äthiopien dem türkischen Sultan Süleyman das schwarze Getränk als Gastgeschenk mit. Schnell wurde das Kaffeetrinken zu einer Zeremonie, vor allem bei der Bewirtung von Gästen. Es dauerte hingegen einige Zeit, bis der Kaffeegenuss auch in den unteren Schichten ein fixer Bestandteil des alltäglichen und sozialen Lebens wurde.

Der Kaffee wird in einer speziellen Kanne, genannt "cezve" gemacht. Beim Kochen in den langstieligen Kännchen, die innen aus verzinntem Kupfer oder Messing gefertigt werden, handelt es sich um eine der ältesten Arten, wie Kaffee zubereitet werden kann. Die Form der "cezve" verstärkt die Schaumbildung beim Aufkochen des Kaffees. Sie verjüngt sich nach oben hin und öffnet sich wieder kurz vor dem Rand.

Eine weitere Tradition, die sich rund um das Kaffeetrinken im Laufe der Jahre entwickelt hat, ist das Lesen aus dem Kaffeesatz. Die Tasse wird - bis zum Kaffeesatz - ausgetrunken und dann mit dem Unterteller zugedeckt, dreimal geschüttelt und verkehrt abgestellt. So kann "in die Zukunft geschaut werden".

Spezielle Tee- und Kaffeezubereitung
Nicht nur der Genuss der beiden Getränke wurde im Laufe der Zeit zum Ritual, sondern auch die Zubereitung. Um den goldbraun gefärbten Schwarztee zu kochen, benötigt man zwei Kannen verschiedener Größe, die aufeinander gestellt werden. In die kleinere wird pro Tasse ein Löffel Teekonzentrat gegeben und mit Wasser abgespült. Durch die aufsteigende Hitze des zweiten metallenen Kessels, in dem sich das Teewasser befindet, wird das Konzentrat warm gehalten. Dann wird das Wasser in der unteren Kanne zum Kochen gebracht, wodurch der Tee im oberen Kessel 15-20 Minuten zieht. Zum Schluss wird das Konzentrat der oberen Kanne durch ein Sieb gelassen und je nach Belieben mit Wasser aufgegossen und durch Zucker versüßt. Das Hinzugeben von Milch ist verpönt, da es den Geschmack des Tees verfälscht.

Auch die Zubereitung von Kaffee unterscheidet sich von jener in Österreich. Fein gemahlenes Kaffeepulver (ein Mokkalöffel pro Tasse) wird mit Wasser und Zucker (ja nach Geschmack) erhitzt. Danach wird solange vorsichtig umgerührt, bis sich Schaum bildet. Davon wird etwas abgeschöpft und in jede Tasse ein bisschen gefüllt. Nach nochmaligem Aufkochen wird der Rest des Kaffees in die Mokkatassen gefüllt. Vor und während des Genusses sollte nicht mehr umgerührt werden, damit der Kaffeesatz beim Trinken nicht stört. Je nach Geschmack wird er überhaupt nicht ("sade"), ein wenig ("az sekerli"), mittelstark ("orta sekerli") oder stark ("sekerli") gesüßt. Im türkisches Volksmund heißt es auch: Sollte der Kaffee vor einer Hochzeit nicht süßlich sondern salzig schmecken, ist dies ein Zeichen dafür, dass die zukünftige Braut wohl nicht zur Hochzeit erscheinen wird. Ein anderes Sprichwort besagt: Wer türkischen Kaffee oder Tee mit Freunden trinkt, wird 40 Jahre mit ihnen verbunden bleiben.

Über das Türkische Informationsbüro für Kultur und Fremdenverkehr
Das Informationsbüro ist eine Außenstelle des Kultur- und Tourismusministeriums der Republik Türkei in Ankara und zuständig für die Förderung von Tourismus und Kulturaustausch in Österreich, Tschechien, der Slowakei und Ungarn. Gemäß den diesbezüglichen Weisungen seitens des Ministeriums in Ankara koordiniert das Informationsbüro alle Werbe- und PR-Maßnahmen in diesen vier Ländern. Das Informationsbüro ist Anlauf- und Kontaktstelle für Reiseveranstalter ebenso wie für allgemeine Fragen im Bereich Tourismus und Kulturaustausch von Journalisten und Privatpersonen. Weitere Informationen auf der Homepage http://www.turkinfo.at .

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