pts20080225022 Technologie/Digitalisierung, Forschung/Entwicklung

Skandal um falsche Krebsuntersuchung zu Mobilfunk

Mobilfunk-Diskussion muss versachlicht werden


Wien (pts022/25.02.2008/13:08) Die Ende Jänner zu Mobilfunk erschienene Krebsstudie des Umweltmediziners der Salzburger Landessanitätsdirektion und Referenten für Umweltmedizin der österreichischen Ärztekammer, Dr. Gerd Oberfeld, sorgte für große Aufregung. Seine Arbeit im Auftrag des steiermärkischen Gesundheitsressorts bezieht sich auf den Zeitraum von 1984 bis 1997. Der Umweltmediziner stellte darin ein erhöhtes Krebsrisiko bei Anrainern einer C-Netz Mobilfunkanlage im Raum Vasoldsberg/Hausmannstätten fest. Allerdings: An diesem Standort gab es nie eine C-Netz-Anlage und bis zum Jahr 1994 überhaupt keine Mobilfunk-Anwendung. Die Mobilfunkbetreiber fordern daher vom Verfasser einen öffentlichen Widerruf seiner falschen Krebsuntersuchung und rufen zu einer sachlich geführten Mobilfunkdiskussion auf.

Die Verbreitung der Ergebnisse hat neben der öffentlichen Panikmache auch für die österreichische Mobilfunkbranche hinsichtlich Netzausbau und Ansehen in der Öffentlichkeit sowie Einschätzung der Technologie negative Auswirkungen. "Daher hat sich mobilkom austria als heutiger Eigentümer des betroffenen Standortes in Übereinkunft mit allen österreichischen Mobilfunkbetreibern entschlossen, Herrn Dr. Gerd Oberfeld, via rechtsanwaltlichem Schreiben zum Widerruf aufzufordern", erklärt Maximilian Maier FMK-Geschäftsführer. Dies wurde in offiziellen Schreiben auch den zuständigen Landes- und Bundesstellen sowie den politisch Verantwortlichen mitgeteilt.

Zur Historie: C-Netz war nie am Standort installiert
"Die ersten 10 Jahre des angegebenen Untersuchungszeitraumes von 1984-1997 war an diesem Standort überhaupt keine Mobilfunkanlage aufgestellt. Es ist unverantwortlich, wenn Krebsfälle einer nicht vorhandenen Mobilfunkanlage zugeschrieben werden", sagt Heinz Münzer, Infrastrukturleiter Steiermark bei mobilkom austria seit 2001. "mobilkom austria hat die Daten mehrfach in alle Richtungen überprüft und sämtliche Archive durchstöbert, weil wir diesen Fehler selbst nicht glauben konnten. Aber die Fakten sind eindeutig", bestätigt er, wie die offiziellen Aufzeichnungen in den historischen Daten der Post- und Telegraphendirektion, die 3 eidesstattlichen Erklärungen von Zeitzeugen sowie die Chronologie dieses Standortes eindeutig beweisen. "Eine C-Netz-Station war nie an diesem Standort vorhanden." Das Foto im vorliegenden Bericht, das öffentlich verbreitet wurde, zeigt eine D-Netz-Station, die an diesem Standort im Jahr 1994 für 6 Monate als Provisorium installiert war. Danach wurde diese D-Netz-Antenne (D-Netz = Nachfolger von C-Netz) auf einem 33 m hohen Rohrmasten am selben Grundstück aufgestellt.

Wegen weitreichender Folgen des Berichts qualifizierter Widerruf gefordert
"Die Verantwortlichen in Österreich dürfen nicht zur Tagesordnung übergehen", fordert Claudia Übellacker, Leiterin des Umweltteams bei mobilkom austria, "denn hier handelt es sich um keine Papierstudie, sondern um konkrete Schicksale von Menschen aus Hausmannstätten und Vasoldsberg, denen vorgegaukelt wurde, die Ursache für die Krebsfälle und deren Leid ausgeforscht zu haben." Die Recherchearbeit des Umweltmediziners zum untersuchten Standort bezeichnet sie als "grob fahrlässig." Oberfeld wandte sich im August 2007 an die mobilkom austria bezüglich allgemeiner C-Netzdaten in Österreich. Auf spezifische Rückfragen von mobilkom austria hinsichtlich des Zweckes der benötigten Daten und der konkreten Frage über die Studienregion wurde vom Verfasser der Untersuchung bis heute nicht geantwortet. Ebenso verärgert über "die krankmachende Fahrlässigkeit und die Verunsicherung von Menschen durch Angstmacherei" zeigt sich Margit Kropik, External Affairs und EMF, T-Mobile Austria. Ohne derzeit laufenden statistischen Untersuchungen dieser Arbeit durch öffentliche und universitäre Stellen vorgreifen zu wollen, sei bereits klar, dass aus "völlig unzureichenden Fallzahlen eine bis zu 121-fache Risikoerhöhung errechnet wurde. Unverzichtbare Vergleiche mit Fallzahlen des öffentlichen Krebsregisters aus Österreich fehlen völlig. Es erschließt sich daher nicht, auf welche Grundlage sich der Anstieg bezieht." Kropik kritisiert weiters, dass "die Arbeit auch Krebsfälle vor 1994 beinhaltet, also jene 10 von 13 Jahren des untersuchten Zeitraumes betreffen, indem überhaupt kein Mobilfunk am Standort vorhanden war".

Oberfeld-Studie ist Beleg dafür, dass diese Methodik zu falschen Ergebnissen führt
"Es ist Zeit mit dem Mythos des Salzburger Milli- oder gar Mikrowatts endgültig aufzuräumen", sagte Johann Killian, Umwelt und EMVU, One. In Österreich sind mit der ÖVE/ÖNORM E 8850 die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem EU-Rat empfohlenen Grenzwerte für elektromagnetische Felder des Mobilfunks bundesweit verbindlich. Diese Grenzwerte werden als aktueller Stand der Wissenschaft und Technik von den Mobilfunkbetreibern bereits seit Jahren eingehalten. Im täglichen Betrieb der Mobilfunknetze werden diese Werte sogar weit unterschritten.

"Die politisch motivierten Forderungen könnten nur durch ein Abschalten der Mobilfunknetze erfüllt werden", erklärte Killian. Dies weisen auch die Ergebnisse des Berichts des Schweizer Bundesamtes für Kommunikation (BAKOM) vom Februar 2002 und neuere Untersuchungen aus Deutschland nach. Killian merkte an, dass gerade in alpinen Tourismusgebieten wie Salzburg die verlässliche Verfügbarkeit von Mobilfunk nicht außer Acht gelassen werden darf: "Die in Salzburg erhobenen Forderungen bedeuten nämlich gleichzeitig die Abschaltung des einzigen flächendeckenden Notrufsystems für die Allgemeinheit. Es ist verwunderlich, dass dieser Umstand von den für die öffentliche Gesundheit Verantwortlichen konsequent verschwiegen oder negiert wird."

UMTS - neue Technologie mit weniger Sendeleistung
Wie unseriös die politischen Forderungen aus Salzburg sind, zeigen auch die technischen Ausführungen des Umweltmediziners im Bericht zu UMTS. "In diesem Bereich lassen sich die technischen Falschaussagen auch messtechnisch nachprüfen", erklärt Harald Daspelgruber, EMVU-Communication-Manager, Hutchison 3G Austria. UMTS (Universal Mobile Telecommunications System) ist ein neues Mobilfunksystem, dass höhere Datenraten und damit schnellere Verbindungen als in GSM-Netzen erlaubt und dabei mit weniger Sendeleistung arbeitet - entgegen den Behauptungen des Umweltmediziners aus Salzburg. Die Sendeleistung ist immer nur so hoch, wie sie für eine gute Verbindung gerade sein muss. GSM-Handys haben eine maximale Sendeleistung von 2 Watt, UMTS-Mobiltelefone überhaupt nur ein Achtel davon (0,25 Watt).

Kühle Köpfe, klare Konzepte braucht die Mobilfunk-Diskussion der Zukunft
"Solche Angstmacher-Berichte haben die Mobilfunk-Diskussion in Österreich seit langem entsachlicht. Auch die politisch Verantwortlichen werden damit unter Druck gesetzt", sagt Maximilian Maier. Diese Kuriosität zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Dr. Gerd Oberfeld in derselben Expertengruppe sitzt, der diese Studie zur Begutachtung seitens des Gesundheitsministeriums zugewiesen wurde.

Die Mobilfunkbranche fordert, dass damit nun ein Schlussstrich gezogen werde und wir zu einer sachlich geführten Mobilfunk-Diskussion übergehen, die Maier folgendermaßen skizziert:

Anerkennung der bestehenden Leitlinien für gute Forschungspraxis (z.B.: unabhängige Wiederholbarkeit, statistische Belastbarkeit, Ausschluss von Co-Faktoren...)
Arbeiten müssen wissenschaftlicher Überprüfung standhalten
Mobilfunk-Messungen durch in Österreich akkreditierte Mess- und Prüfinstitute
Beurteilung des gesamten wissenschaftlichen Kenntnisstandes
Interdisziplinäre (fächerübergreifende) Forschung
Genaue Überprüfung des Einsatzes von Steuergeldern für Forschungsarbeiten
Jährliche Messreihen zur sachlichen Information der Bevölkerung

Maier abschließend:"Österreich braucht eine seriöse Mobilfunkpolitik, die befürchteten Risiken nachgeht, ohne deshalb auf Ängsten und Panikmache aufzubauen. Eine Aufgabe, die ebenso kühle Köpfe wie klare Konzepte erfordert", so Maier.

Er verweist auf den wissenschaftlichen Kenntnisstand zu Funkwellen und Gesundheit, festgehalten im Faktenblatt Nr. 304 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Mai 2006, wonach ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Funkwellen und Krebserkrankungen von wissenschaftlichen Experten regelmäßig verneint wird. Die Studien haben keinen Beweis dafür erbracht, dass Funkwellen von Sendeanlagen das Krebsrisiko erhöhen.

Links:
Service: WHO- Faktenblatt Nr. 304 http://www.who.int/entity/ionizing_radiation/pub_meet/factsheets/bs_fs_304_german.pdf:

O-Ton-Service
Das Tonmaterial steht honorarfrei auf http://www.O-Ton.at zur Verfügung. Wir bitten jedoch um einen Hinweis, wie Sie den Beitrag eingesetzt haben an office@fmk.at .
Unterlagen zur Pressekonferenz können Sie kostenlos bei office@fmk.at , Tel. 01/58839-14 (Frau Neusser), anfordern.

Fotos von der Pressekonferenz der österreichischen Mobilfunkbetreiber unter
http://pressephotos.at/cat65.htm , Daniel K. Gehbart.

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(Ende)
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