pts20080319012 Kultur/Lifestyle, Forschung/Entwicklung

"The Secret Life of... Das Leben der alltäglichen Dinge"

Eröffnung im net.culture.space


Wien (pts012/19.03.2008/11:23) Am 18. März 2008 eröffnete im net.culture.space die Ausstellung "The Secret Life of... Das Leben der alltäglichen Dinge". Im Mittelpunkt stehen die Arbeiten von Christa Sommerer & Laurent Mignonneau. Die international renommierten MedienkünstlerInnen arbeiten seit Jahren im Spannungsfeld von Kunst, digitalen Medien und Bio-Technologie. Im Rahmen eines KünstlerInnengesprächs am 21. April 2008 um 18 Uhr sind unter anderen Christa Sommerer und Michael Naimark im net.culture.space zu Gast. "The Secret Life of..." ist von 19. März bis 06. Mai 2008 im net.culture.space zu sehen. Der Eintritt ist frei.

"The Secret Life of... Das Leben der alltäglichen Dinge" kreist um innovative Interfaces, künstliches Leben und generative Systeme. Kernstück der Ausstellung sind die Installationen "Life Writer" und "Interactive Plant Growing". Sie eröffnen die Möglichkeit virtuelle Welten zu erschaffen und mit ihnen in Wechselwirkung zu treten: die interaktive Schreibmaschine "LifeWriter" haucht einem geschriebenen Text Leben ein, der Installation "Interactive Plant Growing" dient eine lebende Pflanze als Schnittstelle zwischen Mensch und Computer. "Beide Arbeiten spiegeln das Interesse der KünstlerInnen an natürlich-künstlichen Systemen wieder. Systeme, die auf ihre Umgebung reagieren und die Möglichkeit der Interaktion eröffnen. Vor allem letztere bildet einen zentralen Aspekt: Mittels der persönlichen Entscheidungen des Betrachters wird dessen menschliche Individualität zur künstlichen Individualität. Durch diese Kombination von Realität und künstlicher Realität entsteht ein komplexes System von künstlichem Leben, das sich dann wie bei 'Life Writer' manifestiert", so Gerfried Stocker, Künstlerischer Leiter der Ars Electronica Linz. "Im net.culture.space präsentieren wir laufend vielfältige und dynamische Formen unserer digitalen Medienkultur", betont Ursula Berger, Pressesprecherin von Telekom Austria TA AG. "Telekom Austria freut sich besonders, mit Christa Sommerer und Laurent Mignonneau zwei der einflussreichsten MedienkünstlerInnen unserer Zeit für den net.culture.space zu gewinnen."

KünstlerInnengespräch | 21. April 2008 um 18 Uhr
KünstlerInnen auf der ganzen Welt wollen zur kreativen Auseinandersetzung mit gegenseitigen Abhängigkeiten von Mensch und Computer anregen, indem sie das Vordringen "intelligenter Systeme" in unser Privatleben zum Thema machen oder rebellische Formen der Selbstbestimmung - Stichwort "Hacking" - von BürgerInnen nützen, um nach der Bedeutung des Einzelnen in einer Massengesellschaft zu fragen. Nehmen wir diese Fragen ernst oder ist interaktive Kunst lediglich eine "Spielerei"? Kann Kunst die Welt verändern?
Christa Sommerer diskutiert mit Jurymitgliedern des Prix Ars Electronica 2008 über die sozialpolitische Relevanz digitaler Kunst. Gesprächspartner wird unter anderen Michael Naimark sein, der seit vielen Jahren als Medienkünstler und -forscher arbeitet. Sein Werk stellt eine außergewöhnliche Kombination aus Optimismus und Aktivismus dar: So rangieren seine Arbeiten z. B. zurzeit bei der Google-Suche sowohl nach VR-Webkameras als auch nach Kamera-Zappern (Laserpointer, mit denen man Videokameras austricksen kann) ganz oben auf der Trefferliste.

Projekte der Ausstellung "The Secret Life of... Das Leben der alltäglichen Dinge"

LIFE WRITER by Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, 2006 | http://www.interface.ufg.ac.at/christa-laurent

Life Writer lässt eine altmodische Schreibmaschine zum Interface zwischen Mensch und Computer werden. Die klassische manuelle Dateneingabe setzt einen virtuellen, evolutionären Prozess in Gang: einem genetischen Code vergleichbar entsteht aus den einzelnen Buchstaben Leben. Mit genetischen Algorithmen hinterlegt, agieren die Formen halbautonom und gehen ihren eigenen, genau geregelten Abläufen aus Stoffwechsel und Reproduktion nach: sie bewegen sich, suchen Essbares, reproduzieren sich und sterben.
UserInnen als "virtuelle Bildhauer" erwecken ihre schöpferischen Gedanken zum Leben und lassen diesen freien Lauf. Kunstform und künstliches Leben verschmelzen zu einer lebenden Kunstform.

INTERACTIVE PLANT GROWING by Christa Sommerer & Laurent Mignonneau, 2006 | http://www.interface.ufg.ac.at/christa-laurent

In dieser Installation fungieren lebende Pflanzen als Schnittstelle zwischen menschlichen BenutzerInnen und dem Computer. Der haptische Umgang der BesucherInnen mit Zimmerpflanzen wird mit dem Gedeihen virtueller Gewächse belohnt. Im Fokus des Projekts steht das Kreieren einer neuartigen Beziehung von Menschen und Maschine mit all ihren technologischen Vorteilen aber auch Problemen. Das Ergebnis ist nicht nur eine neue, emotional geladene und außergewöhnliche Verbindung zwischen Computer und Lebewesen, sondern stellt auch Fragen. Was ist eine Pflanze, wie nehmen wir sie wahr und wie beeinflussen wir uns gegenseitig, wenn wir sie berühren oder uns ihr nähern? Die präsentierten Bilder zeigen die Endergebnisse der virtuellen Pflanzen, die von mehreren BenutzerInnen geschaffen wurden.

THE SHEEP MARKET by Aaron Koblin, 2006 | http://www.aaronkoblin.com

Die interaktiven Arbeiten von Christa Sommerer und Laurent Mignonneau geben dem Individuum starke Möglichkeiten zur Mitgestaltung virtuellen Lebens in die Hand - inwieweit hier die UserInnen tatsächlich selbständig agieren oder wiederum lediglich ein Teil einer vorprogrammierten Installation werden bleibt zu diskutieren. In diesem Spannungsfeld von Individuum und System, in das es eingebettet ist, ist auch das Projekt von Aaron Koblin angesiedelt.

"Zeichnen Sie ein nach links blickendes Schaf gegen Bezahlung von $ 0,02" war die vom Künstler gestellte Aufgabe an Online UserInnen. "The Sheep Market" besteht aus ca. 10.000 Zeichnungen von Schafen, die von Online-Workern beigesteuert wurden, und zwar über Amazon.com's Mechanical Turk (MTurk) - Amazon's Web Service. Auf dieser Plattform werden Menschen online von einem Computersystem angeworben, um gegen Bezahlung eines bestimmten Betrags Probleme zu lösen, die von einem Computer nicht einfach zu bewerkstelligen sind oder wo menschliche Intelligenz vonnöten ist.

Eine für den Menschen einfache und alltägliche Aufgabe - wie die Erstellung einer Zeichnung und deren Sammlung - entpuppt sich für einen Computer als komplexer Arbeitsablauf mit einzelnen Projektschritten: Ausschreibung, Auswertung, Auslieferung, Bezahlung. Die klassische und klare Befehlskette Mensch => Computer findet in diesem System seine Auflösung.

Ganz von der Lösung der alltäglichen Aufgaben gefangen genommen, bleibt dabei den menschlichen ArbeiterInnen zudem die Bedeutung ihres Tuns für das "große Ganze" völlig unklar. Die Arbeit hinterfragt daher auf einer weiteren Ebene die Rolle des Individuums in einer Massengesellschaft und reflektiert Aaron Koblins intensive Auseinandersetzung mit der Industrialisierung und den Theorien von Karl Marx. Die Präsentation des Projekts wird von einer schriftlichen Abhandlung ergänzt. Die Verbindung künstlerischer Aspekte mit wissenschaftlichen Herangehensweisen verbindet Aaron Koblin mit Christa Sommerer und Laurent Mignonneau, die beide 2004 das Interface Culture Programm an der Universität für Gestaltung in Linz ins Leben gerufen haben. Das Institut fördert die Interdisziplinäre Forschung und Teamarbeit zwischen KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen ( http://www.interface.ufg.ac.at/interface/ )

Permanente Installationen des Ars Electronica Futurelab im net.culture.space

WIKIMAP WIEN by Ars Electronica Futurelab | http://www.wikimap.at/ncs

Ein Stadtplan kann mehr als bloß Überblick über Straßen und Gebäude geben. Er kann das Leben der Menschen widerspiegeln, die durch diese Straßen spazieren und in diesen Gebäuden wohnen. Die WikiMap Wien ist so ein Stadtplan. Auf http://www.wikimap.at/ncs kann jede/r mitgestalten und Häuser, Straßen und Plätze mit Texten, Bildern oder Klängen versehen.

Flick_r Board by Ars Electronica Futurelab | http://www.flickr.com/photos/innovision_wall
Die Medieninstallation lebt von den Beiträgen der BenutzerInnen und bildet eine dynamische Kommunikationsplattform im öffentlichen Raum. Als Post-its und Polaroids erscheinen die Botschaften und Fotos dann auf digitalen Pinwänden.

Ausstellungsdaten "The Secret Life of... Das Leben der alltäglichen Dinge"
Ausstellungsdauer 19. März bis 6. Mai 2008

Eröffnung 18. März 2008 um 19 Uhr

Künstlergespräch 21. April 2008 um 18 Uhr

Information Telefon: +43 (0)7327272-0
info@netculturespace.at / http://www.netculturespace.at

Öffnungszeiten/Eintritt
Täglich von 10.00 - 20.00 Uhr bei freiem Eintritt

Kurator: Gerfried Stocker / Künstlerischer Leiter Ars Electronica Linz
Ausstellungsort: quartier21/MQ (transeuropa)
Museumsplatz 1 / A-1070 Wien Anfahrtsplan unter folgendem Link.

net.culture.space
Vernetzt miteinander, vernetzt im System, vernetzt zwischen realer und virtueller Welt. Die technologische Entwicklung der vergangenen Jahre zeitigt(e) vielschichtige und tief greifende Auswirkungen, deren gesellschaftliche und kulturelle Reflexion erst langsam einsetzt. net.culture.space versteht sich als eine Plattform, die genau dieser interdisziplinären Aufarbeitung Raum gibt und sich mit zyklisch wechselnden interaktiven Szenarien um Entwicklung und Austausch von Ideen, Konzepten und Visionen bemüht. Von Telekom Austria und Ars Electronica initiiert, rückt net.culture.space die vielfältigen und dynamischen Formen zeitgenössischer Medienkunst ins Rampenlicht. net.culture.space kann bei freiem Eintritt täglich von 10 - 20 Uhr besucht werden. Infotrainer vor Ort unterstützen nicht nur bei der richtigen Bedienung der Installation, sondern leisten darüber hinaus Vermittlungsarbeit. Diskussionsrunden und Spezialführungen ergänzen die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit den jeweiligen Schwerpunktthemen. Detailinfos unter http://www.netculturespace.at .

(Ende)
Aussender: Telekom Austria TA AG
Ansprechpartner: Mag. Ursula Berger
Tel.: 059 059 111005
E-Mail: ursula.berger@telekom.at
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