pte20080710033 in Business

cash.life schockt Anleger mit zweiter Fondspleite

Experte kritisiert Geschäftsmodell - Aktie verliert über dreizehn Prozent


Zweitmarkt für Lebensversicherungen umstritten (Foto: cash.life.de)
Zweitmarkt für Lebensversicherungen umstritten (Foto: cash.life.de)

Pullach/Sankt Augustin (pte033/10.07.2008/13:55) Der auf den Kauf von "gebrauchten" Lebensversicherungen spezialisierte bayrische Finanzdienstleister cash.life http://www.cashlife.de muss nach einer bereits im Juni dieses Jahres gemeldeten Fondspleite nun aller Voraussicht nach die Schließung eines weiteren Fonds bekannt geben. Wie aus einer heute, Donnerstag, von cash.life veröffentlichten Pflichtmitteilung hervorgeht, wolle man den entsprechenden Fonds "sofort komplett abwickeln". Grund für die Misere sei, dass "die laufenden Kosten durch die Fondserträge nicht gedeckt werden können". Damit setzt cash.life seinen bisherigen Geschäftstrend weiter negativ fort. Von den Hiobsbotschaften beeinflusst, sackte der Aktienkurs bei Redaktionsschluss dieser Meldung (13:53 Uhr) um 13,33 Prozent ab und notiert derzeit bei nur mehr 1,56 Euro.

"Bei dem Konzept, das cash.life zugrunde liegt, handelt es sich um ein Beteiligungsgeschäft mit einem unternehmerischem Risiko. Zudem kann die Liquidität stets beschränkt sein. Ein Scheitern ist daher - wie die Erfahrung zeigt - leider kein Einzelfall", unterstreicht Björn Drescher, Mitbegründer und Geschäftsführer der Drescher & Cie Gesellschaft für Wirtschafts- und Finanzinformation http://www.drescher-cie.de , im Gespräch mit pressetext. Mit der Schließung des ersten Fonds verlieren die Pullacher von 2009 bis 2018 rund eine Mio. Euro an Einnahmen. Damals büßte der cash.life-Anteilsschein an nur einem Tag mehr als 13 Prozent ein und setzte die Talfahrt bis heute fort. Wie ARD.de berichtet, scheint das Vertrauen der Anleger in das Unternehmen nun endgültig verloren gegangen zu sein.

Diese Einschätzung wird durch den Aktienchart bestätigt. So notierte das Papier im Juli des abgelaufenen Geschäftsjahres noch bei über 20 Euro. Vor vier Wochen hingegen war die Aktie keine fünf Euro mehr Wert. Angesichts dieser Entwicklung stellt sich die Frage nach dem Erfolg des Geschäftsmodells. cash.life hat sich darauf spezialisiert, im sogenannten Zweitmarkt für Lebensversicherungen "gebrauchte" Polizzen zu kaufen und anschließend weiter zu veräußern. Neben diesem für das Unternehmen zentralen Hauptgeschäftszweig ist die Gesellschaft auch im "Servicing für geschlossene Fonds" tätig. Dies bedeutet, dass cash.life die eingekauften Polizzen wieder verkauft, wobei diese anschließend von einem Emissionshaus in einen geschlossenen Fonds eingebracht werden.

"Das Grundproblem am Zweitmarkt für Lebensversicherungspolizzen besteht aber auch darin, dass beim Auflegen der geschlossenen Fonds die Sterblichkeitsquoten der Menschen oft nicht richtig kalkuliert wurden. Aufgrund des medizinischen Fortschritts sterben viele erst später", hält Drescher auf Nachfrage von pressetext fest. Dem Experten nach liege eine Schwierigkeit auch darin, dass die Kunden die voraussichtlichen Gewinnerwartungen viel zu häufig als bare Münze nehmen. cash.life profitierte bislang von dieser praktizierten Vorgangsweise insofern, als dass für die Verwaltung des Polizzenportfolios eine Vergütung in Rechnung gestellt wurde. Wie cash.life mitteilt, erfolgt die Auswahl und die Prüfung der Polizzen durch die König & Cie Deutsche Leben 2 GmbH & Co. KG. Die Strukturierung des Fonds erfolgt hingegen durch König & Cie http://www.emissionshaus.com .

Wie es in der Pflichtmitteilung heißt, müsste cash.life schlimmstenfalls damit rechnen, dass 2008 ein Teil der Verwaltungsvergütung, ein sechsstelliger Betrag, nicht mehr anfällt. Ab 2009 bis zum Laufzeitende 2019 soll die Summe 3,1 Mio. Euro betragen. cash.life setzte 2007 rund 500 Mio. Euro um, davon entfielen auf das Segment "Servicing" 8,3 Mio. Euro.

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