pte20080922029 Unternehmen/Wirtschaft, Politik/Recht

Morgan Stanley und Goldman Sachs werden "gewöhnlich"

"US-Finanzpaket ist Notprogramm, um globalen Kollaps zu verhindern"


Washington springt Banken zur Seite (Foto: pixelio.de, Melanie Vollmert)
Washington springt Banken zur Seite (Foto: pixelio.de, Melanie Vollmert)

New York/Bonn/Frankfurt (pte029/22.09.2008/13:55) Die beiden nach dem Lehman-Brothers-Konkurs übrig gebliebenen Finanzinstitute Morgan Stanley und Goldman Sachs geben ihren rechtlichen Sonderstatus als Investmentbanken auf und werden zu gewöhnlichen Geschäftsbanken. Wie die US-Notenbank Fed in der Nacht auf heute, Montag, bekannt gab, erhalten die Banken, die ab sofort Holding-Unternehmen sind, in der Übergangsphase zusätzliche Kredite seitens des US-amerikanischen Staates. Das derzeit von der Regierung unter Hochdruck erarbeitete 700 Mrd. Dollar umfassende Rettungspaket für die gesamte Branche soll das Finanzsystem stabilisieren. Insider stimmen darin überein, dass dieser Schritt den internationalen Finanzmärkten etwas Luft verschaffen wird, die sie angesichts der Turbulenzen der vergangenen Tage bitter nötig haben (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080916038).

"Das Problem ist noch immer nicht gelöst. Was man gegenwärtig versucht, ist lediglich die Symptome zu behandeln", unterstreicht Ascan Iredi, Leiter Aktienhandel bei der Deutschen Postbank http://www.postbank.de , im Gespräch mit pressetext. Laut dem Finanzexperten sei es gegenwärtig noch schwer zu beurteilen, ob die Umwandlung der Rechtsform in eine reguläre Geschäftsbank an der Misere künftig etwas ändern wird. "Daran, dass die Verluste entstanden sind, ändert sich auch mit dieser Maßnahme nichts. Indem die US-Regierung nun 700 Mrd. Dollar zur Verfügung stellt, heißt das noch lange nicht, dass alle Details hinsichtlich der Ausgestaltung geklärt wären. Bis dato ist dieses Paket als ein konzentrierter Weg im Sinne eines Notprogramms zu sehen, der das weltweite Finanzsystem vor dem drohenden Kollaps retten soll", erläutert Iredi weiter.

Dass Morgan Stanley und Goldman Sachs den bisherigen Sonderstatus als Investmentbanken nun verlieren, stellt einen historischen Wandel an der Wall Street dar. Schließlich beendet die Finanzkrise somit die Tradition der großen unabhängigen Investmentbanken in der bisherigen Form. Weil beide Institute, die bislang auf lukrative Wertpapiergeschäfte aller Art sowie auf Fusionen und Übernahmen von Unternehmen spezialisiert waren, nun Geschäftsbanken sind, unterliegen sie künftig stärker den Kontrollen, Regeln und Kapitalanforderungen des Staates, die auch für andere Banken gelten. Im Gegensatz zu ihrer bisherigen Rechtsgebung genossen die beiden Branchenriesen bisher weitgehende Freiheiten und konnten größere Risiken eingehen. Mit Geschäften, mit denen unter hohen Risiken oft immense Gewinne erzielt werden konnten, dürfte bis auf weiteres Schluss sein.

Der Ruf nach staatlichen Hilfen und Regulierungen kommt jedoch nicht überraschend. Erst im März musste die fünftgrößte US-Investmentbank Bear Stearns ihrem Zwangsverkauf an den Finanzkonzern JPMorgan zustimmen. Aber auch die Nummer vier, Lehman Brothers, musste am vergangenen Montag mit 613 Mrd. Dollar Schulden Insolvenz anmelden sowie Gläubigerschutz beantragen. Aber auch die bisher drittgrößte Investmentbank Merrill Lynch konnte sich nur durch einen Notverkauf für 50 Mrd. Dollar in die Arme der Bank of America retten (pressetext berichtete: http://pte.at/pte.mc?pte=080915015). Ebenso fing der Staat den vom Kollaps bedrohten US-Versicherer AIG ab. Um sich vor einer Pleite zu retten, begann Morgan Stanley bereits damit, Fusionsgespräche mit der US-Bank Wachovia zu führen. Die Umwandlung von Morgan Stanley und Goldman Sachs in eine Geschäftsbank bedeutet auch, dass diese damit den Geschäfts- und Universalbanken Konkurrenz machen.

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