pte20090915040 Politik/Recht, Technologie/Digitalisierung

ICANN erwartet 2.000 neue Top-Level-Domains

.berlin und Co. schon jetzt heiß umkämpft


Top-Level-Domains bringen hohe Kosten mit sich  (Foto: pixelio.de/Ernst Rose)
Top-Level-Domains bringen hohe Kosten mit sich (Foto: pixelio.de/Ernst Rose)

Wien (pte040/15.09.2009/13:59) Die internationale Domainverwaltungsbehörde ICANN http://www.icann.org hat beschlossen, ab dem Frühjahr 2010 neue Top-Level-Domains (TLDs) zuzulassen. Schätzungen zufolge sind über 2.000 neue TLDs wie etwa .berlin, .eco oder auch .greenpeace möglich. Wie von Seiten der österreichischen Registrierungsstelle nic.at http://www.nic.at sowie des ISPA (Dachverband der österreichischen Internet Service Provider) http://www.ispa.at betont wird, soll eine Registrierung ab dem Frühjahr 2010 möglich sein. Regionale- und Markendomains sind aber schon im Vorfeld heftig umkämpft, so der Tenor auf einer heute, Dienstag, eigens anberaumten Pressekonferenz.

"Fakt ist, dass die Registrierung einer eigenen Top-Level-Domain mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden ist. Es ist daher wichtig, dass Mittel und Unterstützung - auch von Seiten der Politik und Verwaltung - für Domains wie .salzburg, .tirol oder .vienna vorhanden sind", sagt Richard Wein, Geschäftsführer von nic.at. Die Experten erwarten trotz hoher Kosten von 185.000 Dollar (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/081101007/) und mehr, dass die Vergabe nicht gänzlich reibungslos verlaufen wird. "Weltweit gibt es mehr als 20 Städte, die den Namen Vienna tragen. Wer sich nun die TLD .vienna sichern kann, hängt darum von der Bewerbung ab. Dass es die österreichische Hauptstadt wird, ist aber nicht gesichert", gibt Wein zu bedenken. Das Risiko einer Ablehnung ließe sich nicht exakt beziffern, obgleich diejenigen, die zuerst beantragen würden, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch den Zuschlag bekämen.

"Die Akkreditierung von neuen TLDs für sich genommen ist durch die Bewerbungsvorschriften und -Auflagen von ICANN grundsätzlich geregelt. Als schwieriger könnte sich die Abklärung von Markenrechten bei der Registrierung von Markennamen unter den neuen Domains erweisen", meint Hans Peter Oswald, Geschäftsführer von Secura, dem Betreiber der Registrierungswebseite domainregistry.de http://www.domainregistry.de, auf Nachfrage von pressetext. "Es kursierten zahlreiche Ideen, um Domain-Grabbing zu verhindern, wie etwa den Registrar zu verpflichten, eine zentrale Datenbank hinsichtlich von Markeninhaberrechten zu konsultieren, bevor einer Bewerbung stattgegeben wird. Bislang konnte das Vorhaben einer Marken-Datenbank aber nicht länderübergreifend umgesetzt werden, weil es in manchen Ländern keine Möglichkeit gibt, Markenregistrierungen online zu prüfen", so der Experte weiter.

Ganz dem im Web beobachtbaren Lokalisierungstrend entsprechen Initiativen wie dotBERLIN http://dotberlin.de , die sich die Registrierung der TLD .berlin zum Ziel gesetzt hat. Auch Gründer Dirk Krischenowski stellt den lokalen Bezug in den Mittelpunkt seiner Bestrebungen: "Das Internet wird immer lokaler. Die Menschen orientieren sich an lokalen Angeboten, bearbeiten den lokalen Markt und tätigen lokale Suchabfragen. Domains wie .berlin sind eine ideale Möglichkeit, um diesem Trend zu begegnen." Um erfolgreich zu sein, benötigt die Organisation jedoch das Einverständnis des Berliner Senats, der sich bislang eher reserviert zeigt. Die fortschreitende Lokalisierung von Webinhalten muss aber nicht unbedingt in Zusammenhang mit den stetig wachsenden Datenmengen gesehen werden, sondern ist vielmehr von kultureller Bedeutung. Mittlerweile gibt es weltweit über 900 ICANN-Registrare, die nahe an den Menschen, Kulturen und Märkten für kulturelle Entsprechungen sorgen können.

Schließlich wird auch das auf vertraglichen Beziehungen beruhende Naheverhältnis der ICANN zur US-Regierung von Expertenseite differenziert betrachtet. Einerseits sei die größtmögliche Unabhängigkeit der ICANN ein erstrebenswertes Ziel, andererseits sichere die Verwaltung der Vereinigten Staaten das für zahlreiche Internetakteure typische libertäre Freiheitsverständnis, was etwa im Falle von Staaten, die in Form von Zensuren und Filtern eine anderes Verhältnis zum Internet pflegen, wohl nicht der Fall wäre.

(Ende)
Aussender: pressetext.austria
Ansprechpartner: Nikolaus Summer
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