Zumbox schickt E-Mails an Wohnadressen
Unternehmen und Behörden erhoffen sich Sparpotenziale
Zumbox verschickt digitale Post an Haushaltsadressen (Foto: Zumbox) |
San Francisco (pte021/28.09.2009/13:30) Das E-Mail-Service Zumbox http://www.zumbox.com erlaubt es, über E-Mail mit Personen in Kontakt zu treten, von denen lediglich die Wohnadresse bekannt ist. Vergangene Woche hat etwa die Stadtverwaltung von San Francisco erstmals Gebrauch von Zumbox gemacht und 400.000 Haushalte per E-Mail über ein neues Recycling-Gesetz informiert. Um die Nachricht abzurufen, müssen sich die benachrichtigen Bürger lediglich auf der Website von Zumbox einloggen. "Wenn wir zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung dazu bewegen könnten, die Nachrichten auf Zumbox abzurufen, könnten wir immense Kosten sparen", sagt Lawrence Grodeska vom städtischen Department of the Environment, gegenüber dem San Francisco Chronicle.
Die Bürger werden zwar nach wie vor auch über klassische Briefe informiert, allerdings bietet Zumbox die Option, die Informationen der Stadt nur mehr digital zugesandt zu bekommen. Grodeska hält die Plattform vor allem deswegen für sinnvoll, weil sie eine Geotargeting-Komponente beinhalte, die das herkömmliche E-Mail-Service schlichtweg nicht bieten kann. Im Detail erhofft sich die Stadt durch diese Maßnahme jährlich bis zu drei Mio. Dollar an Versand- und Arbeitskosten einsparen zu können.
Potenzial wird Zumbox auch von Seiten der Wissenschaft zugesprochen, auch wenn noch einige Fragen offen bleiben. "Die Services von Zumbox sind im Grunde nur integrierte, visuell verbesserte E-Mail-Postfächer. Zwei Fragen stellen sich allerdings dabei: Haben sie die richtigen Charakteristika, um Nutzer anzusprechen und haben sie ein Geschäftsmodell, das sinnvoll ist?", fragt Yale Braunstein, Professor an der University of California, Berkeley. Privatpersonen und Unternehmen verrechnet Zumbox üblicherweise fünf US-Cent pro E-Mail, die Stadt San Francisco kann das Service allerdings kostenlos nutzen. Michael A. Crew von der Rutgers University glaubt, dass Angebote wie Zumbox bei steigender Nutzung auch dem U.S. Postal Service schaden könnten, das durch das Internet ohnehin schon beträchtliche Verluste zu verzeichnen hat. Mehr und mehr Menschen würden ihre Rechnungen und Steuern online bezahlen und auf den klassischen Briefversand verzichten.
Ein ähnliches Bild zeichnet sich auch in Deutschland ab, wo die Deutsche Post ebenso mit einem Rückgang beim Briefvolumen zu kämpfen hat. Das von der EU und der Bundesregierung forcierte Projekt De-Mail, das den sicheren Austausch rechtsgültiger elektronischer Dokumente zwischen Bürgern, Behörden und Unternehmen auf E-Mail-Basis ermöglichen soll, ist eine zusätzliche Gefährdung für das Kerngeschäft der Post. De-Mail soll 2010 in Betrieb gehen, ein entsprechendes Pilotprojekt startet allerdings schon nächste Woche in Friedrichshafen am Bodensee. Maßgeblich an der Umsetzung des Projekts beteiligt sind die Deutsche Telekom sowie T-Systems.
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