pts20110405015 Unternehmen/Wirtschaft, Forschung/Entwicklung

Boehringer Ingelheim hält Umsatzniveau

Weichen für die Zukunft gestellt: Produkt-Pipeline gut gefüllt


Ingelheim/Deutschland (pts015/05.04.2011/12:50) Boehringer Ingelheim hat im Geschäftsjahr 2010 die erwarteten und im vergangenen Jahr angekündigten Umsatzausfälle nahezu kompensiert und das Vorjahresniveau annähernd erreicht. Trotz der Umsatzausfälle von rund 1,4 Mrd. Euro durch den Verlust von Exklusivitätsrechten wichtiger Umsatzträger auf dem US-Pharmamarkt und der zusätzlichen Belastungen durch die Gesundheitsreformen in den USA und in Europa war der Geschäftsverlauf im Jahr 2010 zufriedenstellend. Dies war zurückzuführen auf das Wachstum des übrigen Portfolios verschreibungspflichtiger Medikamente (währungsbereinigt plus 5,5 Prozent), die erfolgreiche Einführung neuer Produkte sowie eine deutliche Umsatzsteigerung von 51 Prozent im Tiergesundheitsgeschäft. Das Betriebsergebnis, vergleichbar dem EBIT, lag bei zufriedenstellenden rund 1,9 Milliarden Euro. Für Boehringer Ingelheim war 2010 somit trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ein erfolgreiches Jahr. Prof. Dr. Dr. Andreas Barner, Sprecher der Unternehmensleitung und verantwortlich für den Unternehmensbereich Forschung & Entwicklung und Medizin betonte: "Das vergangene Geschäftsjahr war ein Jahr des Übergangs.

Durch abgelaufene Patente und damit verbundene Generika-Konkurrenz, Vorbereitungen auf die Einführung neuer Produkte und regulatorische Änderungen in den Märkten hatten wir bereits im Vorjahr erwartet, die hohen Wachstumsraten der Vorjahre nicht erreichen zu können. Daher haben wir die Zeit genutzt und den Grundstein für neues Wachstum gelegt". Die Präparate-Pipeline sei dank erfolgreicher eigener Forschung und Entwicklung gut gefüllt. In 2010 hat das Unternehmen 24 Prozent seiner Umsätze mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in den Bereich F&E investiert und damit mehr als je zuvor (2009: 21 Prozent). Im Jahresdurchschnitt 2010 beschäftigte Boehringer Ingelheim 42.224 Mitarbeiter weltweit (2009: 41.534), was einer Steigerung von zwei Prozent entspricht.

Boehringer Ingelheim in Japan
Die Boehringer Ingelheim Unternehmens-Gruppe in Japan sei auch vom Erdbeben betroffen, erklärte Prof. Andreas Barner. "Wir sind sehr froh und erleichtert, dass alle unserer 3.000 Mitarbeiter in Japan in Sicherheit sind. Während für uns die Sicherheit unserer Mitarbeiter und ihrer Familien nach wie vor oberste Priorität haben, konzentrieren wir unsere Aktivitäten nach dem Erdbeben nun darauf, von der Katastrophe betroffene Regionen und Menschen zu unterstützen sowie die Produktversorgung zu gewährleisten".

Forschung und Entwicklung - Grundstein für den Unternehmenserfolg
Bereits 2011 wird mit PRADAXA® (Dabigatranetexilat) ein innovatives Medikament zum weiteren Wachstum von Boehringer Ingelheim beitragen. PRADAXA® ist in den USA und in Kanada bereits seit Ende 2010 zur Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern zugelassen. Anfang 2011 erhielt das Präparat auch die Zulassung in Neuseeland, Japan und Korea. In Europa erwartet Boehringer Ingelheim weitere Zulassungen. Schon seit 2008 hilft Dabigatranetexilat in 75 Ländern Patienten bei der Prävention von Venösen Thromboembolien (VTE) nach Hüft- und Kniegelenkersatz-Operationen. Die nun erfolgten Zulassungen in der Indikation Schlaganfallprävention stellen einen therapeutischen Durchbruch dar. Experten gehen davon aus, dass eine optimale medikamentöse Therapie weltweit rund eine Million Schlaganfälle pro Jahr verhindern könnte.

"Die Erforschung und Entwicklung innovativer Medikamente steht für Boehringer Ingelheim im Vordergrund. Auch 2010 haben wir trotz der wirtschaftlich anspruchsvollen Situation für unser Unternehmen die Investitionen in Forschung und Entwicklung noch einmal deutlich gesteigert", sagte Prof. Barner. Knapp 2,5 Milliarden Euro (2009: 2,2 Milliarden Euro) hat Boehringer Ingelheim im vergangenen Jahr in seine Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten investiert und somit 230 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Auch den größten Teil der 519 Millionen Euro Investitionen in Sachanlagen hat Boehringer Ingelheim vor allem für Gebäude und technische Anlagen an seinen Forschungs- und Entwicklungsstandorten und für die Produktion getätigt.

Finanzen
Hauptumsatzträger ist für Boehringer Ingelheim nach wie vor das Humanpharmageschäft. 93 Prozent oder 11,7 Milliarden Euro am Gesamtumsatz betrug der Anteil dieses Bereichs im Jahr 2010, wobei die verschreibungspflichtigen Medikamente mit 9,7 Milliarden Euro zu Buche schlagen. Auf den Bereich Selbstmedikation, der 2010 um 4,5 Prozent gewachsen ist, entfielen 1,3 Milliarden Euro. Getragen wurde dieses Wachstum vor allem von den neuen Märkten, den so genannten Emerging Markets. "Insbesondere die Märkte in China, Brasilien und Russland sind insgesamt für das Humanpharma-Geschäft von großer strategischer Bedeutung und daher im Fokus unseres Handelns", betonte Hubertus von Baumbach, verantwortliches Mitglied der Unternehmensleitung für Finanzen und Tiergesundheit.

Der Cash Flow aus operativer Geschäftstätigkeit habe sich auf knapp 2,1 Milliarden verringert, die Liquidität hingegen sei erneut gestiegen (+ 729 Millionen Euro). "Boehringer Ingelheim hat 2010 erfolgreich gewirtschaftet und weist eine gesunde Finanzierung auf", resümierte Hubertus von Baumbach das Geschäftsjahr 2010.

Amerika nach wie vor größte Umsatzregion - SPIRIVA®, MICARDIS® und COMBIVENT®
Den Großteil seiner Umsätze macht Boehringer Ingelheim nach wie vor in der Region Amerika. Im Jahr 2010 wurden dort 5,7 Milliarden Euro (2009: 6,3 Milliarden Euro) oder 46 Prozent des Gesamtumsatzes generiert. Dies bedeutet zwar einen Rückgang um 8,5 Prozent - bedingt durch die besondere Situation in den USA mit dem Ablauf von Patenten - bereinigt um diese Sonderkomponente war der Geschäftsverlauf aber erfreulich. Etablierte Produkte wie SPIRIVA®, MICARDIS® und COMBIVENT® legten deutlich zu und konnten so die Ausfälle teilweise kompensieren. SPIRIVA®, ein Medikament zur Behandlung der COPD (chronisch-obstruktive Atemwegserkrankung), ist nach wie vor das umsatzstärkste Produkt von Boehringer Ingelheim. 2010 erzielte es Erlöse von 2.863 Millionen Euro und somit einen Zuwachs von 19,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. MICARDIS®, zur Behandlung von Bluthochdruck, steigerte seine Umsätze um 11,6 Prozent auf knapp 1.555 Millionen Euro. Das zur Behandlung von chronisch-obstruktiven Atemwegserkrankungen und Asthma bronchiale zugelassene Produkt COMBIVENT® kletterte um 11,2 Prozent auf 727 Millionen Euro.

In Europa und der Region Asien, Australien, Afrika (AAA) steigerte Boehringer Ingelheim seine Erlöse. Die AAA-Region zeigte sich dabei als dynamischster Markt, hier stiegen die Umsätze um 11,6 Prozent, womit mittlerweile 2,8 Milliarden Euro (2009: 2,5 Milliarden Euro) oder 22 Prozent des Gesamtumsatzes in dieser an Bedeutung gewinnenden Region liegen.

Bereich Tiergesundheit wächst um 51 Prozent
Ausgesprochen positiv hat sich im vergangenen Jahr das Geschäftsfeld Tiergesundheit entwickelt. Hier stiegen die Umsätze auf 921 Millionen Euro (2009: 610 Millionen Euro) und wuchsen somit um 51 Prozent. Diese massive Steigerung geht zum einen auf organisches Wachstum zurück, insbesondere der Schweineimpfstoff INGELVAC CircoFLEX® hat deutlich Marktanteile für Boehringer Ingelheim dazu gewonnen, zum anderen auf den Erwerb von Teilen der Tiergesundheitssparte von Pfizer/Fort Dodge Ende 2009. Der Anteil des Tiergesundheitsbereichs beträgt mittlerweile 7 Prozent (2009: 5 Prozent) am Gesamtumsatz.

"In Hannover errichten wir zurzeit ein Europäisches Forschungszentrum für Tierimpfstoffe; dort wird auch die gesamte Forschung und Entwicklung von Tierimpfstoffen in Europa zusammen geführt", berichtete Prof. Barner. Im Bereich Tiergesundheit erwartet Boehringer Ingelheim auch weiterhin ein Wachstum über dem Markt.

Ausbau der globalen Biopharmazie-Präsenz
Mit der jetzt abgeschlossenen Akquisition des Entwicklungs- und Produktionsstandorts von Amgen in Fremont, Kalifornien (USA), hat Boehringer Ingelheim im März 2011 seine Position als weltweit führender Experte für die Entwicklung und Herstellung von Biopharmazeutika weiter untermauert. "Unsere Präsenz in Fremont ist ein Baustein unserer Wachstumsstrategie im Biopharma-Geschäft", betonte Prof. Dr. Dr. Andreas Barner. "Durch die strategische Entscheidung, mit einer modernen Anlage für die Entwicklung und Auftragsproduktion im Biotechnologie-Zentrum in der San Francisco Bay-Region vertreten zu sein, kann Boehringer Ingelheim seine bisherigen und künftigen Kunden noch besser bedienen. Zusätzlich wird das technische Know-how am Standort Fremont dazu beitragen, unsere weltweit führende Position in der Prozessentwicklung und Produktion von Biopharmazeutika weiter auszubauen". Als ein vollintegrierter Produktionsstandort wird Fremont die vorhandenen Ressourcen und modernste Technik des biopharmazeutischen Netzwerks von Boehringer Ingelheim in Biberach/Deutschland und Wien/Österreich ergänzen.

Ausblick 2011 - Beginn einer neuen Wachstumsphase
2010 war für Boehringer Ingelheim das Jahr des 125-jährigen Bestehens. Das Jubiläumsjahr brachte auch neue Allianzen für die Zukunft mit sich. Mit Eli Lilly and Company wird Boehringer Ingelheim Diabeteswirkstoffe entwickeln und vermarkten, die sich zurzeit in den mittleren und späten Stadien der klinischen Entwicklung befinden. Dies hatten beide Unternehmen bereits im Januar 2011 bekannt gegeben. Die Zusammenarbeit konzentriert sich auf vier, möglicherweise fünf Wirkstoffe in der Entwicklungs-Pipeline, die verschiedenen viel versprechenden Substanzklassen angehören. "Diese Kooperation kombiniert Vorteile aus Lillys Pioniererfahrung und großer Expertise auf dem Diabetesmarkt und zwei bei Lilly in Entwicklung befindlichen Basal-Insulinanaloga mit Boehringer Ingelheims umfangreicher und innovativer Pipeline mit Wirkstoffen in späten Entwicklungsstadien", erläuterte Andreas Barner. Die ersten Zulassungen für den Diabetes-Wirkstoff Linagliptin werden bereits in diesem Jahr erwartet. Linagliptin ist ein von Boehringer Ingelheim entdeckter Dipeptidylpeptidase-4-Hemmstoff für die Behandlung von Typ-2-Diabetes.

Für die Zukunft haben die Märkte in den Schwellenländern und in der Asien-Pazifik-Region für Boehringer Ingelheim eine große strategische Bedeutung. Eine Prognose für das Jahr 2011 ist für diese Region wegen der aktuellen Ereignisse in Japan derzeit nicht möglich.

Insgesamt werde in diesem Jahr der Übergang in eine neue Wachstumsphase von Boehringer Ingelheim stattfinden, so Prof. Barner. "Nicht zuletzt dank unserer engagierten und gut ausgebildeten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und dank unserer viel versprechenden Präparatepipeline wird sich die Erfolgsgeschichte von Boehringer Ingelheim fortsetzen: mit neuen Medikamenten, die den Patienten einen überzeugenden Therapievorteil bei der Behandlung ihrer Erkrankungen bieten".

Für das Jahr 2011 rechnet Boehringer Ingelheim mit einem soliden Gesamtwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich.

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