UNEP: Wirtschaft muss sparsamer werden
Umweltpolitik alleine greift zu kurz für nachhaltige Zukunft
Blauer Planet Erde: Auskommen mit weniger notwendig (Foto: pixelio.de/Bredehorn) |
Wien (pte004/13.05.2011/06:10) Die Weltwirtschaft muss künftig mit weniger Mineralien, Erzen, fossilen Brennstoffen und Biomasse auskommen. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Forscherteam in einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) http://www.unep.org . "Mit Umweltpolitik alleine erreichen wir keine nachhaltige Zukunft. Diese gelingt nur, wenn Wachstum und Rohstoffverbrauch voneinander entkoppelt werden", erklärt Berichtsautorin Marina Fischer-Kowalski, Leiterin des Instituts für Soziale Ökologie der Alpen-Adria-Universität http://www.uni-klu.ac.at/socec , im pressetext-Interview.
Verbrauch bald untragbar
80 Prozent der wichtigsten Ressourcen werden von den 20 Prozent der Reichsten der Weltbevölkerung verbraucht. Das Wirtschaftswachstum entkoppelt sich dank Abgasreduzierung, Produktions- und Designbesserungen sowie Energiesparen zunehmend von der benötigten Rohstoffmenge. So hat sich der Ressourcenverbrauch seit 1900 doch bloß verzehnfacht, während das Welt-Sozialprodukt im gleichen Zeitraum um den Faktor 23 gestiegen ist.
Die laufende Entkoppelung ist aber bei weitem zu langsam, werden doch die Grenzen der Tragfähigkeit schon bald überschritten. "Künftig rücken die heutigen Schwellen- und Entwicklungsländer wie etwa China, Indien und Brasilien in Sachen Rohstoffverbrauch nach. Dadurch schließt sich die Schere zu den Industrieländern", so die Expertin.
Ohne Sparen Krieg
Bleibt der Ressourcenverbrauch der reichen Länder bis 2050 auf dem selben Niveau, so wird die Menschheit bis 2050 jährlich 140 Milliarden Tonnen Materialien benötigen. Das wäre dreimal soviel wie im Moment, weit jenseits der verkraftbaren Grenze. "Schon heute wird die Lage an allen Ressourcenfronten schwieriger, da beispielsweise der Metallgehalt der Minen sinkt. Findet man keine rationale Lösung, werden wie derzeit beim Öl bei vielen Rohstoffen Engpässe auftreten und Kriege provozieren - neben enormen Schäden für Umwelt, Klima, Nahrungssicherheit und Wasserverfügbarkeit", warnt Fischer-Kowalski.
In einem zweiten Szenario für 2050, das die Forscher berechnet haben, schaffen die Industrieländer die Halbierung ihres Verbrauchs von derzeit 16 Tonnen pro Kopf und Jahr auf acht Tonnen, während die Entwicklungsländer auf denselben Wert aufholen. Der Weltverbrauch würde dann 70 Mrd. Tonnen betragen. Als kaum politisch durchsetzbar bezeichnen die Experten hingegen ein drittes, nachhaltiges Szenario, bei dem Industrieländer ihre Ressourcennutzung um zwei Drittel reduzieren und der Rest der Welt auf derzeitigem Stand bleibt.
Ende der Verschwendung
Um zumindest den Mittelweg zu erreichen, sind bereits enorme Anstrengungen nötig, betonen die Autoren. Reiche Länder müssen ihren verschwenderischen Ressourcengebrauch einstellen und neue Wirtschaftsmodelle die Kostenersparnis statt Expansion anpeilen. Dazu brauche müsse auch die Produktion mit weniger auskommen. "Bisher zielten alle Innovationen auf Einsparung der Ressource Arbeitskraft ab. Angesichts der stets teureren anderen Materialien steigt der ökonomische Anreiz, auch hier Verbesserungen zu schaffen", so Fischer-Kowalski.
Eine Schlüsselfunktion haben Investitionen für energie- und ressourcensparende Infrastrukturen wie etwa im Verkehr, bei der Wasserver- und -entsorgung sowie bei der Siedlungsweise. "Viele der heutigen Entwicklungen helfen hier bereits. So trägt etwa die Verstädterung dazu bei, dass Heiz-, Bau- und Transportformen stets verdichtet werden, sofern vernünftig geplant wird", erklärt die Expertin.
Download des UNEP-Berichts unter http://www.unep.org/resourcepanel/Portals/24102/PDFs/DecouplingReport_small.pdf
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