Schlafkrankheit: Bewegung der Parasiten analysiert
Forscher suchen nach Wegen, den Erreger gezielt zu bekämpfen
Parasit Trypanosoma: Bewegung analysiert (Foto: CDC/Dr. Myron G. Schultz) |
München (pte016/24.06.2011/12:20) Der Erreger der Schlafkrankheit gehört zu den mobilen Einzellern, haben Forscher vom Max-Planck-Institut (MPI) für Dynamik und Selbstorganisation ermittelt. Im Rahmen der Forschung nehmen sie den Parasiten Trypanosoma unter die Lupe, um ihn genauer zu analysieren und Methoden zur Bekämpfung der Krankheit entwickeln zu können. Jährlich sterben in Afrika und Südamerika tausende von Menschen an der Schlafkrankheit. Unbehandelt verläuft die Krankheit immer tödlich - arme Menschen können sich keine Behandlung leisten.
"Zunächst geht es darum, den Erreger genau kennen zu lernen", sagt Birgit Krummheuer, Sprecherin des Instituts, gegenüber pressetext. Die Forscher konnten zeigen, dass der Parasit Trypanosoma eigenständig durch den Blutskreislauf seines Wirtes schwimmt. Im letzten Stadium überwindet der Einzeller die Blut-Hirn-Schranke und dringt in das Gehirn. Dabei nutzt der Parasit drei verschiedene Arten der Fortbewegung. "Warum es diese verschiedenen Fortbewegungsmechanismen gibt, ist noch unklar", sagt Krummheuer. Es sei etwa denkbar, dass sie verschiedenen Stadien im Lebenszyklus des Erregers entsprechen.
Die einen torkeln, die anderen nicht
"Es könnte ebenfalls sein, dass sich nur Erreger, die gerade auf Futtersuche sind, zielgerichtet fortbewegen." Erst wenn solche Fragen geklärt sind, gibt es Möglichkeiten, den Erreger besser zu bekämpfen. "Wir stehen also noch ganz am Anfang", sagt Krummheuer. Unter dem Mikroskop verfolgten die Wissenschaftler die genauen Pfade, die einzelne Zellen in einem Zeitraum von einigen Sekunden innerhalb einer Nährlösung einschlugen. Die Parasiten ließen sich in drei Gruppen einteilen. Während sich die einen mehrere Sekunden lang in eine Richtung bewegten, torkelten die anderen wahllos mal in diese, mal in jene Richtung.
"Zunächst mussten wir dazu eine Zelle über einen bestimmten Zeitraum verfolgen und das Fortbewegungsmuster identifizieren", sagt die Forscherin vom MPI, Sravanti Uppaluri. Danach konnte die Wissenschaftlerin mithilfe von Hochgeschwindigkeitsmikroskopen einen genaueren Blick auf die anatomischen Eigenheiten der Zellen werfen. Die zielgerichteten Schwimmer haben eine gestrecktere Form und sind steifer als ihre torkelnden "Brüder". Die torkelnden Trypanosomen hingegen erwiesen sich als eher gekrümmt, was auf einen flexibleren Zellkörper schließen lässt.
Der Grund für diese anatomischen Unterschiede innerhalb einer Gruppe von Trypanosomen ist bisher unklar. "Es ist denkbar, dass es sich um verschiedene Stadien im Lebenszyklus des Parasiten handelt", sagt Thomas Pfohl von der Universität in Basel. Im nächsten Schritt wollen die Wissenschaftler untersuchen, in welcher "Gangart" die Überlebensstrategie besonders gut oder besonders schlecht funktioniert. "Möglicherweise sind die Trypanosomen, die wahllos hin und her torkeln, angreifbarer als ihre stromlinienförmigeren Kollegen", so Pfohl. Das genaue Verständnis der Bewegungsmuster könnte so helfen, einen Ansatz zu finden, die Parasiten gezielt mit Medizin zu bekämpfen.
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