pte20110820002 in Forschung

Videospiele als Reha-Hilfe nach Schlaganfall

Experte: Alltags-Training bleibt unersetzlich


Fruit Ninja: Videospiele als motivierende Reha-Übung (Foto: fruitninja.com)
Fruit Ninja: Videospiele als motivierende Reha-Übung (Foto: fruitninja.com)

Sydney/Bad Aibling (pte002/20.08.2011/06:00) Der Neurowissenschafter Stuart Smith von der Neuroscience Research Australia (NeurA) http://neura.edu.au/ setzt Videospiele als Rehamaßnahme für Schlaganfall-Patienten ein. Zur Verwendung kommt Unterhaltungssoftware, die auf einer Wii-Konsole über Bewegung gesteuert wird, und so die Wiederherstellung geistiger und motorischer Fähigkeiten unterstützen soll. Dabei stellte er fest, dass diese Form der Therapie insbesondere von jüngeren Patienten besser angenommen wird als herkömmliche Maßnahmen. Ingo Keller, Leiter der neurospychologischen Abteilung der Schön-Klinik in Bad Aibling http://schoen-kliniken.de , schildert im pressetext-Gespräch seine Praxiserfahrungen. Er meint, dass ein gezielter Einsatz von Computerspielen sinnvoll ist, diese aber keinen Ersatz für alltagsorientiertes Training darstellen.

Virtuelles Früchteschneiden

Viele altbekannte Übungen im Rehabereich langweilen die Patienten auf Dauer, stellte Smith im Rahmen seiner Untersuchungen fest. "Man kann ein Sandsäckchen tausend Mal über einen Tisch schieben und deutliche Fortschritte dabei beobachten", gab der Wissenschafter gegenüber The Australian zu Protokoll. "Doch niemand wird so etwas machen."

Er modifizierte verschiedene Spiele, die dann auf touch- und bewegungsbasierten Computern und Konsolen zum Einsatz kommen. Darunter die populäre App "Fruit Ninja", bei welcher der Spieler mittels schnellen Bewegungen am Touchscreen herumfliegendes Obst zerschneiden muss. Penelope McNulty, eine Kollegin von Smith, stimmen die ersten Ergebnisse positiv. "Viele unserer Probanden machen sogar mehr als wir von ihnen verlangen", berichtet sie.

Motivation als größter Bonus

Auch an der Schön-Klinik in Bad Aibling kommen Videospiele zum Einsatz. Die Patienten üben hier etwa gezielt an der Verbesserung ihrer Motorik, etwa durch virtuelles Tennis mit der Bewegungssteuerung der Wii oder Gleichgewichtsübungen am Wii Balance Board. Experte Ingo Keller sieht den Einzug von moderner Unterhaltungselektronik als Bereicherung für den Rehabilitationsprozess, mahnt aber zum gezielten Einsatz.

"Ein Problem ist, dass diese Spiele nicht für gehirngeschädigte Menschen entwickelt wurden", sagt er im Interview mit pressetext. Daher begrüßt er die Adaption der Software auf die Bedürfnisse der Reha-Absolventen, wie sie etwa von Smith durchgeführt wird, womit eine bessere Einbettung in den Rehakontext möglich ist.

Als besonders positiv empfindet er den Motivationsaspekt, den Videospiele mitbringen können. "Die Patienten brauchen Herausforderungen, sowohl durch das Sammeln von Punkten als auch Feedback über ihre Leistung". Herkömmliche Aufgaben, etwa Laufübungen am Band, seien oft hoch repititiv, schildert Keller. Dem wird mit der Einbindung eines Spieler-Avatars auf einem Bildschirm begegnet, der sich durch verschiedene Szenarien bewegt und so den Patienten zu mehr Leistungsbereitschaft anspornt.

Zurück in den Alltag

"Videospiele können unmöglich alle Therapiemaßnahmen ersetzen", mahnt der Experte jedoch deutlich. "Die Bewältigung von Alltagstätigkeiten können nicht über Unterhaltungssoftware wieder erlernt werden. Anziehen, Waschen, Kelleren und viele andere Dinge kann ein Spiel nicht vermitteln." Die Schlaganfall-Opfer müssen sich auch in den eigenen vier Wänden wieder an das einst Selbstverständliche herantasten.

Ergänzend bietet die Schön-Klinik alltagsorientiertes Training an. Dabei gehen Betreuer mit den Patienten etwa Einkaufen oder ins Kino, um sie ein Stück weit zurück ins normale Leben zu begleiten.

(Ende)
Aussender: pressetext.redaktion
Ansprechpartner: Georg Pichler
Tel.: +43-1-81140-303
E-Mail: pichler@pressetext.at
Website: www.pressetext.com
|