pte20120530023 Technologie/Digitalisierung, Handel/Dienstleistungen

Facebook-Geschäftsmodell unter Zugzwang

Erhebliche Zweifel an Monetarisierbarkeit nach IPO


Social Media: Leute da, Geld nicht (Foto: pixelio.de, G. Altmann)
Social Media: Leute da, Geld nicht (Foto: pixelio.de, G. Altmann)

Los Angeles (pte023/30.05.2012/13:45) Die hohe Bewertung von Facebook vor dem Börsengang beruhte auf der enormen Nutzerzahl des Unternehmens und dem mutmaßlichen Potenzial für Marketing. Der Absturz des Kurses und die Kürzungen der Facebook-Etats einiger größerer Firmen beweisen, dass die Rentabilität eines auf Userdaten basierenden Geschäftsmodells selbst für eine der User-stärksten Plattformen der Welt noch nicht erwiesen ist. Unternehmen haben nach wie vor keinen Weg gefunden, die Facebook-Dienstleistungen optimal zu nutzen und verlegen ihre Marketing-Aktivitäten teilweise auf die kostenlose Nutzung von Fan-Pages, wie die LA-Times berichtet. Der mangelnde Erfolg im mobilen Netz verschreckt Anleger zusätzlich.

User-Schmerzgrenze

"Facebook braucht Geld, um Google vom Internet-Thron zu stoßen, deshalb der IPO. Der Börsengang führt aber auch zu einem großen Rentabilitätsdruck, der den Interessen der Nutzer gegenübersteht. Eine Kommerzialisierung über die Schmerzgrenze der User hinaus kann für Facebook sehr problematisch werden. Die momentanen Kursschwankungen halte ich nicht für aussagekräftig. Längerfristig wird das Geschäftsmodell entscheidend für den Erfolg an der Bärse sein", sagt Stefan Schär von Social Media Schweiz http://socialmediaschweiz.ch gegenüber pressetext.

Die Mitglieder sind momentan noch nicht das Problem von Facebook, die Nutzerzahlen steigen nach wie vor an. Was Anlegern und Management derzeit Sorgen macht, ist das Verhältnis zur Wirtschaft, die eigentlich dafür zahlen soll, Zugang zum User-Pool des sozialen Netzwerks zu erhalten. General Motors hat kürzlich verkündet, seinen Facebook-Werbe-Etat zu streichen. Auch andere Unternehmen wollen ihre diesbezüglichen Budgets überdenken, wie eine eMarketer-Analystin http://www.emarketer.com US-Medien erzählt.

"Facebook ist ein hervorragendes Instrument zum Erreichen qualitativer Marketingziele, wie etwa Verbesserung von Image oder Bekanntheitsgrad. Quantitative Ansprüche können fast nur indirekt erfüllt werden. Qualitative Ansätze können aber auch verfolgt werden, indem ein Unternehmen seine Fan-Page professionell betreut. Da geht Facebook allerdings leer aus", erklärt Schär. Zudem ist die Nutzung der kostenpflichtigen Tools komplex und die Erfolgsquoten nicht sehr überzeugend: Laut Webtrends http://webtrends.com klickt nur einer von 2.000 Usern auf eine Facebook-Anzeige. Sogar Massen-Werbung per Post liefert bessere Ergebnisse.

Neue Einnahmequellen

"Facebook muss Geld verdienen. Die Werbeplattform ist ein wichtiger Punkt, kann aber nicht die einzige Einnahmequelle bleiben. Facebook arbeitet schon mit Hochdruck an neuen Produkten, mit denen es der Vision, ein Synonym für das Internet zu werden, näher kommt. Das Netzwerk ist so stark, dass es derzeit keine Konkurrenz gibt. Das Unternehmen kann sich nur selber schlagen", sagt Schär. Selbst die bisherige Ratlosigkeit von Facebook im Bereich des mobilen Internets ist laut dem Experten kaum ein Problem, obwohl immer wieder Vorwürfe laut werden, dass Facebook nicht wisse, wie auf den Mobiltelefonen Geld verdient werden könne.

"Von der technischen Seite her ist Facebook top. Das ist schon an der Innovationsgeschwindigkeit zu sehen. An einer Behebung der Mobil-Schwäche wird mit Hochdruck gearbeitet. Die bisherige Konzentration auf den Netz-Zugang per Computer war eine Business-Entscheidung, keine technische Unzulänglichkeit", so Schär. Schätzungen wird sich der mobile Internetkonsum in den nächsten fünf Jahren vervielfachen. Cisco http://www.cisco.com geht allein in den USA von einer Erhöhung um das 17-Fache aus.

Schafft es Facebook nicht ein Geschäftsmodell zu kreieren, das den hohen Erwartungen langfristig gerecht wird, reichen irgendwann auch die Schultern hunderter Mio. Nutzer nicht mehr aus, um den Gewinn-Druck ausreichend zu verteilen. "Die Schmerzgrenze der User ist nicht klar definiert. Keiner kann sagen, wann die Kommerzialisierung zu groß wird. Sollte das passieren, kann auch Facebook ein MySpace-Schicksal erleiden. Das wäre dann die Chance für ein neues soziales Netzwerk, denn der Bedarf der Menschen ist weiterhin gegeben", erklärt Schär.

(Ende)
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