Alpbach: Chinesische Patentanmeldungen explodieren
Präsident des Österreichischen Patentamtes ortet europäischen Handlungsbedarf
Alpbach (pts008/22.08.2012/11:00) Im Rahmen der Technologiegespräche des Europäischen Forums Alpbach zum Thema "Technologiemarkt China" betonte der Präsident des Österreichischen Patentamtes, Dr. Friedrich Rödler, dass das bevölkerungsreichste Land der Erde immer mehr in die Rolle der kommenden ökonomischen Weltmacht schlüpft und sich auf der wirtschaftlichen Überholspur befindet.
"Die Bedeutung Chinas auf der globalen Bühne von Politik und Wirtschaft wächst. Mit der Entdeckung und Bejahung der Marktwirtschaft wurde anderen Wirtschaftsnationen ein Tempo und ein Ausmaß vorgegeben, das seines gleichen sucht. Mit dem WTO-Beitritt 2001 wurde eine umfassende Ökonomisierung der chinesischen Wirtschaft begonnen. 'Patente statt Plagiate' lautet das Credo der chinesischen Wirtschaft. Und das sollte Europa zu denken geben. China ist nicht mehr die 'verlängerte Werkbank der Welt', sondern entwickelt sich durch sein Forschungs- und Entwicklungssystem zur number one; es entwickelt sich rasant in eine innovationsgetriebene hochentwickelte Wirtschaft", betonte Präsident Rödler.
Bereits 7 % der im Europäischen Patentamt angemeldeten Patente stammen aus China. Das Anmeldeaufkommen aus China hat in den letzten fünf Jahren beim Europäischen Patentamt um 33 % zugenommen. China soll laut seiner "Patent Developement Strategy" bis zum Jahr 2015 unter den weltweit ersten Nationen bei Patentanmeldungen sein - vor allem in Hinblick auf Hochtechnologie.
"Doch nicht nur China sollte uns Europäern zu denken geben: Gemessen an der Patenaktivität pro eine Million Einwohner haben Japan, die USA, Südkorea und Israel unseren Kontinent weit überholt. 32 % der Patenanmeldungen für den europäischen Raum kommen mittlerweile aus China, Japan und Südkorea", so Rödler.
Aufgrund dieser Zahlen hat Europa dringenden Handlungsbedarf; außerdem ist absehbar, dass die exorbitante Entwicklung bisher nur innerchinesischer Erfindungsanmeldungen in kürzester Zeit auch Europa erreicht.
2011 gab es laut Jahresbericht des Chinesischen Patentamtes bereits über 1.100.000 Erfindungs - und Gebrauchsmusteranmeldungen - davon jedoch wurde nur ein Bruchteil von ausländischen Staatsbürgern und Firmen angemeldet.
Kleinere und mittlere Unternehmen vernachlässigen oftmals den Schutz ihres geistigen Eigentums und melden so gut wie keine Patente in China an, was natürlich eine Kostenfrage ist, obwohl der Investitionsstrom von KMU nach China zunimmt. Der chinesische Markt ist in zunehmendem Ausmaß auch für europäische Unternehmen z.B. in den Branchen Maschinenbau, Elektronik, Chemie aufgrund der rückläufigen Entwicklung in den traditionellen Absatzmärkten von Bedeutung. Jedoch müssen ausländische Unternehmen ihr Handling - "Wie schütze ich mein geistiges Eigentum" - auf diesem neuen Markt verbessern.
Und dazu brauchen die Unternehmen Unterstützung und Beratung von österreichischer Seite wie dem Österreichischen Patentamt und seiner Servicetochter serv.ip, damit sie nicht in eine Kostenfalle schlittern (Anwaltskosten, Übersetzungen, Gebühren).
Präsident Rödler: "Die Konsequenz aus der rasanten Entwicklung des chinesischen Wirtschaftsmarktes, aber auch der exorbitanten chinesischen Patentanmeldezahlen ist es, die Wettbewerbsfähigkeit Europas durch ein einheitliches EU-Patent zu steigern. Wenn Europa an der Spitze der Innovation sein will, ist eine verbesserte und einheitliche Patentstrategie unverzichtbar. Der harte globale Wettbewerb zeigt uns, dass der Schutz geistigen Eigentums wichtig wie nie zuvor ist. Patente sind die Triebfeder für die Förderung von Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit jedes Landes, jedes Wirtschaftsraumes. Das EU-Patent würde mehr Schutz und wesentlich niedrigerer Kosten für Unternehmen innerhalb der europäischen Wirtschaft bringen. Wenn wir den globalen Entwicklungen nichts entgegensetzen, läuft Europa Gefahr, bald hinter den boomenden asiatischen Märkten hinterherzuhinken. Ich kann nur eines immer wieder betonen "Save Your Ideas!", so der Präsident des Österreichischen Patentamtes.
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Cornelia Zoppoth
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