Gemeinde Laaben will Tier-Gnadenhof teilweise schleifen lassen
Tierheim soll wegen Versäumnissen der Baubehörden teilzerstört werden
Laaben (NÖ) (pts014/08.10.2012/11:40) Der Gnadenhof Hendlberg soll nächste Woche wegen schwerer Versäumnisse der Baubehörden teilzerstört werden. "Seit ich vor 17 Jahren den Hof gekauft habe, muß ich gegen diesen Straßenbau-Wahnsinn ankämpfen", so Tierarzt Dr. Franz-Joseph Plank, Obmann des in Laaben ansässigen Tierschutzvereins ANIMAL SPIRIT und Gründer des - seit 1999 bestehenden und zu 100 Prozent aus privaten Spendengeldern finanzierten - Gnadenhofes Hendlberg mit derzeit fast 200 geretteten Tieren. "Sämtliche behördlichen Instanzen haben einer alten Frau, die durch diese Straße aus egoistischen Gründen eine über 50 Jahre unbewohnte Ruine aufwerten will, Recht gegeben, entgegen aller berechtigten Einwände und Privat-Gutachten, die auf die extreme Hangrutsch-Gefährdung, Beschädigung oder Zerstörung der bestehenden Gnadenhof-Gebäude, Verwüstung der Tier-Weiden, Abgraben der Wasserversorgung et cetera hinweisen. Aber Haupt-Leidtragende wären wieder einmal die Tiere, die durch dieses Wahnsinns-Projekt teilweise ihre Weiden, Unterkünfte und auch ihren Frieden verlieren würden!"
Zur Vorgeschichte: Durch pure Schlamperei der Gemeinde Brand-Laaben sind die Bauanträge vom Februar 2001 für den Betrieb des - mittlerweile mit offizieller Tierheim-Bewilligung ausgestatteten - "Gnadenhofes Hendlberg" über elf Jahre lang unerledigt liegen geblieben! Das ursprüngliche Ansuchen erfolgte somit lange vor Einlangen des Einreichplanes für diese Straße (2003 beziehungsweise vor Eintritt der Rechtskraft 2008), die mitten durch den Gnadenhof, seine Weiden und sogar einige Tier-Unterkünfte führen würde. Da die geplante Trasse dieser Zufahrtsstraße aber Gebäude schneidet, die bereits vor mehr als zehn Jahren errichtet worden sind (Schweine- und Meerschweinchenstall, Heulager, Mistlagerplatz), hätte die Straßen-Bewilligung in dieser Form gar nicht erteilt werden dürfen, da die Ansuchen seitens ANIMAL SPIRIT wesentlich früher erfolgt waren und damals kein Grund bestand, die für den Betrieb des Gnadenhofes notwendigen Gebäude nicht zu bewilligen. Es wurde daher erst letzten Freitag ein neuerlicher Antrag an die Gemeinde geschickt, die Bauanträge von 2001 für die betroffenen, vom Abbruch bedrohten Gebäude zu reaktivieren.
Zudem gab es seitens des Vereins mehrere Privat-Gutachten, verbunden mit erheblichen Anwaltskosten und etliche Verhandlungen mit dem Ergebnis, daß alle berechtigten Einwände aus mysteriösen Gründen - auch durch die Oberinstanzen Land NÖ und Verwaltungsgerichtshof - abgewiesen wurden. Dr. Plank weiter: "Ein damals völlig unerfahrener ÖVP-Bürgermeister, der als Landwirt von Baurecht sehr wenig Ahnung hatte, ein mutmaßlich korrupter - inzwischen entlassener - Gemeindesekretär (natürlich gilt auch hier die Unschuldsvermutung) sowie eine geänderte NÖ Bauordnung, die auch alle jahrzehntelang unbewohnte Ruinen als 'erhaltenswerte Gebäude im Grünland' (GEB) auszeichnet, ergaben diese unselige Mischung, der sämtliche unserer Einwände und Gutachten zum Opfer gefallen sind. Denn es wurde in all den Jahren - trotz unserer mehrfachen Anträge - niemals ordentlich und von unabhängiger Stelle geprüft, welche Gefahren durch diesen Straßenbau entstehen würden: Extreme Hangrutschungsgefahr auf diesem labilen Wienerwald-Flüschgestein - erschwert noch dazu durch zwei Serpentinen an einer der steilsten Stellen des Grundstücks, die zudem dreimal unsere Grundgrenze durchkreuzen würden - kein hydrologisches Gutachten, keine Probebohrungen."
"Zudem blieb bis heute die brennende Frage unbeantwortet, wer bei eventuell eintretenden Schäden/Rutschungen/Rissen an den bestehenden Gebäuden (zwei Wohnhäuser, diverse Stallungen und Lagerräume) oberhalb dieser projektierten Straße die Verantwortung beziehunsgsweise Haftung übernehmen würde. Jedenfalls habe ich bis dato noch keine diesbezügliche Schadloserklärung von der Baubehörde erster Instanz, also von Bürgermeister Helmut Lintner - ebenfalls ÖVP - erhalten, und das, obwohl die Gemeinde dieses Wahnsinnsprojekt auch noch co-finanziert! Ebensowenig natürlich von der diesen Bau betreibenden Frau Esther Seydl-Wershofen, von Baumeister Ing. Manfred Kreutzer oder der ausführenden Baufirma STRABAG. Wohl auch weil das erwähnte Beweissicherungs-Gutachten des von uns beauftragten gerichtlich beeideten Sachverständigen, DI. Walter Pistulka, neuerlich explizit darauf hinweist, daß `die derzeit vorliegenden Risse und Absenkungen (an den bestehenden Gebäuden bzw. an der unterhalb derer errichteten Kreinerwand) auf einen rutschgefährdeten Hang hindeuten, der durch die Errichtung eines Notweges in seinem labilen Gleichgewicht gefährdet ist."
Durch eine kürzliche, unangemeldete Begehung hat der Gnadenhof quasi "zufällig" erfahren, dass mit 15.10. 2012, also bereits in einer Woche, mit dem Bau begonnen werden soll, und das, obwohl es noch nicht einmal einen rechtsgültigen Abbruchbescheid für die von der Straßentrasse betroffenen Gebäude gibt. Wollen die Baumaschinen der STRABAG also in 7 Tagen einfach über alles - inklusive der dort noch immer wohnenden Tiere - im wahrsten Sinne des Wortes "drüberfahren"? ANIMAL SPIRIT hat daher letzte Woche durch seinen Anwalt sowohl den Baumeister Kreutzer als auch die Fa. STRABAG aufgefordert, einen eventuellen Baubeginn mit 15.10.2012 zu unterlassen, da oben angesprochene Sachverhalte - wie u.a. fehlende rechtskräftige Abbruchbescheide für die erwähnten Gebäude - nicht geklärt sind, anderenfalls mit Besitzstörungs- und Schadenersatzklagen seitens ANIMAL SPIRIT sowie mit weiterer massiver Öffentlichkeitsarbeit zu rechnen wäre. Bereits jetzt wurde auch die Volksanwaltschaft von der Sachlage informiert.
Dr. Plank abschließend: "Auch ein persönliches Email an den CEO der STRABAG und ehemaligen LIF-Politiker, Dr. Hans Peter Haselsteiner, vom 24.9.2012 mit der dringenden Bitte, das Projekt in dieser Form nicht durchzuführen und gegebenenfalls eine alternative Trassenführung zu erwägen, welche unsere Gebäude nicht gefährden und unsere Tiergehege nicht zerstören würde, blieb bis dato unbeantwortet. Sollte es wirklich zu einer Zwangsschleifung der dzt. noch von vielen Gnadenhoftieren bewohnten Gebäude kommen, werden wir selbstverständlich nochmals sämtliche Pressevertreter informieren, da dann eine weitere Eskalation der Lage - zum Schutz der hier wohnenden Tiere - unvermeidlich wäre."
Immerhin hat dieses unsinnige Bauprojekt nun auch schon landespolitische Dimensionen erreicht, indem sich die Klubobfrau der Grünen Niederösterreich, Frau Dr. Madeleine Petrovic, welche den Gnadenhof Hendlberg seit Jahren aus eigener Wahrnehmung kennt, eingeschaltet hat und sich ebenfalls über die Vorgehensweise der Behörden empört: "Wir werden dieses Problem in den NÖ Landtag bringen, denn es mußte den zuständigen Behörden ja schon lange bekannt gewesen sein, daß hier divergierende Raumordnungs-Interessen kollidieren. Hier sind ganz offensichtlich raumordnerische Versäumnisse eingetreten und es kann nicht sein, daß diese nun wieder einmal auf dem Rücken und zulasten der unschuldigen Tiere ausgetragen werden."
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