Experteninterview: Zehn Fragen zu Mobile Learning
Dr. Volker Zimmermann, Vorstandsmitglied der IMC AG, über mLearning
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Saarbrücken (ptp012/07.11.2012/11:00) Dr. Volker Zimmermann, Vorstandsmitglied der IMC AG, äußert sich im Interview mit IMC-Pressesprecherin Tamara Hausmann über mLearning.
IMC: Welchen Einfluss haben mobile Technologien auf die Weiterbildung?
Aktuelle Studien, wie beispielsweise die Trendstudie MMB Learning Delphi 2012 (http://www.mmb-institut.de/monitore/trendmonitor/MMB-trendmonitor_2012_I.pdf ), zeigen deutlich, dass Mobile Learning das Umsatzthema der Zukunft im Bereich Bildungstechnologie sein wird. Dem stimme ich persönlich auch zu. Das Thema nimmt rasant Fahrt auf.
IMC: Warum entwickelt sich das gerade jetzt?
Die Verbreitung von Tablet PCs nimmt mit enormen Raten zu. Erst kürzlich hat Marktforscher IDC die Vorhersage der Tablet-Verkäufe für das gesamte Jahr 2012 aufgrund der bisherigen Zahlen von 107,4 Millionen auf 117,1 Millionen angehoben (http://www.tabtech.de/sonstiges/mehr-tablet-verkaufe-in-2012-als-zunachst-angenommen-windows-8-tablets-bis-2016-die-grosen-gewinner ). Das neue Windows-8-Tablet und die Veröffentlichung des iPad mini werden sicherlich die Verbreitung weiter verstärken.
Das Tablet ist zudem von seiner Nutzungsform das Device schlechthin für das mobile Lernen - einfach zu bedienen und handlich. Daher wird man den Tablet PC auch nutzen, um Bildungsprozesse im Unternehmen zu steuern. Das kann über firmeneigene Geräte, aber auch über die Privatgeräte der Nutzer, Stichwort: Bring Your Own Device, geschehen. Denn Mitarbeiter bringen ihr eigenes Tablet mit ins Unternehmen, lesen auf dem gleichen Gerät ihre Firmen-Emails und auch ihre Privatmails. Und genau so wird es auch mit dem Thema Lernen sein.
IMC: Wird denn künftig überhaupt noch am PC gelernt?
Ich gehe davon aus, dass zwar die Managementprozesse weiterhin auf der PC-Seite stattfinden werden, die Endanwender aber zunehmend zum Tablet PC oder zumindest zu Touch-PCs übergehen. Auch die Welt der Tablets und PCs wächst ja mit Windows-8 wieder zusammen. Allerdings wird auch parallel mit verschiedenen Geräten gearbeitet werden. Ein denkbares Szenario im Bereich Mobile Learning wäre, dass der Nutzer mit seinem Tablet PC von zu Hause aus oder auf dem Weg zur Arbeit über ein Learning Management System auf seine Lerninhalte zugreift und diese dann im Büro mit seinem PC weiter bearbeitet. Hier muss das System erkennen können, mit welchem Gerät gerade gearbeitet wird und die Inhalte dann in entsprechender Form bereitstellen.
IMC: Funktioniert das auch, wenn gerade keine gute Datenverbindung besteht?
In so einem Fall kann der Lerner bei einem Learning Management System wie unserem CLIX problemlos mobil auf alle bereits heruntergeladenen Kurse, Tests und so weiter zugreifen und diese auch offline bearbeiten. Die mobile Anwendung speichert den aktuellen Bearbeitungsstand und synchronisiert die Daten zum nächstmöglichen Zeitpunkt mit dem System.
IMC: Wir hören immer wieder, dass viele Unternehmen Probleme damit haben, multimediale Lerninhalte auf ihren Tablets abzuspielen. Gibt es hier eine Lösung?
In der Tat ist die fehlende Kompatibilität zwischen den diversen Tablets und vielen ursprünglich für den PC entwickelten Systemen ein großes Problem. Doch inzwischen kann dank HTML 5 der gesamte Content multimodal angelegt werden und ist dann auf unterschiedlichsten Endgeräten aufrufbar. Damit wird sogar das Problem umgangen, dass nicht alle mobilen Geräte Flash abspielen, ohne dabei Einbußen bei der Formatvielfalt in Kauf nehmen zu müssen.
IMC: Gibt es das typische Szenario für mLearning im Betrieb?
Nein. Es gibt die unterschiedlichsten Formate, mit denen man arbeiten kann. Je nach Zielgruppe und Lehrstoff kann in einem Fall beispielsweise eine App die richtige Wahl sein, während in einer anderen Situation eine mobile Website oder ein Browserspiel passend ist. Auch die Distributionsart spielt hier eine Rolle: Soll der Inhalt über einen Drittanbieter wie etwa den Apple App Store vertrieben werden oder müssen die Daten auf einem unternehmensinternen Server liegen? Häufig ist auch das Thema Social Learning wichtig. Hierfür wird eine passende Lernplattform benötigt. Insofern ist es für uns Anbieter wichtig, Learning Management Systeme aufzubauen, die unterschiedliche Szenarien unterstützen können.
IMC: Welche konkreten Vor- und Nachteile haben die verschiedenen Lösungskonzepte?
Die Entwicklung von Apps eignet sich zum Beispiel bei Spielen oder hochinteraktiven Angeboten. Touchscreen-Funktionalitäten wie Wischen, Schütteln oder Kippen, aber auch die Möglichkeiten der Hardware wie beispielsweise das Mikrofon, die Kamera, die Vibrationsfunktion oder der GPS-Sensor bieten viele interessante Bedienfunktionen. Zudem muss man nicht zwangsläufig eine gute Datenverbindung haben, um eine App nutzen zu können. Diese Vorteile stehen der Tatsache gegenüber, dass Apps immer nur auf einem System laufen und mehrfach programmiert werden müssen, wenn sie für alle Endgeräte nutzbar gemacht werden sollen. Zudem benötigen Apps je nach Umfang mehr oder weniger Speicherplatz auf dem Gerät.
Die Alternative sind mobile Websites, die im Netz abgelegt und mit allen Systemen abrufbar sind. Dank neuester Technologien passen sie sich automatisch an die Displaygröße aller Geräte an. Der Fokus liegt hier eindeutig auf den Inhalten. Mobile Websites können zwar nur begrenzt auf die individuellen Hardwaremöglichkeiten der Endgeräte zugreifen, bringen dafür aber ein hohes Maß an Flexibilität mit sich, da die Inhalte jederzeit unkompliziert änderbar sind. Eine Freischaltung durch den Anbieter eines App Marktplatzes ist hier nicht notwendig.
Interaktive eBooks bilden eine Art Zwischenlösung, denn sie liegen zwar als Datensatz auf dem Endgerät und bieten viele typische Bedienungsfunktionalitäten, können aber anders als native Apps auch über die eigene Website oder per Email verteilt werden. Interaktive eBooks erweitern das klassische eBook Format durch weiterführende Anwendungen wie integrierte Videos, eTests, Weblinks und so weiter. Das ist unter anderem ein sehr interessantes Format für Corporate Publishing. Aber auch in Hinblick auf den digitalen Schulranzen sowie natürlich in der betrieblichen Weiterbildung sehe ich die Zukunft des mLearning bei interaktiven eBooks als Hauptmedium!
IMC: Wird denn der digitale Schulranzen bald weit verbreitete Realität sein?
Das mobile Lernen wird definitiv in Kürze großen Einfluss auf den Schulunterricht nehmen. Wenn es um neue Technologien geht, sind ja gerade Kinder und Jugendliche oft viel schneller auf dem aktuellsten Stand als so manches Unternehmen. Im digitalen Klassenzimmer werden Bücher digital genutzt und multimediale Übungen aktiv eingesetzt. Das bringt auch ein hohes Maß an Motivation für die Schüler mit, denn mit interaktiven eBooks lässt sich Lehrstoff sehr abwechslungsreich vermitteln. Die Preise für die benötigten Endgeräte werden laut Expertenmeinung zukünftig weiter sinken, so dass ein Tablet bald erschwinglicher sein kann, als ein einzelnes Schulbuch!
IMC: Die Erstellung dieser Formate bietet die IMC im Rahmen der New Media Services an. Aber können Unternehmen ihre Inhalte auch selbst erstellen?
Sicher, auch hierfür bieten wir die passenden Lösungen an. Mit unseren Autorentools POWERTRAINER und LECTURNITY ist es schon jetzt möglich, selbst Lerninhalte für mobile Geräte zu erstellen. In Kürze wird außerdem die neue Version des POWERTRAINER veröffentlicht, die in genau diesem Bereich einen klaren Schwerpunkt setzt. Dann wird es nicht nur möglich sein, mobile Web-based Trainings mit all den bekannten Funktionalitäten wie Videos, Animationen und Tests zu erstellen, sondern auch eigene interaktive eBooks im ePub3 Format zu produzieren, die dann auf allen Plattformen und Geräten lauffähig sind!
IMC: Welche weiteren Entwicklungen bringt die Zukunft des Mobile Learning Marktes?
Ich glaube, dass der Gesamtprozess von Erstellung, Verteilung und Anwendung zukünftig noch besser aufeinander abgestimmt sein wird und vor allem noch stärker die Anforderungen der mobilen Landschaft berücksichtigen wird. Das heißt, alle Schritte werden vollständig in der Cloud abgebildet sein. Autorentools werden ortsunabhängig in der Cloud betrieben, wodurch Änderungen jederzeit und von mehreren Kollegen flexibel umgesetzt werden können. Das fertige Ergebnis wird direkt in eine Lernplattform in der Cloud eingespeist - beispielsweise in unser Learning und Talent Management System CLIX, das als SaaS Version auf der Microsoft Cloud Windows Azure läuft. Die Endanwender greifen dann über eine mobile Anbindung an diese Plattform auf die Inhalte zu. Somit wird sichergestellt, dass Lerninhalte flexibel mit den verschiedenen mobilen und stationären Geräten bearbeitet werden können.
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