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"Hungriges Herz": Autobiografie einer Bulimikerin

Autorin Sara Schätzl räumt im neuen Buch mit ihrer Vergangenheit auf


Wien (pte001/16.02.2015/06:00) "Viele Dinge sind anders, wie sie scheinen", meint die junge Schauspielerin und Buchautorin Sara Schätzl http://sara-schaetzl.de in ihrem jüngsten Werk "Hungriges Herz", das bei Schwarzkopf & Schwarzkopf http://schwarzkopf-verlag.net erschienen ist. Entgegen den Empfehlungen ihrer Berater hat die 27-Jährige ein umfassendes Bekenntnis über ihre 14 Jahre lange Bulimie-Erkrankung in Buchform gebracht.

Dabei ist sie schonungslos mit sich und ihrer Vergangenheit umgegangen, ohne jedoch anzuklagen, erklärt sie im pressetext-Interview. "Der Weg aus dieser Erkrankung war hart. Doch letztlich ist diese Ehrlichkeit befreiend und heilend", bestätigt sie. Heute lebt die junge, alleinerziehende Mutter als Schauspielerin in Los Angeles.

Fehlende Selbstliebe zerstörend

Laut Schätzl ist es jetzt leichter, über diese Erkrankung zu sprechen. Aber wenn man selbst mitten drin stecke, sei diese Klarheit überhaupt nicht vorhanden. Die Wahrheit darüber, was da wirklich los war, habe sie selbst jahrelang nicht sehen wollen. "Ich habe Menschen in mein Leben gelassen, die schwere Persönlichkeitsstörungen hatten. Schließlich war ich ja auch nicht in der Lage, eine Grenze zwischen ihnen und mir zu ziehen."

Fehlende Selbstliebe, kein Selbstwertgefühl, ja sogar Selbsthass, sind die der Krankheit zugrunde liegenden Emotionen. "Ich konnte diese Bulimie so gut kaschieren, dass niemand in der Umgebung wusste, dass ich daran litt", erzählt sie. Selbst das Erbrechen hatte sie schon so gerlernt, dass es geräuschlos möglich war.

In München lebte Schätzl nach außen den Traum des Glamour-Girls. "Doch innerlich war ich angeschlagen. Die einzige Konstante in diesem Leben war meine Bulimie. Ihr konnte ich einfach immer vertrauen", erzählt die junge attraktive Frau. Als sie vom Vater ihres neugeborenen Sohnes kurz nach der Geburt verlassen wurde, beschloss sie nach Los Angeles auszuwandern, um dort neu zu starten.

Der lange Weg der Therapie

Selbstbetrug und das konstante Verleugnen der Realität gehörten zu den schlimmsten Begleiterscheinungen. Ein Unfall aufgrund von Herzrhythmusstörungen und der anschließende Aufenthalt in der Notfallklinik haben die junge Frau dann dazu gebracht, eine Therapie zu beginnen. "Ich wollte auf alle Fälle verhindern, dass mir mein Kind von der Fürsorge weggenommen wird."

Schätzl begann in Santa Monica, weit von ihrer Wohnung entfernt, mit einer Therapie. "Ich schämte mich so sehr für meine Krankheit, dass ich eine Gruppe wählte, die am weitesten von meinem Haus entfernt lag. Was mich zwischendurch sehr erschüttert hat, war meine immer größer werdende Isolation, die durch diese Krankheit noch weiter verstärkt wurde."

Isolation und Einsamkeit

Eine hoffnungsvolle Begegnung mit einem jungen Mann scheiterte, weil dieser, abgeschreckt durch ihr Geständnis, sich nicht mehr meldete und den Kontakt einfach abbrach. Ein Schlüsselsatz, um diesen Leidensweg endlich zu beenden, kam von einer nahestehenden Freundin: "Sara, wir müssen uns erst komplett selbst finden, damit der Andere uns finden kann."

Der Weg durch eine Sucht - und das ist die Bulimie zweifellos - ist immer der Weg zu sich selbst zurück. Wenn man sich selbst gefunden hat, kann einem niemand und nichts von dem kleinen Sockel der Selbstachtung stürzen. Ein Freund aus der Selbsthilfegruppe formulierte es so: "Werde dein eigenes Licht."

"Sara, Dir hören die Menschen zu"

Die letzte Sitzung im Therapiezentrum von Santa Monica bildet auch das Ende des sehr einfühlsam geschriebenen Buches, dessen "Flow" in keinem Monent fehlt. "Patricia, die älteste in meiner Therapiegruppe, begeleitete mich zum Auto und sagte: 'Kleines, Dir hören die Menschen zu. Das ist selten. Das ist dir nicht bewusst, aber viele mit unserer Krankheit hätten viel zu zu sagen und keiner hört zu. Dir hört man zu. Mach etwas daraus!'"

"Ob jemand aus diesem Buch etwas abschauen oder lernen kann, bleibt letztlich jedem selbst überlassen", meint Schätzl abschließend im pressetext-Interview. Die Hoffnung, dass es so ist, habe sie jedoch schon. "Letzlich geht es um Liebe, und die betrifft uns ohnehin alle."

(Ende)
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