Uraufführung des Filmportraits "Mundus decipi vult - Welt will betrogen seyn" am 7.5. in Linz
Im Anschluss Diskussion mit Hauptdarsteller und Wirtschaftsanwalt Hans Scharpf LL.M.
Linz (ptp012/05.05.2015/09:30) Die bundesdeutsche Rechtsprechung und ihre (Nicht-)Anwendung in der Finanzwelt ist der Ausgangspunkt für das Filmportrait "Mundus decipi vult - Welt will betrogen seyn" des Frankfurter Wirtschaftsanwalts Hans Scharpf, LL.M. Er sagt: "Wenn vorhandenes Recht wortgetreu angewendet und ausgelegt würde, hätten wir keine Bankenkrise." Die Uraufführung findet am 7. Mai an der Johannes Kepler Universität (JKU) in Linz statt. Veranstalter ist das Kulturinstitut an der JKU Linz.
Es handelt sich um ein Filmportrait über den Frankfurter Wirtschaftsanwalt Hans Scharpf LL.M., dem stellvertretenden Vorsitzenden der Bürger- und Menschenrechtsorganisation Business Crime Control e.V. Er lehrt an der Universität Frankfurt Wirtschaftsstrafrecht, hält Vorträge über Widerstandsrecht, engagiert sich auch in der Bewegung "Geldhahn zu". Nach der Uraufführung besteht die Gelegenheit zur Diskussion mit Herrn Scharpf und der Regisseurin Johanna Tschautscher.
Schulden- und Steuerstreik als Basis des Films
Der Film "Mundus decipi vult - Welt will betrogen seyn" entstand auf Grund eines Schulden- und Steuerstreiks. Den hatte der Wirtschaftsanwalt begonnen, als er erkannte, dass Banken von der Justiz anderes behandelt werden als Unternehmen - auch wenn es sich um idente Vergehen handelt. In der Bundesrepublik Deutschland wurden im Jahr 2014 sage und schreibe 75 Prozent (!) der einschlägigen Ermittlungsverfahren eingestellt. Bei Wirtschaftskriminalitätsfällen liegt dieser Prozentsatz noch höher. Große Verbrechen können von einer unterbesetzten und überlasteten Justiz nicht mehr angemessen geahndet werden. Der Verlust, welcher der Bundesrepublik Deutschland dadurch entstanden ist, geht in die Milliarden Euro. Der Wirtschaftsanwalt provoziert mit seinem Steuer-und Schuldenstreik die Justiz und fordert sie heraus, über ihre Lähmung nachzudenken.
Die Filmemacherin Johanna Tschautscher hat Hans Scharpf in seiner Kanzlei in Frankfurt am Main besucht und acht Tage mit ihm gefilmt. Sie hat in der Kanzlei Rechtsanwälte und Rechtsanwältinnen kennen gelernt, die das Problem und die Überforderung von MitarbeiterInnen an deutschen Gerichten persönlich kennen. Bei einer Geburtstagsfeier berichtete eine Mitarbeiterin der Kanzlei, dass ihre Freundin nun auch schon am Sonntag ins Gericht müsse, weil sie die Arbeit unter der Woche nicht mehr bewältigen könne.
"Der Staat muss die Justiz so ausstatten, dass sie kriminelle Herrschaften hinter Gitter bringen kann", fordert Hans Scharpf zu Beginn des Filmes "Mundus decipi vult". Vorher sei er nicht bereit "diesem Staat" Steuern zu zahlen, wenn er jene davon kommen lasse, die diesen Staat um Milliarden betrügen.
Background zum Inhalt der Doku: Großstädte verlieren Millionen, Schädiger verlangen Schadenersatz von den Geschädigten, Bankvorstände werden in Millionenhöhe bestochen, tausende Bürger erliegen einem Anlegerbetrüger, die hohe Politik ist involviert - die Justiz hat weder Mittel noch Ausstattung, um den Betrug aufzuklären. Unternehmen erhalten Strafen, Banken werden bei gleichen Vergehen bevorzugt. Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofs zu Verbraucherschutzlinien finden keine Anwendung. In Hans Scharpf festigt sich die Gewissheit, es herrsche an deutschen Gerichten immer dann Willkür, wenn gegen Banken entschieden werden soll. Der Rechtsanwalt geht als politische Aktion in einen Steuer- und Schuldenstreik. Die sehr persönlichen Aussagen über seine innersten Motive erzählen von einer großen Sehnsucht nach einer neuen Ordnung.
In ihrem Regiestatement schreibt die Regisseurin Johanna Tschautscher: "'Mir imponiert die Ernsthaftigkeit, mit der Hans Scharpf vor dem Pragmatismus der Praxis nicht zu kapitulieren bereit ist'", schreibt Anette Hartung von AHA Strategische Kanzleientwicklung in Frankfurt am Main. Mir hat die Ernsthaftigkeit von Hans imponiert. Sie ist gepaart mit einer wahrlich herausfordernden Unverfrorenheit, die jedoch nie selbstgefällig wird. Mit juristischem Wissen reichlich ausgestattet, zusammen mit der Fähigkeit zum Querdenken, bleibt Hans mit einer irdischen Wurzel immer in einer Dimension, die nur mit einer Frage beschrieben werden kann: 'Was ist der Mensch im Unendlichen?' Diese lyrische Seite bleibt bei ihm im Privaten. Ich konnte sie kennen lernen. Aus ihr heraus verstehe ich seine Aktionen, sein Urgieren, Nachfragen, Provozieren und die ständige Behauptung einer Zukunft, in die wir uns weder von der herrschenden Praxis noch von Unterlegenheit treiben lassen, sondern die wir gestalten und fordern können. Hans Scharpf und ich haben manches gemeinsam. Unter anderem wollten wir beide als Jugendliche Förster werden. Er in Hessen, ich in den österreichischen Alpen. 'Der Berg ist nicht wild, nur dass nichts wächst auf ihm, das macht in wild.' Zukunft säen."
Johanna Tschautscher ist eine international anerkannte Dokumentarfilmerin.
http://www.johanna-tschautscher.eu
Zuletzt: Film "TOO BIG TO TELL", ÖkonomInnen über unser Finanzsystem. 112 min. AUT 2014
http://www.johanna-tschautscher.eu/filme/too-big-to-tell/
Eckdaten der Uraufführung von "Mundus decipi vult - Welt will betrogen seyn"
Zeit: Donnerstag, 7. Mai 2015, 17 Uhr s.t.,
Ort: Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, 4040 Linz-Auhof, Hörsaal 3 (=Hinterer Hörsaaltrakt)
Veranstalter: Kulturinstitut an der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz, http://www.kulturinstitut.jku.at
Aussender: | VWGÖ - Verband Wissenschaftlicher Gesellschaften Österreichs |
Ansprechpartner: | Michaela Pinkawa |
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