spusu: "Die EU scheitert bei der Mathe-Zentralmatura und fliegt beim Nachzipf mit Pauken und Trompeten durch!"
Roaminggebühren: Vom Aussterben großer Datenpakete und steigendem Preisniveau
Wien (pts018/08.09.2016/14:10) Die EU plant mit 17. Juni 2017 den Wegfall der Roaminggebühren innerhalb der EU, für 90 Tage im Jahr. Damit wird es möglich, die im Tarifpaket enthaltenen Daten, Minuten und SMS auch im Ausland zu nützen und zwar zu denselben Konditionen wie im Inland.
Diesen Grundgedanken - kostengünstiges Surfen und Telefonieren innerhalb der EU - begrüßt auch der österreichische Mobilfunkanbieter spusu. "Für die Konsumenten ist dies eine sehr erfreuliche Entwicklung, die wir von spusu voll und ganz unterstützen. Aber die EU hat ihre Aufgaben noch nicht richtig gemacht", warnt spusu-Geschäftsführer Dipl. Ing. Franz Pichler.
Der Grund: Um den Auslandsdienst zu gewährleisten müssen heimische Mobilfunkanbieter rund zehn Mal (!) höhere Netzgebühren im betroffenen Land entrichten, was zwangsläufig mit einer Erhöhung der Tarife im Inland einhergehen würde.
EU mit Rechenschwächen
Dies wird durch ein simples Rechenbeispiel deutlich: Als Netznutzungsgebühr - also jene Beträge, die ein österreichischer Anbieter an ausländische Netzbetreiber zahlen muss - schlägt die EU-Kommission Preise in Höhe von 4 Cent pro Minute, 1 Cent pro SMS und 0,85 Cent pro Megabyte vor.
Verbraucht der Kunde seine gesamten Freieinheiten, zum Beispiel im Tarif "spusu 12.000" (1.000 Minuten, 1.000 SMS und 10 GB Daten um 19,79 Euro) im Ausland, hätte dies für den Anbieter eine Kostenbelastung von 135 Euro zur Folge. "Den Einnahmen von aufgerundet 20 Euro stehen Ausgaben von 135 Euro gegenüber. Man muss kein Mathematik-Genie sein um die Problematik dieses Szenarios zu erkennen", so Pichler.
Datenschiffe zerschellen am Kosteneisberg
In anderen Worten bedeutet das, dass die immer stärker werdenden Tarife mit großen Datenmengen zunehmend zur Kostenfalle für Mobilfunkanbieter ohne internationalem Netzwerk werden. "Anstatt einen vielfältigen Markt im Mobilfunk-Segment zu fördern, schützt die EU damit nur große Mobilfunkbetreiber, die in einem Großteil der EU-Länder auf die eigenen Netze zurückgreifen können. Jene Anbieter, die keine eigene Netzinfrastruktur besitzen werden dadurch an den Rand gedrängt", ist Pichler überzeugt und weiter: "Die Politik der EU zielt auf eine Marktkonsolidierung auf europäischer Ebene ab, bei der die kleineren, günstigeren Mobilfunkanbieter auf der Strecke bleiben und die Konsumenten für die Allmachtsfantasien der Großkonzerne letztlich die Zeche zahlen werden."
Netzgebühren müssen drastisch gesenkt werden
Das birgt auch schwere Folgen für Österreichs Wirtschaft, denn die Gewinne der Mobilfunkanbieter werden damit ins Ausland transferiert. Und die Folgen derartiger Entwicklungen sind aktuell in der Causa Apple-Irland zu beobachten.
Im Klartext: Das geplante Konzept zur Abschaffung der Roaminggebühren hilft weder dem Mobilfunkanbieter noch dem Kunden. Die Konsumenten werden durch unklare Regelungen und nicht eingehaltenen Versprechen verunsichert, während Provider für faire Tarife im Endeffekt draufzahlen.
Pichler abschließend: "Die Lösung für dieses Dilemma ist denkbar einfach: Die Rechenschwäche der EU kann nur durch eine Senkung der internationalen Netznutzungsgebühren auf ein Zehntel der vorgeschlagenen Preise verhindert werden, also auf ein Preisniveau, wie es bereits in Österreich üblich ist. Das wird notwendig sein, um die Existenz der günstigeren, fairen Anbieter und damit auch einen regulierten Wettkampf sowie ein niedriges Preisniveau langfristig garantieren zu können. Wir begrüßen die Pläne der EU-Kommission, aber diese dürfen nicht auf dem Rücken der günstigen Mobilfunkanbieter und der Konsumenten ausgetragen werden."
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