Schweizer Ingenieur Elmar Mock als Finalist für den Europäischen Erfinderpreis 2017 nominiert
München (pts023/26.04.2017/11:30) * Als Ingenieur der Swatch-Uhr in der Kategorie Lebenswerk nominiert
* Erfindung revolutionierte die Uhrenherstellung und belebte ganze Industrie neu
* In 30 Jahren 178 Patentfamilien geschaffen
* Erfinden als Geschäftsmodell: Mocks Denkfabrik Creaholic produziert Innovationen
* EPA-Präsident Battistelli: "Mock ist ein Erfinder, der den Status Quo immer wieder in Frage stellt. Indem der mit Konventionen brach, gab er der Welt nicht nur ein Kultobjekt. Er baute auch ein erfolgreiches Unternehmen auf, bei dem sich alles um Erfindungen dreht."
Der Schweizer Ingenieur und Unternehmer Elmar Mock ist für den Europäischen Erfinderpreis 2017 nominiert. Am besten bekannt ist er als Miterfinder der Swatch-Armbanduhr, die die Uhrenherstellung revolutioniert hat und der zu dem Zeitpunkt darbenden Schweizer Uhrenindustrie wichtige neue Impulse gab. Er war der Erste, der das Kunststoffschweissverfahren bei Uhren anwendete und damit den Grundstein für eine "Innovationsfabrik" legte. Mock schuf als Erfinder oder Miterfinder 178 Patentfamilien über verschiedene Branchen hinweg, von der Uhrenherstellung über Maschinenbau bis zur Medizintechnik. Heute ist er Chef eines Unternehmens, das mit professionellen Erfindern Lösungen für multinationale Unternehmen entwickelt, die schon häufig die Keimzelle für Unternehmensneugründungen waren.
Für diese Leistungen und sein Schaffen als Erfinder über drei Jahrzehnte hinweg wurde Elmar Mock jetzt für den Europäischen Erfinderpreis nominiert. Er ist einer von drei Finalisten in der Kategorie "Lebenswerk". Der Erfinderpreis wird jährlich vom Europäischen Patentamt (EPA) verliehen, dieses Jahr zum 12. Mal. Die Preisverleihung findet am 15. Juni in Venedig statt. Zuletzt schaffte es ein Schweizer im Jahr 2015, unter Hunderten von Kandidaten aus aller Welt unter die Finalisten zu kommen.
"Mock ist ein Erfinder, der es gewagt hat, den bis dahin als unantastbar geltenden Standard der Uhrenherstellung zu hinterfragen", sagte EPA-Präsident Benoît Battistelli bei der Bekanntgabe der Finalisten des Jahres 2017. "Indem der mit Konventionen brach, gab er der Welt nicht nur ein Kultobjekt. Er gründete auch ein erfolgreiches Unternehmen mit dem Geschäftszweck, Erfindungen auf den Weg zu bringen. Er verbindet auf einzigartige Weise Erfindungsreichtum mit Unternehmertum."
Die Armbanduhr neu gedacht
Rückblickend kann man es sich kaum vorstellen, dass jemals am Erfolg der Swatch gezweifelt wurde. Aber Mock musste viel Überzeugungsarbeit leisten, bis er seine Ideen umsetzen konnte. Das lag vor allem daran, dass Mock etwas machen wollte, was es in den 80er-Jahren bis dahin noch gegeben hatte: eine Uhr aus Plastik, statt wie üblich aus (oft kostbarem) Metall, die zudem noch aus bedeutend weniger Teilen bestand, nämlich aus nur 51 statt wie bis dato Standard aus 91.
Um das zu erreichen, hat Mock für einige Teile ein neues Herstellungsverfahren auf Basis der Spritzgusstechnik entwickelt und Ultraschall eingesetzt, um die Teile zu verschweissen. Mock war damit der Erste, der das Ultraschallschweissen von Spritzguss bei der Herstellung von Uhren eingesetzt hat, ein Verfahren, das zu der Zeit vorwiegend auf den Automobilbau beschränkt war. Sein erstes Patent für die neue Plastikuhr wurde 1982 angemeldet. Fünf weitere Patente sollten hinzukommen, um die einzigartige Swatch-Technik zu schützen.
Das Geschäft neu erfunden
Die Erfindung der Swatch markierte nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte der Uhrenherstellung; es veränderte auch sehr stark das Unternehmen, für das er arbeitete. "Für einen chaotischen Menschen wie mich war die Zeit vor der Markteinführung der Swatch eine wunderbare Zeit", sagt Mock. "Aber mit der Erfolg der Swatch und dem damit verbundenen Unternehmenswachstum kamen auch viele Strukturen und Prozesse, die mich einengten und mit denen ich mich nicht wohlfühlte. Ich wollte zurück zum Tüfteln, Ausprobieren und Erfinden."
Erfinden als Berufung
Mock folgte bei der Berufswahl seinem Vater, wurde erst Uhrmacher, dann Feinmechaniker. Mit nur 21 Jahren war er bei dem Schweizer Hersteller von Uhrwerken und Uhren ETA verantwortlich für die Kunststoffverformung. Im Anschluss studierte er Kunststofftechnik. Nach Abschluss des Studiums kehrte er zu seinem früheren Arbeitgeber zurück, wo er dann zum Miterfinder der Swatch wurde. Als die Verkaufszahlen Rekordwerte erreichten, war er bereits auf der Suche nach neuen Projekten.
Mock war zunächst einige Jahre freier Berater und hielt Vorlesungen an Universitäten, bevor er seine einige Firma Creaholic gründete, was er als sein wichtigstes Lebenswerk betrachtet: ein Think Tank oder eine Denkfabrik mit über 200 Kunden aus verschiedenen Branchen, von Medizintechnik bis zur Lebensmittelindustrie. Kunden kommen mit sehr speziellen technischen Problemen, für die sie selbst keine Lösung finden. "Wir sagen nicht: wir erfinden jetzt etwas. Sondern es gibt ein Problem und dafür suchen wir die beste Lösung. Auf dem Wege der Lösungssuche entstehen Innovationen", sagt Mock.
So entstanden auch mehrere der insgesamt neun erfolgreichen Unternehmensausgründungen. Eine davon ist Smixin. Der Name setzt sich zusammen aus Smart und Mixing. Das Unternehmen stellt berührungslose Handwaschsysteme her, die den Wasserverbrauch um rund 90 % und den Seifenverbrauch um 60 % im Vergleich zu herkömmlichen Waschbecken senken. Sie entstanden quasi nebenbei - als Creaholic auf der Suche nach einer Problemlösung für einen Getränkehersteller war. Die Idee, den Wasserverbrauch zu senken, führte zu noch zwei weiteren Erfindungen: den Duschkopf Gjosa und den Abfluss Joulia, die den Wasser- und Energieverbrauch beim Duschen erheblich senken.
Auch Mocks ursprüngliche Idee vom Ultraschallschweissen von Kunststoff bei der Uhrenherstellung führte zu weiteren neuen Anwendungen, zum Beispiel um Holz und andere für die Herstellung von Möbeln, Fussböden und Paneelen verwendete Materialien zu verbinden. Daraus entstand die Firma WoodWelding. Oder es fand abgewandelt Einsatz in der Medizin, um orthopädische Implantate an der Wirbelsäule zu befestigen. Daraus wurde SpineWelding. Eines der neuesten Spin-offs von Creaholic ist Miniswyss. Die Firma hat einen winzigen Piezomotor entwickelt, der Ultraschall einsetzt, um eine Keramikplatte zu bewegen. Er kommt in Smartphones-Kameras zum Einsatz, um Autofokus und Zoom zu steuern.
Creaholic, gegründet 1986, hat rund 50 Mitarbeiter und bereits mehr als 800 Aufträge ausgeführt. Zu den Kunden gehören Würth, Ikea, Nestle, Du Pont, Bosch, Nespresso, BMW und Roche. Die neun Spin-offs von Creaholic gehören den jeweiligen Mitarbeitern.
2010 wurde Mock für die Erfindung der Swatch mit dem Gaïa-Preis vom Internationalen Uhrenmuseum ausgezeichnet (zusammen mit Uhrmacher und Miterfinder Jacques Müller).
Weiterführende Informationen:
Video- und Foto-Material Elmar Mock - http://www.epo.org/learning-events/european-inventor/finalists/2017/mock.html
Video- und Foto-Material Europäischer Erfinderpreis - http://www.epo.org/learning-events/european-inventor/finalists/2016/cerne.html
Mehr über den Erfinder - http://www.epo.org/learning-events/european-inventor/finalists/2017/mock.html
Auswahl an Patenten: EP0101663 - https://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/biblio?CC=EP&NR=0101663B1&KC=B1&FT=D&ND=4&date=19861008&DB=EPODOC&locale=en_EP , EP0098239 - https://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/biblio?CC=EP&NR=0098239B1&KC=B1&FT=D&ND=4&date=19870114&DB=EPODOC&locale=en_EP
Über den Europäischen Erfinderpreis - http://www.epo.org/learning-events/european-inventor_de.html
Über das Europäische Patentamt (EPA) - http://www.epo.org/news-issues/press/background/epo_de.html
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